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Full text: 24, 1901

W. Koppen: Erforschung (1er freien Atmosphäre mit Hülfe von Drachen. 
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eines Schwanzes an anderen Drachen als dem obersten, hat sich indessen als zwecklos erwiesen; nur beim 
obersten ist sie durchaus rathsam. 
Ist die Neigung der Drachen, bei starkem Winde seitwärts auszuweichen, von zufälligen wechselnden 
Umständen bedingt, so muss sie hei zwei verschiedenen Gliedern des Gespannes ebenso oft in gleichem, 
wie in entgegengesetztem Sinne eintreten; sie müsste also, wenn die einzelnen Drachen in gleichem Maasse 
die Stellung des Gespannes bestimmten, bei zwei Drachen in der Hälfte, bei dreien in der Fälle, sich 
durch Interferenz abschwächen. In den meisten Fällen wird aber schon eine theilweise Aufhebung des 
Ausweichens genügen, um das Niederschiessen des Gespanns zu verhindern, da ja nur die Fälle kritisch 
sind, die eine gewisse Grenze überschreiten. 
Die Erfahrung zeigt aber, dass bei hinter einander gespannten Drachen die Neigung des jeweils 
oberen bedeutend stärker bestimmend wirkt für die Abweichung des Gespanns, als die des jeweils unteren, 
und dass man deshalb, um jene theilweise Ausgleichung zu erhalten, den obersten Drachen kleiner, nur 
etwa halb so gross nehmen muss, wie den mittleren, und diesen wiederum kleiner, als den untersten, wenn 
man 3 Drachen verwendet. Da bei ungleich grossen Drachen wahrscheinlich auch die Dauer der Schwan 
kungen ungleich ist, so darf man um so mehr auf eine Wiederaufrichtung vor der Katastrophe hoffen. 
Das System, die Drachen einzeln an Zweigleinen fliegen zu lassen, ist für die oberste Spitze des ganzen 
Gespanns nicht zu empfehlen, obwohl es, nach dem älteren Vorgänge des Blue Hills, in Trappes und in 
Berlin-Tegel bis jetzt stets gebraucht wird.*) Denn während die unteren Hilfsdrachen aus doppeltem 
Grunde in der Hegel weit vom Hauptdraht fliegen, nämlich weil ihre Beine unter einem steileren Winkel 
zгlm Horizont ansteigt und weil sie in einer ganz anderen Luftschicht mit meist merklich anderer Wind 
richtung sich befinden, als die höheren, ist dieses bei den Drachen an der Spitze nicht der Fall; weder 
ihre Höhe noch das Gewicht der Leine, die sie zu tragen haben, sind erheblich verschieden, und wenn sie 
divergiren, so ist dies nur Unvollkommenheiten in ihrem Bau zuzuschreiben. Je genauer also die Drachen 
hergestellt werden, desto dichter beieinander fliegen diese beiden obersten und desto mehr reibt sich die 
[.eine des ersten am Gestell des zweiten. Fast bei jeder dieser Berührungen schlägt der zweite Drache, 
unter ruckweisem Anziehen und Nachlassen der Hauptleine, um, und dieses Scheuern zwischen Drachen und 
Leine kann so stark werden, dass beide schwer beschädigt werden, ja sogar der Drache zerbrochen wird 
und fällt, wie ich dies aus eigener Wahrnehmung konstatiren kann. Es ist begreiflich, dass im Anfang, 
wo die Drachen minder genau gebaut waren und deshalb stets verschieden flogen, dieser Uebelstand nicht 
hervorgetreten ist, Es liegt aber kein triftiger Grund vor, dieses System jetzt beizubehalten, da sich 
Hargrave’s und Baden-Powell’s System der Koppelung der obersten Drachen hinter- statt nebeneinander, 
und Marvin’s System der Anbringung des Meteorographs im Hauptdrachen selbst, statt an der Kausch, 
in allen Hinsichten vortheilhafter erweisen. 
Wie im zweiten Kapitel (S. 23 — 24) dargelegt, ist das von Teisserenc de Bort eingeführte System, mit 
der Anbringung weiterer Hilfsdrachen zu grösseren Drahtstärken überzugehen, unbedingt rationell. Gerade bei 
diesem System empfiehlt sich aber die Anwendung weniger, ziemlich grosser Drachen, wie sie auf dem Blue 
Hill Brauch ist, mehr, als diejenige so vieler kleinerer, wie sie in Trappes üblich ist, Denn das Empor 
lassen und Landen eines jeden derselben bedingt Zeitaufwand, vermehrtes ltisiko und Personal. Ein grosser 
Drache (6 — 8 qm) unter einem kleineren (2—4 qm) an der Spitze, dann 2 —3 km nichts und weiter in Ab 
ständen von 1—2 km Hilfsdrachen von 2 —4 qm, die grösseren nur dort, wo ein Uebergang zu stärkerer 
Drahtsorte stattfindet, dies scheint die vortheilhafteste Anordnung. 
Arbeitet man mit kombinirbarer Leine, d. h. mit mehreren Stücken an beiden Enden mit Kauschen 
versehenen Drahtes, die nach Bedarf verbunden werden können (s. S. 74), so setzt man, wie auf S. 22 an 
gegeben, den Vorläufer von 500 m bei starkem Winde direkt an den stärkeren Draht der breiten Trommel 
hälfte (S. 76), bei schwachem aber an den ca. 1800 m langen dünneren Draht der schmalen Trommelhälfte;' 
ist letzterer abgelaufen und will man den Versuch weiter führen, so nimmt man dessen Endkausch aus dem 
Einschnitt in r (Fig. 75, S. 76) heraus und bindet sie an die freie Endkausch des stärkeren Drahtes der 
anderen Trommelhälfte, au die man gleichzeitig einen Hülfsdrachen von ca. 4 qm befestigt. Natürlich muss 
dazu die Winde so eingerichtet sein, dass die Kauschen überall frei passiren können. 
*) Dies geschieht meistens so, dass zwei Drachen mit Hülfe von Schnur- oder Kabel-Vorläufern etwas verschiedener 
Länge an dieselbe Endkausch des Drahtes befestigt werden. 
Archiv 1901. 1. 
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