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Full text: 23, 1900

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1900 No. 5 — 
am Eismeer und im äussersten Osten Russlands, das über den gleichen Gebieten, mit Ausnahme Skandinaviens, 
im September auftretende II. Minimum, wie das auf den Nordsee-Inseln, über Skandinavien und am Stillen 
Ozean im Dezember beobachtete I. Maximum auf ozeanische Einflüsse zurückzuführen sein, während sich für 
das auf den Nordsee-Inseln und einigen anderen Stationen der Küste hervortretende I. Minimum im März 
an keiner der übrigen ozeanischen Einflüssen zugänglichen Stationen, ausser Visby, ein Analogon finden würde. 
Einer weiteren Würdigung der Unterschiede der Lage der Extreme der I. V. der Temperatur-Tages-Mittel 
im jährlichen Gange schicken wir die Unterschiede voraus, die sich aus den von Hann an der genannten 
Stelle mitgetheilten zehnjährigen Werthen der M. I. V. für Wien ergeben; es lagen die Extreme: 
I. Max. 
1. Min. 
II. Max. 
II. Min. 
1801 — 1810. . 
2 
3 
4 
9* 
1811-1820. . 
12 
3 
4 
9* 
1821-1830. . 
1 
3 
7 
10* 
1831 — 1840. . 
1 
4 
5 
10* 
1841 — 1850. . 
1 
4 
6 
9* 
1851 — 1860. . 
12 
V 
y 
10* 
1861—1870. . 
12 
3 
5 
10* 
1871—1880. . 
12 
2 
3 
10* 
1881 — 1890. . 
1 
2 
3 
9* 
1801 — 1890. . 
1 
3 
4 
10 
Hiernach fiel in 9 Dezennien von Jahresgängen das I. Maximum je 4mal auf Januar und Dezember 
und lmal auf Februar, das I. Minimum ip 8 Dezennien 2 mal auf Februar, 4mal auf März und 2 mal auf 
April, das II. Maximum je 2mal auf März, April und Mai und je lmal auf Juni und Juli, und das II. Minimum 
durchweg als Haupt-Minimum unter 9 Fällen 4 mal auf September und 5mal auf Oktober. 
Es ergiebt sich jedenfalls hieraus, dass man mit den Ansprüchen an die Mittehverthe der interdiurnen 
Veränderlichkeit der Tages-Mitteltemperaturen nicht zu weit gehen darf und wie wenig insbesondere Beob 
achtungs-Zeiträume von 10 Jahren zu genügen vermögen. 
Da jedoch die Tab. XI sich fast durchweg auf weit längere Beobachtungsreihen stützt und die für die 
deutschen Küsten berechneten Werthe der M. I. T.-V., wie dargelegt, den wahren Werthen vermuthlich näher 
kommen als die aus Tagesmitteln der Temperatur abgeleiteten Werth«, so versuchen wir eine Erläuterung 
der aufgefundenen Gegensätze. 
Ueberblicken wir noch einmal Tab. V, so fällt uns auf, dass für Barnaul und Bremen in den für die 
einzelnen Stunden gegebenen Jahresgängen die Extreme für 9 h p. m. bis 7 h a. m. die gleiche Lage haben, 
mit der alleinigen Ausnahme, dass das I. Maximum in Bremen von 9" bis 1“ um 1 Monat verspätet und von 
2" bis 8" verfrüht erscheint. Die zwischen Barnaul und Bremen in dem jährlichen Gange der M. I. T.-V'. 
andererseits hervortretenden Gegensätze werden hiernach wesentlich durch die Unterschiede hervorgerufen, 
die den Stundenwerthen für 8” bis 8 p im jährlichen Gange zukommen! Während in Barnaul die drei ersten 
Extreme des Jahres für alle Stunden-Jahresgänge unverrückt bleiben und sich nur das II. Minimum für 
8" bis um eine Stunde verspätet, verfrüht sich in Bremen für 8“ bis Mittag das I. Minimum von April 
bis Februar, verspätet sich das I. Maximum von Mai bis Juni und das II. Minimum von Juli bis September. 
Nehmen wir, wie oben, für Barnaul eine stärkere Wirkung der Ausstrahlung an, so wird die Insolation hier 
erst für die späteren Stunden im Jahresgange hervortreten, sodass die Verfrühung des I. Minimums im jähr 
lichen Gange gegen Mittag hin verhindert wird; die stärkere Ausstrahlung in Barnaul dürfte ebenso die dort 
beobachtete Verfrühung des II. Minimums, also das Ansteigen der M. I. T.-V. im September statt im Oktober 
verursachen, während die Verfrlihung des II. Maximums in Barnaul für die Tagesstunden — Mai gegen Juni 
in Bremen — darauf zurückzuführen sein dürfte, dass im kontinentalen Klima an klaren Tagen der Anstieg 
der Temperatur gegen Mittag hin wegen der vermehrten Wärmeabgabe im Jnni nicht den gleichen Betrag 
wie im Mai erreichen, und diese am Nachmittag stärker als im ozeanischen Klima abnehmen wird. Für 
die Verfrühung des II. Maximum an der Ostsee im Vergleich zur Nordsee scheint aber eine andere 
Ursache, die Einwirkung der Seewinde, vorzuliegen, die besonders an heiteren Tagen bei stärkerer Erwärmung
	        
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