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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1900 No. 4 —
2.25 + 2.6
Mittlere Jahres-Amplitude am Aequator demnach circa ————— = 2.4 mm.
Hann setzt als Amplituden-Konstante a stets die Hälfte der ganzen Höhe der Welle
2.44
a — ' = 1.22 mm.
Die am Aequator gemessenen Mittelwerthe sollen nach Hann geben 0.92. Ich halte diesen Werth für etwas
zu niedrig. Er könnte sehr gut = 1 mm gesetzt werden. Wird 0.92 heibehalten, so ist ¡x = 0.75 zu setzen.
Die Uebereinstimmung des theoretischen Resultates mit dem praktisch gemessenen Werth steht in
gutem Einklang. Der Maximalwerth der eintägigen Oscillation in Amplitudenmaass ist Formel (10) und (11)
= 0.006 cos y cos a) bei 1 = 0°
0.0736 X1059 X 0.006 = 0.47 mm,
der Minimalwerth bei A. = 90°
0.0736 X 1059 X 0.006 F0.842 = 0.43 mm.
Der Mittelwerth ist
0.43 + 0.47
2
0.45 mm.
Beobachtet wurden 0.3 mm, ¡i ist in diesem Falle 0.70.
In unseren weiteren Entwickelungen werden wir « = 0.75 setzen.
2. Jährlicher Gang der Amplituden.
Formel (7) und (8).
Wir sehen, dass die unter (7) und (8) entwickelten Funktionen stets positive Werthe ergeben. Es
treten also im Jahre stets mehr oder weniger starke Drucke auf: 2 Maxima und 2 Minima, unter dem 45°
tritt das Maximum zu den Aequinoktien auf, unter dem Aequator zu den Solstitien. Dies ist eine That-
sache, die die Theorie neu lehrt. Man hatte bis jetzt angenommen, dass die Maxima über die ganze Erde
zur Zeit der Aequinoktien auftritt. Man braucht jedoch nur eine Barometer-Tabelle für einen Ort nahe
am Aequator zu nehmen, um zu sehen, dass die tägliche Schwankung in der Tliat im Winter am grössten
wird, für Port au Prince z. B.:
1890/91 ^ J armar ■ • ■ 2.76 mm, April 2.70 mm, Oktober . . . 2.58 mm,
J Februar . . . 3.04 mm, März 2.66 mm, September . 2.26 mm.
Nördlich der Wendekreise treten die Maxima zu den Aequinoktien auf; dies stimmt mit den empi
rischen Ergebnissen überein; südlich der Wendekreise zu den Solstitien. Hier zeigt das theoretische
Resultat Abweichungen. Nach den Wendekreisen hin werden die jährlichen Schwankungen der Amplitude
am kleinsten. Die theoretischen einwelligen Jahres-Scliwankungen erzeugen das grössere Minimum stets im
Aphelium, die höheren Amplituden dagegen zur Zeit des Periheliums. Mit Hülfe der theoretischen Er-
kenntniss der dynamischen Effekte wird man künftighin die thermischen Wirkungen herausschälen und ge
sondert studiren können. Die konstatirten Phasen -Verschieb ungen A% sind ein getreues Abbild der Zeit
gleichung, da die doppelte und einfache Oscillation, die durch dynamische Effekte erzeugt werden, an dem
siderischen Umlaufe der Erde gebunden sind.
Die eintägigen Wellen ergehen gemäss den Beobachtungen in der That Maxima zu den Aequinoktien,
Minima zu den Solstitien.
3. Der tägliche Gang der dynamischen Oscillation.
Dieser ist aus Formel (12) ersichtlich (j> = 0). Wir konstatiren 2 Maxima, ein kleineres nächtliches,
und ein absolutes Minimum am Tage; für Orte unter einer geographischen Breite grösser als </> = 0 wird
dank des Gliedes tg e tg <p sin a (Formel 4) das zweite Maximum am Abend kleiner als das absolute Maximum
am Morgen. Eine überraschendere Uebereinstimmung der theoretischen Kurve mit der thatsächlich beob
achteten lässt sich wohl kaum denken. Man ersieht deutlich, dass die thermischen Einflüsse gegenüber
den dynamischen ganz verschwinden. Jedenfalls müssen künftighin dynamische und thermische einwellige
Oscillationen getrennt und gesondert studirt werden. In den Hann’schen Bestimmungsgliedern der ein
tägigen Welle scheinen beide Effekte vermischt.