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Full text: 24, 1901

\V. Koppen: Erforschung der freien Atmosphäre mit Hülfe von Drachen. 
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Der Temperatur-Einfluss ist sehr einfach zu konstatiren, wenn man den Apparat nach dem Aufstieg 
weiter zeichnen lässt, während er die Temperatur des Zimmers annimmt. Leider habe ich solche Daten 
erst von Ende Oktober 1900 an. Die Aenderung des Temperatur-Einflusses mit der Zeit zeigt sich in ilmen 
unzweideutig. Für jeden Fahrenheit-Grad Erwärmung sinkt die Luftdruck-Angabe im Meteorograph um 
folgende Grösse: 
1900 
1901 
1901 
9./ 1. 
0.001 Zoll 
6-/2. 
0.025 Zoll 
15./ 5. 
0.02S Zoll 
24./10. 
0.012 „ 
7 ./2. 
0.026 „ 
13./ 6. 
0.046 „ 
13,41. 
0.012 ,. 
8-/2. 
0.025 „ 
27./ 6. 
0.040 ,. 
6./12. 
0.025 „ 
6-/3. 
0.027 ,. 
4./ 9. 
0.035 .. 
7./12. 
0.011 „ 
11.'4. 
0.027 „ 
2S./10. 
0.033 .. 
Mittel. 
. . 0.012 Zoll 
Mittel. 
. . 0.026 Zoll 
Mittel. 
. . 0.036 Zoll 
Die Aufzeichnungen der Meteorographen sind auf der letzten Tafel dieser Abhandlungen durch 
drei Proben veranschaulicht, die photographische Kopien von einem Meteorogramm des Richard’schen und 
zwei solchen des Marvin'schen Instruments sind. 
Wie man sieht, ist die Zeit-Skala bei beiden Apparaten ungefähr gleich, jedes Intervall ist gleich 
10 Minuten; die Skalen der Elemente sind wesentlich verschieden, auch abgesehen davon, dass die einen 
nach metrischem, die anderen nach englischem Maasse getheilt sind. 
1) Temperatur. Bei Richard sind auf dem Raume von 60mm 60°C untergebracht; bei Marvin auf 
52mm 4o°F = 25°C, der °C also doppelt so gross; um diese Grösse mit so kurzer Trommel zu erreichen, 
ist vorgesehen, dass der Zeiger je nach der Temperatur am Erdboden verstellt wird, im allgemeinen aber 
nur für die kältere und wärmere Jahreszeit je einmal; die Skala trägt deshalb keine Ziffern; dies ist wohl 
auch, besonders in einem Klima mit bedeutender jahreszeitlicher Temperaturschwankung, ganz zweckmässig. 
2) Luftdruck. Bei Richard sind die Angaben des Aneroids umgerechnet in angenäherte Seehöhen, 
und reichen sie von 0 bis 3500 m, bei Marvin von 30 bis 21 engl. Zollen. Die Ricliard'schen Kurven, die 
beim Steigen des Drachens steigen, sind sehr anschaulich und bequem, aber weniger genau; die vom 
Marvin-Apparat, die beim Steigen des Drachens sinken, geben in exakterer Weise den Luftdruck an, und 
lassen durch ihren mehr oder weniger parallelen Verlauf mit dem Tliermogramm das jeweilige Verhältniss 
zwischen Temperatur und Höhe besser hervortreten. Bei einer Temperatur der Luftsäule = 0°C, wie sie 
dem Ricliard’schen Netz zu Grunde gelegt zu sein scheint, entsprechen (762 mm für 0 m Höhe angenommen) 
21 Zoll engl. = 533.4 mm, einer Höhe von 2849 m. Diesem Skalen-Umfang ist bei Marvin ebenfalls der Raum 
von 52 mm zugewiesen, bei Richard 48 mm. Beim letzteren ist auf weiteren 8 mm die Höhenskala bis 3500 m 
fortgeführt. Beim Marvin ist, damit der Apparat auch bei höheren Aufstiegen nicht versage, die Einrichtung 
getroffen, dass der Zeiger der Feuchtigkeit kürzer ist, als die anderen, so dass der Luftdruckzeiger über, 
letzteren ungestört hinweggehen und seine Aufzeichnungen über seinen eigentlichen Bereich hinaus fort 
setzen kann. 
3) Relative Feuchtigkeit. Der Raum von 0 bis 100°/« nimmt beim Richard 59 mm, beim Marvin noch 
keine 21mm ein. Wegen der eben erwähnten verschiedenen Länge der Zeiger ist hier die Zeit-Skala um 
30 Minuten verschoben gegen die von 1 und 2. So zweckmässig ersonnen diese Einrichtung ist, um an 
Raum bezw. Gewicht zu sparen, so sehr erschwert sie die Uebersicht über die gleichzeitigen Aenderungen 
der drei Elemente. Es sollten daher stets für die Veröffentlichung die Hygrographenstreifen, wie in 
Tafel 6 geschehen, abgesclmitten und mit der Zeit-Skala des übrigen Meteorogramms in Ueberein- 
stimmung gesetzt werden. 
Es entspricht also ein Höhen-Unterschied von 2mm, in runden Zahlen: 
beim Marvin-Apparat 1°C 9 mm Bar. 10% Feucht. 
„ Richard- .. 2°., 9 1 / 2 „ „ 3% ,. 
Die Luftdruck-Skala ist also bei beiden ungefähr gleich, die Skala der Temperatur aber beim Marvin 
doppelt so gross, die der Feuchtigkeit dreimal kleiner, als beim Richard. Das Verhältniss entspricht beim 
Marvin ungefähr dem in der Meteorologie gebräuchlichen Genauigkeits-Grad, wonach die Temperatur in 
Zehntelgraden, die Feuchtigkeit in, ganzen Prozenten abgelesen und veröffentlicht wird. In der That sind 
die Angaben des Haar-Hygrometers, ihrem absoluten Werthe nach, sehr unsicher; aber die Zunahme und
	        
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