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Aus dem Archiv der Deutschen See warte — 1902 No. 4 —
vorderen Seite wird dann der Spiegel durch drei kleine Metallstreifen (Nasen), welche an dem Rahmen fest
geschraubt werden, gehalten. Hierbei lässt sich der ganze kastenartige Rahmen durch Unterlegen von
Papierstreifen und dergleichen etwas neigen und dadurch der Spiegel, falls er nicht genau senkrecht steht,
korrigiren.
Häufiger ist jedoch an der Spiegelfassung statt des oberen Anschlagkornes eine durchgehende Korrektions
schraube angebracht, welche an der hinteren Spiegelfläche anliegt, wodurch die Neigung des Spiegels ge
ändert werden kann. Da nun stärkere und bei den Messungen störende Aenderungen in der Lage des
grossen Spiegels nur durch äussere Einflüsse hervorgerufen werden können (die Aenderungen durch Tempe-
raturwechsel sind vollständig zu vernachlässigen), so ist sehr darauf zu achten, dass die Stellung dieser
Schraube nicht verändert wird. Um solche Aenderungen weniger leicht möglich zu machen, wird die
Korrektionsschraube manchmal mit einer Metalllamelle gesichert, welche mit einer zweiten Hilfsschraube be
liebig festgestellt werden kann.
Andere Mechaniker schrauben eine kleine Hülse über die Korrektionsschraube, in diesem Falle ist bei
allfällig nöthig werdenden Korrektionen dieses Hütchen abzuschrauben. Dies wird vermieden, wenn die
Schraube in einem Ansatzstück so tief eingelassen werden kann, dass der Kopf darin versenkt wird. Es
ist diese Art der Montirung entschieden der anderen, bei welcher die Schrauben frei sind, vorzuziehen;
namentlich sollten aber die Korrektionsschrauben nicht so lang sein, wie man es noch häufig trifft, da sie
dadurch weit von der Fläche abstehen und leichter berührt, also verstellt werden können.
Manchmal sind sämtliche drei Anschlagpunkte des grossen Spiegels verstellbar. Es dürfte aber diese
Modifikation am wenigsten zu empfehlen sein, indem dadurch eine Verstellung des Spiegels noch leichter
möglich ist, als bei einer Korrektionsschraube.
Es kommt, wenn auch seltener, vor, dass von den drei Schrauben, mit welchen der Spiegelrahmen
an die Alhidadenplatte befestigt ist, die eine als Stellschraube eingerichtet ist, während sich der Kasten
mit dem Spiegel um die Verbindungslinie der beiden anderen Schrauben kippen lässt. Diese Einrichtung
ist indessen nicht zu empfehlen, da durch ungleichmässiges Anziehen der Schrauben leicht Spannungen
entstehen, die sich später, z. B. schon bei stärkerem Temperaturwechsel u. s. w., auslösen und Veränderungen
in der Spiegelung hervorbringen.
Bei sorgfältiger Behandlung des Sextanten treten übrigens Aenderungen beim grossen Spiegel selten
ein und sind daher Korrektionen nur ausnahmsweise vorzunehmen.
Die einfachste, völlig ausreichende Art, die senkrechte Stellung des grossen Spiegels zu prüfen ist die,
dass man durch Verschiebung der Alhidade den Nonius ungefähr auf die Mitte der Theilung bringt, dann hält
man den Sextanten mit seinem Zentrum dem Auge zugewendet und bringt dieses so an den Rand des
grossen Spiegels, dass man sowohl einen Tlieil des Gradbogens direkt, als auch sein reflektirtes Bild im
Spiegel sehen kann. Erscheinen dann der direkt und der im Spiegel reflektirte Bogen genau in einer Ebene
liegend, so steht der grosse Spiegel auf der Ebene des Sextanten senkrecht; erscheint das Bild des Grad
bogens höher als der direkt gesehene Theil, so ist der Spiegel gegen die Sextantenebene nach vorne, im
entgegengesetzten Falle nach hinten geneigt. Liegt die Neigung des grossen Spiegels zur Normalen auf der
Sextantenebene innerhalb ±10', so entstehen dadurch bei den Beobachtungen nur Fehler, die, wie weiter
unten gezeigt wird, innerhalb der mit dem Sextanten zu erhaltenden Genauigkeit liegen. Und eine solche
Genauigkeit lässt sich mit der angegebenen Methode sicher erreichen.
Die anderen Untersuchungsmethoden durch Aufstellen von Dioptern oder mit einem Nivellir-Instrument
und dgl.*) sind im allgemeinen zu umständlich, um allgemeiner angewendet werden zu können. Mit den
den Sextanten meist beigegebenen Dioptern geschieht die Prüfung in der Weise, dass man den Fernrohr
träger entfernt und den grossen Spiegel dann so stellt, dass ein von seinem Drehpunkt nach dem 60. Limbus-
grad gezogen gedachter Radius ungefähr senkrecht zur Spiegelfläche steht. Man setzt nun das Instrument
auf einen Tisch und stellt die Diopter so auf die Instrumentalebene, dass das Loth auf den grossen Spiegel
durch sie hindurchgeht; dabei bringt man das Objektiv di opter vor den Spiegel, das Okulardiopter nahe
dem Limbus auf die Sextantenebene. Steht der Spiegel richtig, so deckt sich beim Hindurchsehen durch
das Okulardiopter der Faden des Objektivdiopters mit seinem Spiegelbild. Erscheint das Spiegelbild über
*) Vergl. W. Jordan, „Grundzüge der astronomischen Zeit- und Ortsbestimmung“, Berlin 1885, S. 178; ferner eine
andere Methode von E. Kays er, „Heber Bestimmung der Fehler des Spiegelsextanten etc.“, Schriften der Naturforsch.
Gesellschaft in Danzig. N. F., VIII. Bd., 1. Heft, 1892.