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Full text: 26, 1903

IO 
Aus dein Archiv der Deutschen Seewarte — 1903 No. 3 
von Wild,*) welche durch sncoesive graphische Ausgleichung eine Amplitude ermittelt, über die hinaus alles 
als Störung aufgefaßt wird, und so die Tage ermittelt, welche als „Normaltage“ zu bezeichnen sind. 
Für fernere Rechnungen ist es nun von großem Werte, was G. Lfidelings**) Untersuchungen über 
den täglichen Gang des Erdmagnetismus an Normaltagen und an allen Tagen ergeben haben. In ein Ko 
ordinatensystem, dessen ?/-Achse der astronomischen Ost—West-Richtung entspricht und dessen sr-Achse 
Nord —Süd liegt, trägt er für jede Tagesstunde die Horizontalintensität nach Größe und Richtung ein und 
bekommt so Vektordiagramme. Es zeigt sich nun, daß für niedere und mittlere Breiten die Umlaufungs- 
Richtungen dieser Diagramme für Mittel aus allen oder aus Normaltagen im selben Sinne erfolgen, daß da 
gegen in Orten höherer Breiten Schleifen auftreten und daher die Umlaufsrichtung umgekehrt wird, sobald 
man Mittel aus allen 'lagen verwendet. Bei Mitteln aus Normaltagen bleibt die Umlaufsrichtung erhalten. 
Bei den eigentlichen Polarstationen ist die Deformation des Vektordiagramms eine so durchgehende, daß 
man aus Mitteln aus allen Tagen die tägliche Variation nicht rein erhalten kann. Zu den untersuchten 
Stationen gehört nun auch Pawlowsk. Auch hier ist ein Vektordiagramm der Störungen allein zu zeichnen, 
jedoch sein Areal ist so klein gegen das der Polarstationen, daß der Verwendung aller Tage kein Bedenken 
entgegenstellt. Da nun immerhin in den Normaltagen eine gewisse Willkür liegt, so glaubte Verfasser unter 
diesen Umständen, die Analyse auf Mitteln aus allen Tagen anwenden zu müssen, da man bei einer erst 
maligen Untersuchung nach Gesetzmäßigkeiten möglichst objektiv verfahren soll. 
Wie oben angegeben, hat P. A. Müller***) nach der Wild sehen Methode für Pawlowsk die Normal 
tage ermittelt; der tägliche Verlauf der Deklination im Jahresmittel aus allen Tagen und aus Normaltagen 
wurden hiernach der harmonischen Analyse unterworfen und so ergaben sich folgende Werte: 
alle Tage: 
«i = +2:611; 
U 2 = -U95; 
Uz —- +OÌ78; 
CO 
00 
o 
II 
e*- 
Normaltage: 
+ 2.51 
—1.69 
+ 0.83 
—0.4« 
alle Tage: 
V\ = 70?9 ; 
U> = 62?2 ; 
U 3 = 78?2; 
Ui =* 163°8 
Normaltage: 
47.9 
70.5 
97.4 
158.6 
Es sind also nur Differenzen vorhanden, die gegen die jährliche Amplitude des Koeffizienten zurücktreten. 
Der Umstand, daß also in Monatsmitteln die Störungen noch enthalten sein können, bildet demnach 
eine Grenze der Forschung nach Gesetzen des täglichen Verlaufes. Die andere Grenze ist dadurch gegeben, 
daß bei Stundenmitteln regelmäßige Erscheinungen mit kürzerer Periode als einer Stunde nicht zu ermitteln 
sind. Das eben Gesagte illustriert am besten der jährliche Verlauf der Lufttemperatur. Würde man 
Monatsmittel zu Grunde legen, so könnte mau keine regelmäßigen Erscheinungen untersuchen, die kleinere 
Periode besitzen als einen Monat. liegen Pentadenmittel vor, so bietet sich uns ein bedeutend kompli 
zierterer Verlauf, indem Ein- und Ausbuchtungen scheinbar regelloser Art einander folgen. Trotzdem zeigt 
sieb beim Vergleich der Verläufe aus verschiedenen Zeitabschnitten oder verschiedener Orte eines Klima 
gebietes doch sofort, daß fast jede Zacke an derselben Stelle in jeder Kurve auftritt; z. B. die Kälte 
rückfälle im Mai und Juni.v) Es ist daher ein Gesetz vorhanden, das Monatsmittel verdeckt lassen. 
In Folgendem können also nur jene Gesetzmäßigkeiten des täglichen Verlaufes durch 
die harmonische Analyse wiedergegeben werden, die aus stündlichen Mittelwerten aus 
allen Beobachtungen zu erforschen sind. 
Man findet die stündlichen Mittelwerte der Deklination zu Pawlowsk fiir das Polarjahr 1882/83 bei 
P. A. Müller: Ueber den normalen Gang etc. p. XLII—XLIII, unter Mittel der normalen plus gestörten 
Tage. Wie bei den meisten geophysikalischen Elementen kann man auch bei der Deklination in jedem 
Monat eine deutlich ausgeprägte Tagesbewegung und eine unregelmäßigere Nachtbewegung feststellen. Man 
kommt daher zu der Ueberzeugung, daß am Tage irgend welche kräftige Ursachen wirken, deren Einfluß 
nachts zurücktritt. Die Tageskurve ist regelmäßiger, die Nachtkurve unregelmäßiger, was auf die Vermutung 
führt, daß zu einer Kraftgruppe einer Gattung am Tage sich eine andere gesellt von anderer Natur. Daß 
sie mit der Rotation der Erde um ihre Achse zusammenhängt ist klar, ob der Einfluß aber ein direkter 
oder ein indirekter ist, ist zu untersuchen. 
*) Siehe Mitteil. d. Internationalen Polarkommission p. 199, 1884. 
**) G. Lildeling: Tägliche Variation des Erdmagnetismus an Polarstationen. Terr. Magn. 4, p. 245, 1899. 
***) P. A. Müller 1. c. 
f) Vergi. W, Marten: Ueber die Kälterückfälle im Juni. Abhdl. des Preuß. Meteor. Institut.
	        
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