Beilage zum Archiv der Deutschen Seewarte. 1901, No. 2.
Charakteristik der "Wettertypen
Typus
Lage der Maxima
und der Depressionen
Häufigkeit und Dauer
Aufeinanderfolge
Temperatur
Bewölkung
Niederschlags-Häufigkeit
Gewitter-Häufigkeit
Nebel-Häufigkeit
W i n d e
Allgemeine Bemerkungen
I
W—NW
Hochdruckgebiet
über Westeuropa, etwa
über den britischen In
seln u. deren Nachbar
schaft; Depressionen
über den östlicher ge
legenen Gegenden.
Ausgesprochener Sommer
typus, Maximum im Mai u.
Juni, Minimum im Dezemb.
Die rein westlichen Lagen
des Maximums sind im Juli
am häufigsten.
Dauer ziemlich gross und
in den einzelnen Jahreszeiten
wenig verschieden.
Wird am häufigsten ab
gelöst: im Winter u. Früh
jahr durch Typ. V, im Herbst
und namentlich im Sommer
folgt in der Regel Typus II,
in wenigen Fällen Typus V.
Kalter Typus, namentlich
in der wärmeren Jahreszeit;
nur im Spätherbst u. Winter
zeigt er geringe, durchschnitt
lich positive Abweichungen.
Die negativen Abweichungen
sind im allgem. am grössten
für das westl. Deutschland.
Im Jahresmittel dem
allgemeinen Mittel der
Bewölkung entsprech.;
im Winter nahezu
doppelt sogross, als im
Sommer.
Im Sommer und Herbst
erheblich, am geringsten im
Winter.
Geringer als bei den übri
gen Wettertypen. Zuweilen
Winter - Gewitter, nament
lich für das nordwestliche
Deutschland.
Nicht sehr erheblich.
Winde aus nördlich. Rich
tungen, namentl. Nordwest
winde; diese sind in allen
Jahreszeiten böig, feucht u.,
insbesondere in der wärme
ren Jahreszeit, kalt.
Dieser Typus ist für unsere Gegenden
von der grössten Bedeutung, insbeson
dere in der wärmeren Jahresz.. in der !
er am häufigsten vorkommt. Ihm ist in
Verbindg. mit Typ. V zu danken, dass
unsere Sommer oft so nasskühl sind.
Sehr häufig bewirkt er rasche u. starke
Temperaturwechsel. Häufig entwickelt
sich im Winter eine ausgebreitete n. zu
sammenhängende Schneedecke, durch
die nicht selten strenge Winterkälte
eingeleitet wird. Auch Ueberschwem-
mungen im nordwestl. Deutsch], sind
nicht selten im Gefolge dieses Typus.
II
Zentral
Hochdruckgebiet
über Zentral - Europa,
insbesondere über
Deutschland.
Depressionen erst in
grösserer Entfernung
(Strahlungstypus).
Ist am häufigsten im Som
mer und Frühherbst, am
seltensten im Winter. Von
April an, in welchem Monat
das Minim, stattfindet, steigt
die Häufigkeit sehr rasch
zum August-Maxim. Unbe
ständigster Typus, namentl.
im Frühjahr u. Spätherbst.
Entwickelt sich gewöhnlich
aus Typus I u. macht nachher
einer Depression Platz, geht
aber häufig über in Typ. IV,
im Sommer in Typ. V; in der
kälteren Jahreszeit ist der
Ueberg. in Typ. V sehr selten;
im Frühjahr ist gesetzmässi-
ges wenig zu erkennen.
Im allgemeinen kalt; nur
vom Mai bis Oktober liegt die
Temperatur durchschnittlich
wenigiibcr dem Mittelwert he.
Unter günstigen Verhältnis
sen ist er der Begleiter stren
ger Kälte im Winter und
grosser Hitze im Sommer.
Ein- und Ausstrahlung spie
len die Hauptrollen (daher
Strahlungstypus).
Zeigt von allen Typen
die geringste Bewölkg.;
diese ist am kleinsten
im April u. Mai, sowie
vom Juli bisSeptember,
am grössten vom Ok
tober bis Februar.
