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Full text: 24, 1901

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1901 No. 1 
Die schwächsten Punkte der Schnur sind unter gewöhnlichen Verhältnissen ihre Knoten, und da die 
Festigkeit der Schnur gleich der ihrer schwächsten Stelle ist, so muss den Knoten besondere Aufmerksam 
keit zugewandt werden. Die folgenden neun Figuren geben die am häufigsten angewandten Knoten in losem 
Zustande in aufsteigender Reihenfolge der Güte wieder. 
Die gebräuchlichsten, aber auch schlechtesten Knoten sind der Weiberknoten, Fig. 59 und der Doppel 
knoten, Fig. 60. Bessere Knoten sind der Reff- oder Kreuzknoten, Fig. 61*) und der Schotenstek, Kneifstek 
oder Weberknoten, Fig. 62, die besten aber sind, je nach dem Zweck, Fig. 63 bis 67, nämlich der Fischer- 
mannsstek, Fig. 63, zu dauernder Verbindung zweier Enden, der Packetknoten, Fig. 64, an Land und zwei 
halbe Stek, Fig. 65, oder der Webeleinstek, Fig. 66, auf See zur Umschlingung eines festen Gegenstandes, 
endlich der Palilstek oder Leibkuoten, Fig. 67, zur Bildung einer Schlinge, die sich nicht zusammenzieht. 
Fig. 59 bis 63 sind Verbindungen zweier Schnüre, Fig. 64 bis 67 Schlingen derselben Schnur; der Pahlstek 
ist indessen auch zu gut lösbaren Verbindungen zweier Schnüre geeignet, indem man zwei solche Schlingen 
durch einander steckt. Die Schlingen Fig. 64, 65 und 67 werden durch Durchstecken des Schnürendes ge 
bildet, der Webeleinstek, Fig- 66, aber kann auch im Verlaufe einer endlosen Schnur gebildet und über 
einen festen Körper geschoben werden. 
Obige Gütefolge erkennt man leicht aus folgender Uebersicht über das Verhalten dieser Knoten mit 
und ohne Spannung: 
gleitet 
(„schliert“) 
leicht 
etwas 
nicht. 
b) Lösung nach aufgehobener Spannung: schlecht 
leicht 
mittel 
schwer 
. Fig. 59 
— 
— 
— 
Fig. 61 
— 
Fig. 60 
Fig. 62 
Fig. 63 — 67 
: schlecht 
mittel 
leicht 
Fig. 59 u. 60 
Fig. 61-64 
Fig. 65—67 
Die Lösung der Knoten Fig. 61 bis 63 ist nur dann leicht, wenn keine bedeutende Spannung darauf 
gewesen ist; andernfalls „bekneifen“ sie sich ebenso, wie Fig. 59 und 60. Zur Lösung von Fig. 61 streckt 
man eine der Schnüre gerade und streift die andere von ihr ab; um dieser Eigenschaft willen wird der 
Knoten beim Reffen der Segel verwendet. Fig. 62 muss gebogen, Fig. 63 auseinander gezogen werden. Um 
diese beiden Knoten auch nach starker Spannung lösen zu können, muss man den Tamp (das Ende der 
Schnur) statt einmal zweimal auf demselben Wege durchstecken (Fig. 62a und 63a); dann genügt es, die 
beiden nebeneinander liegenden Schnurwindungen auseinander zu schieben, um den Knoten zu lockern. Zur 
Lösung von Fig. 64 wird der Endknoten e weggeschnitten. Die Knoten 65 bis 67, vor allem der Pahlstek, 
sind dagegen selbst dann leicht zu lösen, wenn eine Spannung bis nahe zum Zerreissen stattgefunden hat — 
eine äusserst werthvolle Eigenschaft! 
Ueber den wichtigsten Punkt, die Zerreissfestigkeit der Knoten, hat Prof. Marvin eine Reihe von 
Messungen gemacht. Da es sich indessen nur um die Feststellung der relativen Güte der verschiedenen 
Knoten handelt, so kann man ohne umständliche Messungen dasselbe erreichen, wenn man die zu vergleichen 
den Knoten nebeneinander in dieselbe in Stücke zerschnittene Schnur knüpft und dann bestimmt, welcher 
Knoten zuerst reisst. Die Ergebnisse sind, offenbar wegen kleiner Ungleichheiten in der Schnur und vielleicht 
auch zufälliger Unterschiede in der Schürzung des Knotens, etwas wechselnd, aber im Ganzen doch klar 
genug. Man kann in kurzer Zeit eine grosse Anzahl solcher Versuche anstellen. 
Fünfzig Zerreissversuclie am 21. Juli 1898, bei denen in derselben Schnur verschiedene Knoten sich 
befanden (No. 4, 5, 7 stets und mindestens einer von 1, 2 oder 3), ergaben folgende Wahrscheinlichkeiten 
für das Zerreissen oder Auflösen derselben durch Rutschen: 
Knoten Fig. 
59 
60 
61 
62 
63 
67 
Schnur 
Weiberkn. 
Doppelkn. 
Kreuz kn. 
Schotenst. 
Fischerin. 
Pahlstek 
Zerreissen. . . . 
0.06 
0.27 
0.20 
0.16 
0.10 
0.06 
0.06 
Auflösen 
0.28 
0.00 
0.10 
0.00 
0.04 
0.02 
— 
Summe 
0.34 
0.27 
0.30 
0.16 
0.14 
0.08 
0.06 
*) Marvin empfiehlt, die losen Enden nicht parallel, sondern rechtwinklig zu den festen zu legen. Auf die Festigkeit 
scheint dieses nach meinen Versuchen keinen Einfluss zu haben, wohl aber dürfte das Schlieren des Knotens dadurch mehr 
verhindert werden.
	        
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