W. Koppen: Erforschung der freien Atmosphäre mit Hülfe von Drachen.
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Der zur linken Hand in Fig. XI dargestellte Baro-Tliermo-Hygrograph von Richard wiegt mit seinem
rechtwinkligen Hüllblech 1.2 kg. Die als Thermometergefäss dienende Bourdonröhre liegt in diesem Exem
plar unter der Basisplatte des Apparats, zwischen dessen vier Füssen, von einem besonderen durchlöcherten
Hüllblech gedeckt; bei anderen (älteren) Exemplaren liegt sie oben, neben der Trommel. Die letztere sitzt
auf ihrer Achse nur mit Reibung auf, was ihre Einstellung u. s. w. sehr erleichtert, ohne dass die Neigung
zu ihrem Abspringen bezw. zu Verschiebungen der Zeitskala sich bei ihr mehr äussern würde, als beim
Marvin-Instrument, bei dem die Trommel festgeschraubt wird.
Der rechter Hand dargestellte Meteorograph von Marvin ist ein Wunder von Leichtigkeit und sinn
reicher Konstruktion, aber in manchen Punkten etwas unerwünscht komplizirt. Er wiegt mit Hüllblech nur
1.0 kg. Das Thermometergefäss (2 Bourdonrohre) und der doppelte Haarstrang des Hygrometers liegen im
oberen Rohre, das beim Aufsetzen des Hüllblechs offen bleibt und durch das der Wind bei Anbringung des
Meteorographs im Drachen frei hindurchstreicht. Die Enden des Rohrs, an die das Hiillblech sich anlegt,
sind aus einem schlechten Wärmeleiter (Hartgummi). Die Aneroiddosen erkennt man ausserhalb dieses
Rohres. Während Feuchtigkeit, Druck und Temperatur mechanisch aufgezeichnet -werden, wird die am
meisten links befindliche Schreibfeder durch einen Elektromagneten und zwei kleine Silber-Chlorid-Elemente
bewegt, wenn durch die Umdrehungen eines auf die Spitze des Drachens aufgeschraubten Robinson’schen
Schalenkreuzes der Strom geschlossen wird; jeder Kontakt giebt eine Zacke auf dem Meteorogramm.
Ueber die Behandlung des Instrumentes mögen hier die Anweisungen von Prof. Marvin in dessen „In-
structions for aerial observers 1 ' Wiedergabe finden, angepasst an das in Fig. 93 schematisch dargestellte
Instrument der Seewarte, das in einigen Punkten von dem älteren dort abgebildeten abweicht.
„Justirung der Uhr und Ilegistrirblätter. Die Uhr macht eine Umdrehung in 12 Stunden, und wegen
der Notlnvendigkeit äusserster Leichtigkeit sind die Maasse (der Trommel) so klein als möglich. Deswegen
ist der Spielraum der Temperatur, der für die Thermograplien-Feder vorgesehen ist, nur gross genug, um
für die wahrscheinlich höchsten Aufstiege auszureichen, und bei den Aenderungen der Temperatur nach den
Jahreszeiten wird es nothwendig werden, die Justirung der Feder und die Nummerirung der Linien so zu
ändern, dass die erstere, wenn das Instrument am Boden ist, in der Nähe des oberen Endes des für die
Temperatur-Aufzeichnungen bestimmten Raumes steht.
Die Zeitlinien auf dem Blatte sind provisorisch für gewöhnliche Fälle nummerirt, aber die Aufzeichnung
sollte stets in der Nähe des linken Randes des Blattes beginnen, so dass wenig oder keine Veranlassung
für die Aufzeichnung ist, über den Messingstreifen hinauszugehen, der das Papier hält.*) Die Stundenzahlen
müssen deshalb oft geändert werden.
Alle Zeitangaben sollen nach der Zeit des 75. Meridians notirt werden, und es soll Sorgfalt darauf
verwendet werden, auf Form. 1081 den Stationsnamen und das Datum des Aufstiegs einzutragen und die
Temperaturlinien zu nummeriren.
Die Blätter sollten auf beiden Seiten genau innerhalb der Randlinien und über das freie Ende des
Blattes zugeschnitten werden.**) Es wird nicht schwierig sein, das Blatt auf die Trommel zu legen, während
diese an ihrem Platz ist; aber in einigen Fällen mag es wünschenswerth sein, die Trommel herauszunehmen,
was durch völlige Lösung der beiden Schrauben J u. G der Figur (im Original) geschehen kann (auf Fig. XI
ist nur •/ sichtbar; G sitzt am andern Ende derselben Achse). Ist die Trommel richtig justirt, so kann die
Schraube G festgeschraubt werden. Dadurch wird die Trommel in ihrer Lage festgesetzt und die Uhr ver
anlasst, sie mit der Geschwindigkeit von einer Umdrehung in 12 Stunden zu drehen.
Die Uhr ist auf einen Gang von 24 Std. eingerichtet und muss deshalb jeden Tag aufgezogen werden.
Dieses geschieht mittels des langen Schlüssels, der in das Loch an dem einen Ende der Trommel eingesetzt
wird und durch einen dünnen Draht Führung zum Zapfen erhält. Der Schlüssel muss erst durch mehr
maliges Linksum-Drehen auf den Zapfen aufgeschraubt werden, worauf er die Uhr in der gewöhnlichen Weise
aufzieht; danach wird er losgeschraubt und herausgenommen.
*) Uebrigens gehen die Federn ohne Hinderniss über diesen hinweg, es geht nur ein Stückchen Aufzeichnung dabei
verloren. tV. K.
**) Es genügt, wenn dies Zxrschneiden am unteren Rande genau geschieht und dieser dicht an dem Trommelrand an
liegt; am oberen Rande kann man etwas mehr Papier wegschneiden, um Falten zu vermeiden. IV. K.
Archiv 1901- 1.
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