Ausserordentl. gering, am
geringsten von allen W etter-
typen; nur im Sommer sind
Niederschi, etwas häufiger u.
stehen dann imZusammenlig.
mit Gewitt., welche in dieser
Jahresz. diesen Typus häufig
begleiten. Am geringsten ist
die Niederschlagshäufigkeit
im Winter.
G ew'itter sind ausseror
dentl. selten, nur im eigent
lichen Sommerkommen diese
zu einiger Geltung (Wärme-
Gewitter).
Nebel sind im Winter,
sowie im Herbste sehr
häufig, dagegegen viel
seltener im Sommer;
im Jahresmittel zeigen
sich keine erhebliche
Abweichungen gegen
das allgemeine Mittel
der Nebelhäufigkeit.
Schwache Luftbewegung
aus veränderlicher Richtung
neben vielfach. Windstillen.
DieWindriclitung wird durch
die jeweilige Lage des baro
metrischen Maximums be
stimmt. Landwinde sind ent
schieden vorherrschend.
Im Sommer, bis in den September
(Altweiber-Sommer) hinein, begleiten
diesen Typus gewöhnlich sonnige und
warme Tage, verbunden mit Trocken
heit, welche zuweilen za Dürreperioden
sich steigert. Im Winter und Herbst
ist bei seiner Herrschaft Nebelbildung
die Regel. Im Spätfrühl. u. Frühherbst
kommt es in klaren Nächten nicht selten
zu Nachtfrösten bezw. Reifbildungen,
namentlich, wenn Typus I vorhergeht.
III
N—NE
Hochdruckgebiet
über Nord- u. Nordost-
Europa, Depressionen
auf der Südseite dieses
Gebietes (am häutigst,
über dem Mittelmeer
gebiete oder über der
Biscayasee).
Am häufigsten im Winter
uud Frühjahr, Maximum im
April, am seltensten im Som
mer (Minimum im Juli).
Dauer am grössten im
Spätwinter u. Frühjahr (ins-
bes. im April), am geringsten
im Sommer, namentl. im Juli.
Geht am häufigsten aus dem
Typus I hervor. Nicht selten
bildet dieser Typus d. Rück
seite einer ostw. fortschreit.
Depression. Meist folgt der
Typus IV, nur im Sommer d.
Typus V. Häufig aber macht
er einer Depression Platz.
Nur warm im eigentlichen
Sommer (im Mai sind die
Temperaturen durchschnittl.
nahezu normal), dagegen
sehr kalt im Winter.
Nicht selten Begleiter
strenger Winterkälte und
grosser Sommerhitze.
In der kalt. Jahresz.
sehr bedeutend, dageg.
gering im eigentlichen
Sommer, einschl. des
Monats Mai. Rasche
Zunahme der Bewöl
kung vom Juni nach
dem September.
In der kälteren Jahreszeit
trotz der hohen Bewölkungs
grösse nicht sehr erheblich,
dagegen ziemlich bedeutend
von Mai bis Septemb. Maxi
mum im Juli, Minimum im
eigentlichen Winter.
Die Gewitterhäufigkeit
nimmt von Mai u. Juni nach
dem Juli stark zu, dann nach
dem September hin ebenso
stark wieder ab; vorher und
nachher sind Gewitter bei
diesem Typus ausserordent
lich selten.
Im Winter u. Herbst
am bedeutendsten; die
Frühjahr- u. Sommer-
Nebel treten zwar zu
rück, aber nicht sehr
erheblich.
Oestl. u. nordösti. Winde,
Landwinde, deren Ursprung
zu beachten ist, ob dieser
eine mehr nördl. oder südl.
Lage hat. Durchschnittlich
sind diese Winde im Winter
sehr kalt, im Sommer warm.
Wie Typus 11 ist dieser Typus nicht
selten der Begleiter strenger Winter
kälte u. gross. Sommerhitze. Schnee-
verwehungen im Winter, u.im Sommer
Ueberscliwemmungen für das östliche
Deutschland treten zuweilen auf, letz
tere dann, wenn eine Depression von
der Adria sich nach dem Baltischen
Meere in Bewegung setzt.
