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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1900 No. 5
§ 2. Die mittlere Abweichung der inderdiurnen Veränderlichkeit der Temperatur.
Bildet man die Abweichungen der für die drei Beobaclitungs - Termine berechneten einzelnen Monats-
werthe der I. T.-V. von den zehnjährigen Mittelwerthen, so erhält man als deren ohne Rücksicht auf die
Vorzeichen gebildetes Mittel die „mittlere Abweichung“ der Monatswerthe der 1. T.-V. Da diese mitt
lere Abweichung hei einem nur zehnjährigen Zeitraum noch erheblich durch einzelne anormal grosse Monats
werthe beeinflusst wird, so ist von ihrer Mittheilung Abstand genommen worden; es sei nur hervorgehoben,
dass ihre grössten Beträge, 0?6 bis 0?8 im Osten im Januar und Februar vielfach, besonders um 8“ vor
kamen, und dass die kleinsten, bis 0?2 und weniger, in den übrigen Monaten mehrfach auftraten. Bis zu
einem gewissen Grad zeigen die Beträge der mittleren Abweichung ein Anwachsen mit der Zunahme der
interdiurnen Veränderlichkeit, also für die einzelnen Monate und Stationen fast durchweg von einem Beob
achtungs-Termin zum anderen eine Aenderung in dem gleichen Sinne wie die interdiurne Temperatur-
Veränderlichkeit, sowie mit dieser eine wesentliche Uebereinstimmung im jährlichen Gange.
Im Mittel aus den 12 Monatswerthen ergaben sich folgende Jahreswerthe der mittleren Abweichung
der I. T.-V.:
8 «
2P
8P
Borkum
0.24
0.32
0.24
Wilhelmshaven
0.27
0.28
0.27
Keitum
0.24
0.28
0.29
Hamburg
0.30
0.32
0.31
Kiel
0.28
0.30
0.27
Wustrow
0.31
0.35
0.28
Swinemünde
0.36
0.41
0.34
Rligenwaldermünde •
0.35
0.39
0.35
Neufahrwasser
0.37
0.44
0.37
Memel
0.40
0.37
0.38
Hiernach zeigen der Morgen und Abend im Jahresdurchschnitt nahezu die gleiche mittlere Abweichung,
während der Nachmittag grössere Werthe aufweist, und diese Grösse nimmt für die drei Termine im allge
meinen nach Osten hin zu.
§ 3. Der tägliche Gang der interdiurnen Veränderlichkeit der Temperatur.
Um die Möglichkeit zu gewähren, diese Untersuchung durch Hinzunahme weiterer Beobachtungsjahre
fortzuführen bezw. durch Einführung weiterer Gesichtspunkte zu erweitern, sind in Tab. A des Anhangs für
die einzelnen Jahre des Zeitraums die Monatswerthe der interdiurnen Veränderlichkeit mitgetheilt. Die
hieraus berecliueten zehnjährigen Mittelwertlie nebst den Mittelwerthen für Bremen 1891/99 sind in Tab. I
zusammengestellt. Einen klaren Einblick in das Wesen des jährlichen Ganges dieser Werthe gewinnt man
nur durch das Studium des täglichen Ganges der interdiurnen Veränderlichkeit, wie solcher aus den Stunden-
werthen der I. T. -V. hervortritt. Hierzu bieten die oben angeführte Bearbeitung der stündlichen Beob
achtungen von Barnaul durch Wahlen, wie die vom Verfasser aus den Bremer Jahrbüchern berechneten
neunjährigen Stundenmittel für Bremen eine treffliche Grundlage, wenn man von kleinen Zufälligkeiten,
die den einzelnen Stundenwerthen noch in Folge der relativ geringen Dauer des Beobachtungs-Zeitraumes
anhaften, absieht.*)
*) Bei dieser Gelegenheit dürfte hervorzuheben sein, dass im Falle von Registrir-Apparaten die Berechnung der inter
diurnen Veränderlichkeit für alle 24 Stunden jedes Monats ein gewisses Kriterium für die Richtigkeit der Reduktion der
Registrirungen liefert, indem bei dem rechnerischen Anschluss der Registrirungen an die Termin - Beobachtungen die Be
nutzung falscher Reduktions-Konstanten in dem Verlauf der Stundenwerthe der interdiurnen Veränderlichkeit leicht auf
fällige Verzerrungen in der Umgebung der Beobachtungs-Termine hervorruft.