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Full text: 26, 1903

Dr. A. Caspar: Bestimmung der PolhGhe der Sternwarte zu Heidelberg und ihrer Variation. g 
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kleinen Meridiankreise im Abstande von 45.69 Meter ziemlich dicht am Waldesrande steht. Man kann in 
folgedessen den Kollimationsfehler dieser beiden Instrumente leicht bestimmen und berichtigen, indem man 
ihre optischen Achsen aufeinander richtet und die Fäden beleuchtet. 
Die Nähe des Waldes brachte wohl großen Schutz vor den südlichen und östlichen Winden; doch rief 
sie auch einen Uebelstand hervor. Die Feuchtigkeit der Luft war nämlich so groß, daß, abgesehen vom 
Sommer, nur selten ohne Taukappe beobachtet werden konnte. Trotz Taukappe beschlug oft das Objektiv, 
sodaß dann die Beobachtungen eingestellt werden mußten. Bei niedrigen Temperaturen war zuweilen das 
ganze Instrument, seihst die Innenseite des Objektivs, dicht mit Eiskristallen bedeckt, wodurch das Be 
obachten sehr erschwert und oft unmöglich gemacht wurde. 
Die unmittelbare Umgehung des Pfeilers ist mit einer von ihm isolierten Zementschicht bedeckt, in die 
in Ost-west-Richtung zu beiden Seiten des Pfeilers Schienen eingelassen sind. Auf den Schienen ruht das in 
der Mitte von Nord nach Süd geteilte Haus so auf Rollen, daß es mit geringer Mühe auseinander geschoben 
werden kann. Die hierdurch entstehende Oeffnung beträgt etwa 2*/j Meter: es kann also ein vollständiger 
Temperaturausgleich schnell vor sich gehen. In der Nordecke der östlichen Hausliälfte und in der Südecke 
der westlichen sind Oellampen, die durch eine einfache Vorrichtung abgeblendet werden können, zur Be 
leuchtung des Kreises und der T.-Niveaus angebracht. Zum Schutz gegen Winde können die Zwischenräume 
des auseinandergeschobenen Hauses mit Segeltuchkleidern verhängt werden. Zur Beobachtung von Durch 
gängen ist ein am Pfeiler befindlicher Taster mit einem im Hauptgebäude stehenden Chronographen ver 
bunden. 
Teihvei’tbeStimmung des Aclisenniveaus. 
Da ein Fehler in der Neigung nur mit einem sehr geringen Betrag in die Zenithdistanzen eingeht, so 
brauchte der Parswert des Achsenniveaus nur angenähert bestimmt zu werden. Zu dem Zwecke wurde es 
am großen Meridiankreis befestigt und die Stellung der Blase mit der Kreisablesung verglichen, wobei sich 
folgende Werte ergaben: 
Bei einer Blasenlänge von 35 p. 1 p. = 1?88 
» > » » 36 p. 1 p. = E83 
» » » » 38 p. 1 p. = li'91 
» * ’ » » 39 p. 1 p. = 1"87 
Hieraus ergiebt sieb der Wert eines Niveauteiles = F'87. 
Teilwertbestimmung der Taleott-Niveaus. 
Die Untersuchungen hierüber wurden vom Sommer bis zum Winter ausgedehnt, um einen eventuellen 
Temperaturgang feststellen zu können; doch ließ sich ein solcher nicht nächweisen. 
Zu den Bestimmungen wurde ein Niveauprüfer benutzt, hei dem eine Umdrehung der Schraube einer 
Neigungsänderung des Niveauträgers von 2' entspricht. Der Kopf dieser Schraube ist in 120 gleiche Teile 
geteilt; also bewirkt ein Drehen der Schraube um einen Teilstrich eine Neigungsänderung von 1", sodaß OM. 
geschätzt werden kann. Die Untersuchungen fanden im Meridiansaal des kleinen Kreises statt, wo als 
Unterlage ein gut fundierter und vom Fußboden isolierter Pfeiler benutzt wurde. Vor dem Beginn der Be 
obachtungen wurden die Achsen der beiden Niveaus genau zu einander parallel und senkrecht zur Instru 
mentalachse gestellt. Die Niveaus wurden bei der Teilwertbestimmung in ihrer Befestigung gelassen und 
mit der oberen Ringhälfte auf den T-Träger des Niveauprüfers gesetzt, um Spannungsunterschiede zu ver 
meiden, die schon bei geringen Beträgen die Teilwerte der Niveaus ganz bedeutend zu ändern vermögen. 
Niveau I ist von 0 bis 40, Niveau II von 40 bis 80 geteilt. Untersucht wurden die Teilstriche hauptsächlich 
von 5 bis 85 bezw. von 45 bis 75, da die übrigen nur in wenigen Fällen benutzt werden mußten. Bei den 
Untersuchungen wurde darauf geachtet, daß vorher ein vollständiger Temperaturausgleich stattfinden konnte. 
Der Beobachter blieb in möglichst großer Entfernung von den Niveaus. Zur Eliminierung der periodischen 
Schraubenfehler wurde bei den einzelnen Bestimmungen die Schraube in zwei um 180° verschiedenen Lagen 
benutzt. Nach den einzelnen Einstellungen, die 5" Neigungsdifferenz hatten, wurde bis zur Ablesung etwa l m 
gewartet. Die Blase wurde nach beiden Richtungen hin bewegt.
	        
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