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Full text: 24, 1901

W. Koppen: Erforschung der freien Atmosphäre mit Hülfe von Drachen. 
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schehen muss und grosse Sorgfalt erfordert, damit nicht durch übermässige Erhitzung*) oder durch einen 
Rest des sauren Löthwassers die Festigkeit des Drahtes herabgesetzt werde. Am vortheilhaftesten habe ich 
es, so lange hier das Leithen der Splissungen stattfand, gefunden, das Zinn in einem eisernen Löffel bezw. 
Becken über einer Kochlampe zum Schmelzen zu bringen und dann möglichst lange Stücke der Splissung 
zuerst durch kurzes Eintauchen in das Zinn anzuwärmen, hierauf mit der Löthmasse „Blitz“ zu bestreichen, 
dann zum zweiten Male einzutauchen, wobei das Zinn diesmal haftet, ebenso mit dem Rest der Splissung 
zu verfahren und schliesslich den Rest des Löthmittels mit Wasser abzuwaschen. 
Eine beträchtliche Reihe von Zerreissversuchen hat mir gezeigt, dass die Gefahr nicht an den Stellen 
sich findet, wo sie gewöhnlich angenommen wird. Bei allen diesen Versuchen waren die Enden des Drahtes 
in die oben beschriebenen Schlangenkauschen geflochten, durch die je eine starke Schnur gezogen war, und 
befanden sich ausser der Splissung noch 30—100 cm Draht zwischen den Kauschen. Zunächst haben 20 Ver 
suche mit einer 20—24 cm langen Splissung, die nach Marvin’s Vorschrift gemacht war, gezeigt, dass weder 
ein Gleiten, noch ein Bruch innerhalb dieser Splissung vorkommt, sondern der Bruch stets an einem der 
Enden der Splissung, beim Eintritt des Drahts in dieselbe, erfolgt. Weder eine Verlöthung, noch eine Ver 
längerung dieser Splissung haben also Zweck, da die gefährliche Stelle ausserhalb der Splissung an dem 
Punkte liegt, wo der Draht noch die ganze Spannung allein zu tragen hat und die erste Biegung hei der 
Berührung mit dem anderen erfahrt, selbst wenn diese Biegung scheinbar äusserst gering ist. Dagegen muss 
die Aufgabe sein, diese Biegung so allmählich eintreten zu lassen, dass sie nur in dem Maasse erfolgt, als 
die Spannung durch den Nachbardraht mit übernommen wird. Dies wird erreicht, wenn in den äusseren 
Theilen der Splissung jeder der Schläge etwa 3 cm laug ist und beim Legen derselben gesorgt wird, dass 
bei den letzten Schlägen der austretende Draht beim Legen nahezu gerade bleibe und der kurze nur um 
ihn herumgelegt werde. Um vor einem Gleiten (Schlieren) der Drähte in der Splissung sicher zu sein, be 
darf es keiner Verlöthung, wenn die Splissung entweder etwa 2 m lang wird oder im mittleren Theil der 
selben auf einer Strecke von 10 bis 20 cm die Schläge kürzer, höchstens 1 cm lang, genommen werden. Im 
letzteren Falle brauchen die äusseren, lose geschlungenen Theile der Splissung nur je 40 cm, die ganze 
Splissung also nicht mehr als 1 m Länge zu haben. 
In 14 Zerreissversuchen mit solchen Splissungen am 10. Oktober 1901 erfolgte 8mal der Bruch irgendwo 
im Draht ausserhalb der Splissung, 3mal am Eingang einer der Kauschen**) und nur in 3 Fällen dort, wo 
bei den krapp geschlagenen stets die Bruchstelle lag, nämlich an einem der beiden Ausgänge aus der 
Splissung. In den Fällen, wo das Versuchsstück Splissungen beider Art enthielt, ist stets die krapp ge 
schlagene zuerst gerissen. Das Resultat geht also dahin, dass die bis dahin von mir benutzten Splissungen 
mit kurzen Schlägen und ca. 20 cm Länge an den Austrittstellen der beiden Drähte ausgesprochen ge 
schwächte Punkte bieten, -während bei der soeben beschriebenen neueren Splissungsweise eine solche 
Schwächung in nicht höherem Grade vorhanden ist, als in den Schlangenkauschen, d. h. die Bruchstelle selbst 
hei sehr kurzen Drahtstücken gewöhnlich irgendwo ausserhalb im unberührten Draht liegt. Fig. 72 B und C 
zeigen diese beiden Splissungsarten. Zur Herstellung der kurzen Schläge bedient man sich am besten eines 
Feilklobens, dessen Backen zur Schonung des Drahtes mit Kupferplatten ausgekleidet sind. In diesen Platten 
befinden sich zur Aufnahme der Drähte zwei nach dem Ausgang des Feilklobens in einen Punkt konvergirende 
Rinnen, die nach Marvin’s Rath etwa unter 52° auseinander gehen. Hält man die zwei Drähte mit einer 
Zange fest, und dreht diesen Feilkloben, so gleiten die Drähte durch die Rinnen und es gelingt leicht, sie 
gleichmässig und in der gewünschten Steilheit umeinander zu winden. Ein Festhalten der Mitte der Splissung 
mit einer Zange ohne Kupferauskleidung ist dabei unbedenklich, da hier auf jedem der Drähte nur die 
halbe Spannung ruht und ein Bruch des Drahtes weit im Innern der Splissung, so weit meine Erfahrung 
reicht, nie erfolgt. Den Draht dort, wo er allein die Spannung auszuhalten hat, mit einer solchen Zange 
anzufassen, ist dagegen entschieden nicht rathsam, denn die kleinen Eindrücke, die die Zähne der Zange 
hinterlassen, sind geeignet, den Draht bedeutend zu schwächen. Die Verwendung der beim Telephon ge 
bräuchlichen Arlt’schen Drahtbünde, die für elektrische Leitungen sehr vortheilhaft sind, bieten dort, wo 
es nur auf Zugfestigkeit ankommt, keine Vortheile, wie aus den Zerreissversuchen hervorgeht. 
*) Geglühter Stahldraht hat nur die halbe Festigkeit von hartem oder noch weniger; nach Prof. Rudeloff’s Ver 
suchen 53% bis 39%, s. Techn. Versuchsanstalten, 1900, 111. 
**) Die bei diesen Versuchen dienenden Schlangenkauschen hatten 45 mm anfänglichen Krümmungsradius, nicht 75 mm 
wie die jetzt hergestellten. 
Archiv 1901. 1. 
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