IV
E-SE
Hochdruckgebiet
über Osteuropa, De
pressionen im Westen
des Erdtheils.
Ausgesprochener Winter
typus, am häufigsten vom
Okt. bis Febr. (Max. im Nov.),
am seltensten in den eigent
lichen Sommermonaten
(Minimum im Juli).
Dauer am grössten in der
kälteren Jahreszeit (Max. im
Nov. u. Jan.), am geringsten
in der wärmeren Jahreszeit
(Minimum im Juli).
Entsteht gewöhnlich aus
Typ. II od. Typ.III, namentl.
in der kälteren Jahreszeit.
Gefolgt wird dieser Typus
in den meisten Fällen von
Typus V; nur im April folgt
in der Regel Typus I. An
dererseits folgt nicht selten
eine die Witterung unserer
Gegenden beherrschende
Depression.
Im Winter kalt, nament
lich im Januar u. Februar, in
den übrigen Monaten warm.
Zieml. gleichmässig
über das Jahr vertheilt;
durchschnittlich nicht
sehr bedeutend; im all
gemeinen grösser im
Winter als im Sommer.
Im allgemeinen nicht sehr
bedeutend, insbesondere ge
ring im Winter, beträcht
licher im Juni u. Juli, wäh
rend Frühjahr und Herbst
die Mitte halten.
Im Sommer sehr bedeu
tend, grösser als bei allen
übrigen Wettertypen. Die
Gewitterkurve steigt rasch
nach dem Juli (Max.) und
fällt dann sehr rasch nach
dem September hin. Hierin
sind Typus III und IV sehr
ähnlich.
Im Herbst u. Winter
erheblich, in den
übrigen Jahreszeiten
entschieden zurück
tretend.
Meist südliche u. südöst
liche Winde, meist schwache
Landwinde, welche in süd
licher gelegenen Gegenden
ihren Ursprung haben.
In allen Jahreszeiten, insbesondere
aber im Winter, sind die im Süden
und Südosten unseres Erdtheils ob
waltenden Wärmeverhältnisse zu be
rücksichtigen. Hervorzuheben sind
die grosse Gewitterhäufigkeit und die
damit rasch steigende Regenwahr
scheinlichkeit im eigentl. Sommer.
V
S-SW
Hochdruckgebiet
über Südeuropa, De
pressionen über nörd
licher gelegenen Ge
genden.
Häufigster Wettertypus,
kommt namentl. im Winter
u. Sommer vor, im Frühjahr
und Herbst tritt er etwas
zurück. Seine
Dauer ist im Winter am
grössten, in den übrigen
Monaten (ausser im März)
geringer.
Diesem Typus folgen am
häufigsten Typus I u. II; im
Spätfrühling u. Sommer geht
er meist in Typus II über,
welcher im Sept. noch ent
schieden zur Geltung kommt.
Andererseits geht ihm
meist der Typus IV oder (im
Sommer) Typus II vorher.
In der kälteren Jahreszeit
warm, kalt in d. wärmeren;
dieses gilt insbesondere für
das westliche Deutschland
(das östliche Deutsch], zeigt
im Spätfrühjahr positive Ab
weichungen).
In allen Jahreszeiten
starke Bewölkung, ins
besondere in den west
lichen Gebietsteilen.
Hat die grösste Regen-
häufigk. unter allen Wetter
typen, insbesondere im Som
mer, dann im Herbst und
Spätfrühling;
geringere Regenhäufigkeit
vom November bis März.
Gewitterhäufigkeit nicht
sehr erheblich. Gewitier
kurve nach dem Juli-Maxi
mum rasch ansteigend, dann
nach dem Herbst hin ebenso
rasch abfallend.
Nicht sehr erheblich.
Lebhafte südwestliche und
westl. Winde (letztere böig),
die sich nicht selten zum
Sturme steigern. Gefährlich
für unsere Küste (zunächst
für die westdeutsche) ist die
Wetterlage vielf. dann, wenn
der Luftdruck über Frank
reich am höchsten ist.
Bewirkt im Sommer im Verein mit
Typus I nicht selten länger anhalten
des nasskühles Wetter, andererseits
im Winter feucht-warme Witterung.