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Full text: 24, 1901

\V. Koppen: Erforschung der freien Atmosphäre mit Hülfe von Drachen. 
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stiege bis 3000 m braucht man etwa eine ganze, wenn nicht das Niederholen unerwünscht langsam ge 
schehen soll. Bei der wechselvollen Natur des Windes muss man natürlich gerüstet sein, zeitweise auch 
grössere Leistungen ausüben zu können. Nur um einen ungefähren Anhalt zur Beurtheilung der Aufgabe 
und der erforderliehen Mittel zu ihrer Lösung zu liefern sind die obigen Berechnungen gegeben. 
Vertikale Vertheilung der Windgeschwindigkeit und praktische Folgerungen daraus. 
Unter Windgeschwindigkeit ist hier die Geschwindigkeit des Luftstroms am Drachen verstanden. Ueber das 
Verhältniss derselben zu der von fest aufgestellten Anemometern gemessenen Windgeschwindigkeit giebt leider 
wiederum das vorliegende Material nur ziemlich dürftige Anhaltspunkte. Sicher ist, dass die Windgeschwin 
digkeit durchschnittlich nach oben zunimmt, in der Nähe des Erdbodens rasch, weiter oben beträchtlich 
langsamer; die Aufstellung des Anemometers selbst ist daher von grossem Einfluss auf seine Angaben. So 
hat z. B. das Anemometer auf dem Drachenplatze der Seewarte in 2 m Höhe über dem Boden durchschnitt 
lich nur 2 /* derjenigen Windgeschwindigkeit ergeben, die gleichzeitig dasjenige auf dem Thurrne des See- 
warten-Gebäudes, 28 m über dem Boden und in freierer Lage am Elbufer aufgezeichnet hat. Aber sogar 
über dem so sehr freien Standorte des Anemometers auf dem Thurrne des Observatoriums in Potsdam ist 
die Zunahme der Windgeschwindigkeit mit der Höhe so bedeutend, dass nach dem grossen Ballonwerk*) 
die Geschwindigkeit bei den Berliner Luftfahrten in 500 m 1 3 / 4 mal so gross war, wie die in Potsdam ge 
messene. Erst die noch erheblich freiere Lage des Blue Hill-Gipfels ergiebt eine grössere Annäherung an 
die Windgeschwindigkeit der freien Atmosphäre: so war z. B. im Mittel von 10 Drachenaufstiegen nachdem 
ersten Bericht**) die mittlere Geschwindigkeit am Observatorium 7.7 m, in 250 m Höhe 8.5 m und in durch 
schnittlich 800 m Höhe über dem Boden 9.8 m. 
Auf S. 206 des erwähnten Werkes fasst Herr Berson die Resultate von 75 wissenschaftlichen Ballon 
fahrten bei Berlin folgendermaassen zusammen. 
Relative Windgeschwindigkeit (Tagesmittel an der Erdoberfläche = 1 gesetzt): 
i 
' 1 
0 
500 
1000 
1500 
2000 
2500 
3000 
4000 
Höhenschicht 
bis 
bis 
bis 
bis 
bis 
bis 
bis 
bis 
über 
500 
1000 
1500 
2000 
2500 
3000 
4000 
5000 
5000 
Quotient der Geschwindigkeit (korr.). 
1.7 
1.8 
1.9 
2.0 
2.1 
2.2 
2.5 
3.1 
4.5 
Zahl der Fälle 
54 
54 
55 
49 
41 
38 
36 
19 
10 
„Aus dieser Zusammenstellung, welche einen sehr regelmässigen Gang aufweist, gewinnt man die nach 
stehenden Gesichtspunkte: 
1) Die Windgeschwindigkeit nimmt alsbald nach dem Verlassen der Erde in den untersten 500 m er 
heblich zu. 
2) Das weitere Wachsthum scheint besonders zwischen 500 und 1500 m ein sehr geringfügiges zu sein, 
d. h. also in der Hauptzone der Cum.-Bildung, welche wohl allgemeiner und kräftiger bei grossen Differenzen 
der Windgeschwindigkeit in den über einander lagernden Luftschichten nicht zur Entwickelung kommen 
dürfte. 
3) Aber auch darüber hinaus, bis mindestens 3000 m, ist das Wachsthum ein nur wenig rascheres. 
Bestehen bleibt, dass das Wachsthum der Windgeschwindigkeit innerhalb fast der ganzen, ein öfteres Vor 
kommen der von uns vielfach besprochenen Störungsschichten aufweisenden Zone der hauptsächlichen Kon 
densation im Mittel überraschend langsam erfolgt. Dies hängt offenbar zusammen mit dem so häufigen 
Auftreten der Windänderungen und -Drehungen in diesen Störungszonen, wo dann oft zwischen den ver 
schiedenartigen Luftströmungen der Wind sehr abflaut, gelegentlich fast zur Windstille. 
4) Von 3000 —4000 m an beginnt rapide Zunahme; sie erreicht jetzt auf 1000 m etwa denselben Be 
trag, wie darunter auf 3000 (abgesehen von dem Sprung in den erdnächsten Schichten).“ 
Nach diesen Zahlen nimmt die Windgeschwindigkeit durchschnittlich von 250 oder 300 m bis zu 3000 m 
nur im Verhältniss von 1.7 : 2.3 oder von 3 : 4 zu; in demselben Verhältniss nimmt aber der Barometerstand, 
also die Luftdichte, ab, etwa von 738 auf 523; ändert sich, der eben gegebenen Formel gemäss, der Druck 
auf Hargrave-Drachen mit elastischer Bucht bei gleicher Luftdichte nur der ersten Potenz der Wind 
geschwindigkeit gemäss, so ist also zwischen 300 und 3000 m eben so oft auf Abnahme wie auf Zunahme 
des Winddrucks auf die Drachen zu rechnen, und im ganzen auf keine bedeutende Aenderung. 
*) Assmann und ßerson: Wissenschaftliche Luftfahrten, Bd. III, S. 205. 
**) Exploration of the air by means of kites. Annals Astr. Obs. Harvard Coli. XLII, I, S. GS ff.
	        
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