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Full text: 24, 1901

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1001 No. 1 — 
Quadrate seiner Geschwindigkeit wächst, wenn alles sonst gleich bleibt, so müsste der Winddruck auf den 
Drachen mit jeder Verstärkung des Windes ganz ausserordentlich zunehmen, wenn gar keine Kompensation 
stattfände. Glücklicherweise erfolgt diese aber durch Flaclier-Legen des Drachens mit wachsendem Winde, 
in geringem Grade schon bei fester Bucht, in viel höherem Maasse aber bei der von Clayton eingeführten 
elastischen Bucht. Nach den Berichten vom Blue Hill sollte es sogar möglich sein, diese Bucht auf einen 
Maximaldruck von 5 kg pro Quadratmeter Drachenfläche so abzustimmen, dass dieses Maximum auch in 
vollem Sturme nicht überschritten wird. Der Druck soll nämlich, nachdem sich einmal der Drachen ganz 
horizontal gelegt hat, nicht mehr zunehmen. Diese Annahme dürfte freilich wegen des weiter wachsenden 
Stirn- oder Rumpfwiderstandes allzu optimistisch sein. In einer neueren Mittheilung — Blue Hill Bulletin 
1900 No. 1, S. 3 — findet Herr Clayton, dass bei Windgeschwindigkeiten von 11—19 m p. S. nach 80 Messungen 
der Zug der Drachen mit solcher Bucht am 23. bis 28. Februar 1900 einfach proportional war der Wind 
geschwindigkeit und von 39kg bei lim p. Sek. auf 68 bei 17—19m p. Sek. stieg. Es ist nicht angegeben, 
wie gross die Drachenfläche bei diesen Versuchen und ob sie stets dieselbe war. 
Einige Beispiele aus bekannten hohen Aufstiegen mögen zur Orientirung dienen. Auf dem Blue Hill 
übten am 19. September 1897, als der Meteorograph 2821 m über dem Hügel schwebte, 17.8 qm Drachenfläche 
einen Zug von 45 bis 68 kg aus, und am 15. Oktober 1897, als derselbe 3380 m erreicht hatte, 14.2 qm, 
einen solchen von 56 bis 68 kg; macht im ersteren Falle 2.5 bis 3.8, im letzteren 4.0 bis 4.8 kg pro Quadrat 
meter. Beim Aufstieg in Berlin-Tegel, am 26. Juli 1900, bei dem der Apparat die Höhe von 4255 m über 
dem Aufstiegsorte erreichte und die Drachen keine elastischen Buchten hatten, wurden Züge von 40 kg bei 
8.8 qm, 60 kg bei 11.5 qm und 90 kg bei 13.5 qm gemessen, was 4.5, 5.2 und 6.7 kg auf den Quadratmeter 
Drachenfläche bedeutet. 
Leider sind diese Fragen, die für die Praxis der Drachenarbeit von ausserordentlicher Bedeutung sind, 
noch sehr wenig geklärt. Nur um einen ersten Anhalt für die weiteren Ueberlegungen zu haben, glaube ich 
auf Grund meiner eigenen Erfahrungen das Verhältniss zwischen dem Zuge t (kg), der Tragefläche q (qm) 
und der Windgeschwindigkeit v (m pro Sek.) für einen guten Hargrave-Drachen mit elastischer Bucht als 
angenähert t = ’/3 vq 
aufstellen zu dürfen. Für eine Geschwindigkeit des oberen Windes von 15 m pro Sek. ergiebt sich hiernach 
ein Zug von 5 kg pro Quadratmeter und für 6 m pro Sek. — die untere Grenze brauchbaren Windes — ein 
solcher von 2 kg; für 24 m pro Sek. 8 kg. Wahrscheinlich ist bei den schwächeren Geschwindigkeiten die 
Zunahme etwas rascher, hei den höheren etwas langsamer, als oben angegeben; der Zug des Marvin-Drachens 
der Seewarte hat hei verschiedenen Aufstiegen zwischen '/ 2 kg und 8 kg pro Quadratmeter geschwankt. Welchen 
Antheil dabei der Winddruck auf die Leine hat, ist unbekannt. 
Die Geschwindigkeit des Auslassens des Drahtes beträgt, solange dessen Abgangswinkel über 20° ist. 
durchschnittlich 1 m in der Sekunde; ziehen die Drachen gut, so kann man natürlich auch viel rascher ab- 
lassen, aber dann wird bald der ganze Vorgang allzu stürmisch, so dass die Leitung dos Abwickelns schwierig 
wird und die ganze Winde in starke Erschütterungen gerätli. Ist der Zug geringer, so lässt dieser bei 
schnellem Auslassen so nach und wird der Abgangswinkel des Drahtes bald so klein, dass man innehalten 
und dem Drachen Zeit zum Steigen geben muss, damit der Draht nicht irgendwo anhake. Daher wird, je 
mehr sich der Drache dem möglichen Höhepunkt seines Aufstiegs nähert, das Auslassen notligedrungen 
immer langsamer. 
Für das Einholen (Einhieven) des Drahtes gilt ähnliches, nur umgekehrt. Bei raschem Eiuholen nimmt 
die Spannung im Draht sehr zu, der Drache muss Zeit haben, um zu sinken. Auch da ist 3 /4 bis 1 m p. S. 
gewöhnlich das passendste Tempo, wenigstens bei Handbetrieb; bei Motorenbetrieb und geringer Windstärke 
kann auch ein schnelleres eingescldagen werden. Pausen sind beim ersteren schon zum Ausruhen notli- 
wendig, aber auch beim letzteren günstig, zur sicheren Ermittelung der Temperatur und Feuchtigkeit und 
Kontrole des Meteorograplis. 
Aufstiege in 1000 bis 1200 m nehmen, wenn man nicht besondei'e Gründe hat, die Drachen länger in 
der Luft zu lassen, in der Regel nur :i / 4 Stunde zum Aufstieg und 1 Stunde zum Niederholen in Anspruch, 
sowie etwas über 2000 m Draht. Die Spannung im Draht braucht, um einen Meteorographen in diese Höhen 
zu tragen, 30 kg nicht zu übersteigen. Man muss aber natürlich auch auf mehr gefasst sein, wenn der 
Wind stärker als erwünscht ist. Immerhin genügt es für solche Aufstiege, wenn in 3600 Sekunden 72000 m-kg 
Arbeit, also 20 m-kg pro Sekunde geleistet werden kann, was noch nicht '/3 Pferdekraft ausmacht. Für Auf
	        
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