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Full text: 24, 1901

W. Koppen: Erforschung der freien Atmosphäre mit Hülfe von Drachen. 
2665 m. Ein Jahr später wurde am 19. September 1897 der Meteorograph bis 2821 m, am 15. Oktober bis 
3379 m, endlich am 26. August 1898 bis 3490 m, am 20. Juni 1900 4250 m und am 19. Juli 1900 sogar 
4620 m über den Blue Hill oder 4815 m über Meer gehoben. 
Diese glänzenden Ergebnisse, die in Gestalt von einer Anzahl veröffentlichter hochinteressanter itegistrir- 
kurven der wissenschaftlichen Welt vorliegen, haben die früher ungeahnte Verwendbarkeit des Drachens zu 
vielseitigen exakten meteorologischen Aufzeichnungen bis in die Höhen der Alpengipfel und wohl auch darüber 
hinaus festgestellt. Ihre Gewinnung wurde durch die schnellen Fortschritte wesentlich erleichtert, die in 
der Methode des Baues und der Behandlung von Drachen in diesen Jahren in den Vereinigten Staaten, und 
namentlich an dem grossen nationalen „Weather-Bureau“ in Washington gemacht wurden. Versuche mit 
Drachen verschiedener Form, jedoch ohne Instrumente, wurden hier im Herbst 1894, zunächst privatim, von 
den Beamten des Bureaus Herren Al. Mc Adie und S. A. Potter aufgenommen und zwar mit Malay- und' 
anderen Drachen, seit Oktober 1895 auch mit Hargrave-Drachen, deren im Aprilheft 1895 des „American 
Engineer“ erschienene Beschreibung die Aufmerksamkeit verschiedener Personen in Amerika auf diese eigen 
artigen Flugapparate gelenkt hatte.*) Im Herbst 1895 beauftragte der Chef des Wetter-Bureaus, Prof. 
Willis L. Moore, zuerst Prof. Hazen, dann (am 18. Nov.) Prof. C. F. Marvin, mit Unterstützung von 
Mr. Potter**) Versuche anzustellen zur Herstellung eines Apparats zur leichteren Untersuchung der oberen 
Luftschichten. Wir verdanken diesem Vorgehen sehr sorgfältige Untersuchungen von Prof. Marvin, deren 
Ergebnisse in den „Monthly Weatlier Review“ erschienen sind (1895, S. 418, 1896, S. 113, 156, 199, 238 und 
1897, S. 136); die meteorologischen Resultate sind dagegen bis jetzt nur sehr unvollkommen veröffentlicht 
worden. Auf einige Zeit sind die Drachen-Registrirungen in den Kreis der regelmässigen Arbeit des Wetter- 
Bureaus aufgenommen worden, und zwar nicht nur in Washington, wo eine „leite farm“ in freier Lage unter 
Leitung von Herrn Potter eingerichtet ist, sondern an 16 weiteren Orten im Gebiete der Vereinigten Staaten, 
die vom April bis zum November 1898 als Drachenstationen funktionirten. Ausser diesen bestanden noch 
einige private Drachenstationen. Vor mir liegt z. B. eine Nummer des „San Francisco Chronicle“ vom 
18. März 1900, worin über die eben erfolgte Ausrüstung der Station auf dem 870 m hohen Mt. Tamalpais 
mit Drachen des Wetter-Bureaus berichtet wird, unter Beifügung von Zeichnungen. Der kühne Plan, täg 
liche synoptische Karten über die Zustände in der Höhe von 1 engl. Meile mit Hülfe der Drachen zu kon- 
struiren,f) gelang freilich nicht, weil nicht genügend gleichzeitige Beobachtungen gesammelt werden konnten. 
Aber auch ohne Gleichzeitigkeit bieten solche häufigen „Lothungen“ in die Tiefen der Atmosphäre äusserst 
werthvolle Aufschlüsse über die Konstitution der „Cyklonen“ und „Anticyklonen“, die uns auch die gewöhn 
liche Wetterkarte besser zu verstehen lehren. 
Die lebhafte Bewegung zu Gunsten der Drachen, die in Nordamerika sich entwickelte, hat auch in 
Europa das Interesse für dieselben neu belebt, und zwar gleichzeitig nach den zwei Richtungen: der Hebung 
leichter meteorologischer Registrir-Apparate auf grosse Höhen und der Hebung von Menschen auf geringe 
Höhen zum Zwecke militärischer Rekognoszirungen. 
In erstem* Richtung hat Herr Teisserenc de Bort auf seinem Privat-Observatorium in Trappes bei 
Paris als Erster Erfolg zu verzeichnen gehabt, indem er seit 1897 häufige Aufzeichnungen aus immer grösseren 
Höhen, neuerdings bis zu 5000 m hinauf erhalten hat, zuerst mit Hülfe platter sechseckiger Drachen, dann 
mit Lamson- und Hargrave-Drachen (s. unten), seit längerer Zeit ausschliesslich mit den letzteren. Kurze 
Mittheilungen über die Arbeit mit Drachen in Trappes sind wiederholt in den Comptes Rendus der Pariser 
Akademie und den Sitzungs-Protokollen der Französischen Meteorologischen Gesellschaft erschienen, ein 
ausführlicherer Bericht fehlt noch. 
Wenig später hat auch das St. Petersburger Physikalische Central-Observatorium auf seiner Filiale in 
I’avlofsk die Vorversuche mit Drachen begonnen, und hier habe ich die Hargrave-Drachen zuerst durch 
Augenschein kennen lernen können, im Herbst 1897. Instrumente, theilweise eigener Konstruktion, sind hier 
erst später in die Höhe gelassen worden. Ueber ihre Aufzeichnungen ist noch wenig bekannt geworden, doch 
*) Ausser dem Blue-Hill-Observatorium und Mr. Potter haben im gleichen Spätsommer oder Herbst 1S95 auch 
J. P>. Millet und Charles H. Lamson mit Erfolg Drachen nach Varianten dieses Systems gebaut. 
**) Herr Mc Adie war unterdessen nach San Francisco versetzt worden, wo er am 22. Februar 1S96 zuerst ein Gespann 
von IS Malay-Draehen steigen liess. 
t) Vgl. Prof. Moore's Vortrag vor der „Amer. Assoc. for the Advanc. of Science“ im Sommer 1895, Science 1895 
S. 576, und Ann. d. Hydr. etc. 1S9G, S. 137.
	        
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