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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 1906, Nr. 1.
Im November
beginnt der S.-E.-Passat ebenfalls in 4 0 S. an der Küste und geht in 85 0 W. bis 1 0 S., in 90 0 W. bis
1° N. und in 100° und 105° W. bis 5.5° N. nach Norden. Von 100° bis 170° W. liegt seine Grenze
durchschnittlich auf 7° N., in der Mitte, d. h. in 120- 145° W., V* Grad nördlicher. Auf östlicher Länge
geht der regelmäßige Passat zwischen 165° E. und 180° nur bis 10° S. und zwischen 150° und 165° E.
bis 7.5° S. Weiter nördlich ist er gestört. Der Neu-Guinea-Monsun ist ausgedehnter als im Mai, sein
Gebiet umfaßt noch die Palau-Inseln. Der amerikanische Monsun ist dagegen an Ausdehnung etwas geringer;
seine Nordgrenze liegt in 85° W. auf 7.5° N., in 90° W. auf 7 0 N. und in 100° W. auf 6.5° N. Nach
Westen hin weht er bis 110° W. Die Südgrenze des N.-E.-Passates ist in 86° W. 9.5° N., in 90° W.
8.5° N., in 100° W. 9° N. zwischen 100° und 120° W. 10° N., zwischen 120° und 145° W. 9° N. und
von da bis 170° W. 8° N. Ganz an der Küste, zwischen 10 u und 13° N., beginnt im November ein
ablandiger lokaler Wind, der Papagayo, zu wehen, der im folgenden Monat seine volle Herrschaft erlangt.
Im westlichen Teile des Gebietes geht der N.-E.-Passat nicht ganz so weit nach Süden wie im Mai, zwischen
165° E. und 180° bis 4° N.
Liegt nun die durch die Grenzen der Windgebiete festgelegte Kalmenzone in jeder Jahreszeit
symmetrisch auf dem jeweiligen thermischen Äquator? Die Theorie macht es wohl für die mittleren, nicht
aber für die extremen Monate wahrscheinlich. Die Temperaturbestimmungen haben nur Geltung für die
untersten Schichten der Atmosphäre. Der die Kalmen bedingende Gürtel niedrigsten Barometerstandes
trifft aber nur mit dem Gürtel höchster mittlerer Temperatur der ganzen Luftmenge über einer ost-westlich
laufenden Breitenzone zusammen. Dieser Gürtel unterliegt theoretisch nicht so großen Schwankungen wie
die durch die höchste Temperatur an der Erdoberfläche ausgezeichnete Zone. Deshalb müßte diese im
August nördlicher und im Februar südlicher liegen als die Kalmenzone. Das ist im Stillen Ozean nicht
der Fall. Im August fallen beide mit ihrer Mittellinie zusammen. Im Februar zeigt sich die überraschende
Tatsache des umgekehrten Verhältnisses: die durch die mächtige Ausbildung des N.-E.-Passates zusammen
gedrückte und nach Süden verschobene Kalmenzone liegt mit ihrer Mittellinie im ganzen Verlauf südlich
vom Wärmeäquator. Das kommt daher, daß die großen Wassermassen der Meeresströme träger und weniger
Änderungen der Temperatur zugänglich sind als die Luftmassen der Atmosphäre. Durch ihre Einwirkung
auf die ganz von ihnen abhängigen, d. h. fast ausschließlich durch reflektierte Wärme erhitzten unteren
Schichten der Atmosphäre bilden sie für diese ein Hemmnis, sich proportional dem Gange der Temperatur
in den oberen Luftschichten anzuschließen, bei denen die zweite Erwärmungsart, die Absorbtion der direkten
Sonnenstrahlen, verstärkt auftritt. In der für den Jahresverlauf mittleren Lage fallen jedenfalls Kalmen
zone und Zone höchster Lufttemperatur zusammen, nie die Monate Mai imd November, die dieser Lage
entsprechen, zeigen, wenn auch nicht ohne Zulassen kleinerer Anomalien. So wird im November der
thermische Äquator in den ablandigen Passat an der mexikanischen Küste, den Papagayo, hineingezogen,
weil dieser als Fallwind relativ sein warm ist. Mehr als ein Übereinstimmen in den großen Zügen zwischen
Temperatur- und Windverhältnissen findet auch in dem Klima der größten Gleichmäßigkeit nicht statt,
sonst liefen Isobaren und Isothermen einander parallel.
Die Windstärken. Mit der Feststellung der Windverhältnisse im Äquatorialgürtel sind auch die
Grund züge der Verteilung der Windstärken nach der geographischen Breite vorgezeichnet. Vergleichbare
absolute Werte dafür werden durch Auszählung und Mittelbildung der den Angaben für Windrichtung an
gehängten Zahlen, die nach Beauforts Skala die Stärke des Windes bezeichnen, gebildet. Das ist für den
Stillen Ozean unter Benutzung aller Journale für die Monate Januar und Februar einerseits und Juli und
August anderseits durch die Deutsche Seewarte geschehen. Auf die Ergebnisse der Arbeit wird in folgendem
zurückgegriffen. Die erhaltenen Tabellen, die jedesmal einen Meridianstreifen von 10° darstellen, bringen
das, was von vornherein erwartet werden konnte, klar zum Ausdruck: die kleinsten Werte für die Wind
stärken in den Gebieten der schwachen Winde, Mallungen und Windstillen auf dem Windäquator und ihre
Zunahme für die stetig wehenden Passate. Wenn diese Tatsachen an einzelnen Stellen etwas verwischt
erscheinen, so kommt das auf Rechnung des unzureichenden Beobachtungsmaterials. Methodisch zusammen
gestellt ergeben sich für die Äquatorzone Tabellen, die dasselbe erkennen lassen wie die Isanemonen-Karten.
Die auf weniger als 50 Beobachtungen beruhenden Mittelzahlen sind eingeklammert.
i) Atm. d. Hydr., Bd. 23, 1895, 'S. 250—264 und 301—311.