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Full text: 23, 1900

Die Aenderung der Temperatur von Tag zn Tag an der deutschen Küste in den Jahren 1S90/99. 
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scheinen. Anders verhält sich das Minimum des täglichen Ganges, dessen Lage geringere Uebereinstimmung 
zeigt und in ihren Abweichungen gewisse charakteristische Momente aufweist. Wie zu erwarten, finden 
wir dieses Minimum zur Zeit der grössten Stärke der nächtlichen Ausstrahlung vom November bis Januar 
fast durchweg um 2 p — ausgenommen um 8 P im November in Hamburg, wie im Januar in Borkum und 
Keitum. In den benachbarten Monaten Oktober und Februar tritt das Minimum ostwärts bis Wustrow meist 
um 8 P statt um 2 p auf. Im März und September finden wir das Minimum ungefähr gleich häufig um 8“ und 
8 ,J , und nur in Memel, wie im September in Riigenwaldemiünde, noch um 2 p . Während der warmen Monate 
April bis August, in denen die I. T.-V. wesentlich unter der Einwirkung der Insolation steht, trifft das Minimum 
unter den drei Terminen, wie erwartet werden muss, den Morgen, doch tritt hier die charakteristische Ab 
weichung auf, dass das Minimum an der Ostsee von Wustrow bis lUigenwaldermünde während der Monate 
Mai bis August fast ausnahmslos, wie auch in Wustrow noch im September und Oktober, und in Neufahr 
wasser im Juni, um 8 ; ' an Stelle von 8” auftritt. Barnaul schliesst sich mit der Lage der Maxima und 
Minima hier wesentlich dem Verhalten der Mehrzahl der Stationen der Küste an, sodass für jenes abweichende 
Verhalten der genannten Stationen der Ostsee eine besondere Ursache in Betracht kommen muss. Es 
scheint sich hier um eine Einwirkung der Seewinde zu handeln, die an heiteren Tagen ein schnelleres 
Sinken der Temperatur nach Eintritt der höchsten Temperaturen herbeiführen, und in solcher Weise dahin 
wirken, die I. T.-V. um 8 p kleiner als um 8 a im Gegensatz zu den übrigen Stationen zu gestalten. Wir 
werden diesem Einfluss noch mehrfach begegnen und ihn noch schärfer zu kennzeichnen suchen. 
Als beachtenswerth muss hervorgehoben werden, dass die Aenderung der I. T.-V. von einem Termin 
zum andern für Barnaul während der Monate April bis August Beträge annimmt, die mit denen der Stationen 
unserer Küste an Grösse übereinstimmen; dies gilt also wesentlich für die Monate, in denen die in Betracht 
kommenden Aenderungen durch die Einstrahlung bedingt sind. Für die übrigen Monate erreichen diese 
Aenderungen in Barnaul jedoch ganz unvergleichbar grössere Beträge unter der Einwirkung der nächtlichen 
Ausstrahlung. Es scheint hiernach diese in Barnaul weit kräftiger als an unserer Küste während der kalten 
Jahreszeit aufzutreten und ist vermuthlich hauptsächlich auf das relativ häufigere Auftreten lange währender 
Schneedecken zurückzuführen. 
Abgesehen von der zur Erklärung hier herangezogenen Schneedecke ist hervorzuheben, dass diejenige 
Beschaffenheit der Erdoberfläche, die eine Verstärkung des Effekts der nächtlichen Ausstrahlung herbeiführt, 
nicht die gleiche Verstärkung der Wirkung der Insolation auf die I. T.-V. herbeizuführen vermag, da die 
erkalteten Luftmassen auf der Erdoberfläche liegen bleiben, während die erwärmten Luftmassen sich zu 
heben trachten, somit also Ivonvektionsströme der stärkeren Erwärmung der unteren Luftschichten in hohem 
Grade entgegenwirken und in solcher Weise die stärkere Wärmestrahlung der Erdoberfläche in ihrer 
Wirkung schwächen. 
§ 5. Der jährliche Gang der interdiurnen Veränderlichkeit der Temperatur 
für die Stundeninittel des Tages. 
Der in den Monatsmitteln in Tab. II und III hervortretende jährliche Gang der I. T.-V. zeigt für alle 
Stunden in Bremen und Barnaul (mit einer einzigen Abweichung) eine doppelte Schwankung analog dem 
sommerlichen Verlauf des täglichen Ganges. Entsprechend dem täglichen Gang tritt ein Maximum um die 
Zeit auf, wo die Ausstrahlung Einbusse erfährt — im Jahre also um die Zeit des niedrigsten Sonnenstandes 
bei Beginn der Abnahme der Länge der Nacht, am Tage gegen Sonnenaufgang — und ein zweites Maximum, 
dem Nachmittags-Maximum des täglichen Ganges entsprechend, gegen Mitte des Jahres; zwischen diesen 
Maxima liegen die beiden Minima, entsprechend dem Morgen- und Spätabend-Minimum des täglichen Ganges 
des Sommers. 
Um diesen Gang für Bremen und Barnaul scharf hervortreten zu lassen, sind als Ersatz einer graphischen 
Darstellung des Verlaufes in Tab. V die Monate des Eintritts dieser 4 Extreme und die Aenderungen der 
interdiurnen Veränderlichkeit zwischen je 2 Extremen für alle 24 Stunden und für das Mittel der 24 Stunden- 
werthe zusammengestellt. Unstetigkeiten im Verlaufe von einem Extrem zum folgenden fanden in Barnaul 
nur für 5 a —7 a , wo Februar etwas höhere Werthe als Januar hatte, statt, sowie in Bremen für alle Stunden, 
ausser 6 p , bei dem Verlauf vom II. Minimum zum Winter-Maximum, indem der November meist eine grössere 
I. T.-V. als der Dezember hatte und hier auch sonst noch kleinere Unterbrechungen der Stetigkeit der 
Zunahme auftraten.
	        
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