Dynamische Effekte der doppelten Erdbewegung auf die Atmosphäre
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maligen Oscillation sind höchst variabel, dagegen nehmen die Konstituenten der doppelten täglichen Oscillation
einen derartig regelmässigen Verlauf, dass man letztere bereits als eine Funktion der geographischen Breite
und als eine Funktion des Standes der Erde in ihrer Bahn erkannt hat. In der Nähe des Aequators, wo
die Erscheinung der doppelten Schwingung am schärfsten auftritt, ist die doppelte tägliche Welle die Haupt
erscheinung, kaum kennt man dort noch das Vorhandensein einer anderen Periode. Die einmalige tägliche
Oscillation rührt nach Hann offenbar von thermischen Effekten des Sonnenkörpers lier, die ihrerseits be
einflusst sind von den lokalen Verhältnissen, dem Feuchtigkeitsgehalt der Luft etc.
Aus den Rechnungen Hann’s geht hervor:
1) Die ganztägige Oscillation hat unter dem Aequator eine Amplitude von rund 0.3 mm ('/3 der Ampli
tude der halbtägigen Barometerschwankung); in mittleren Breiten wird sie klein, kaum 0.15 mm.
Sowohl die Winkelkonstante (A|), die Phasenzeiten sowie die Amplitude (qi) der ganztägigen Baro
meterschwankung haben dieselbe jährliche Periode wie die entsprechenden Elemente der doppelten täglichen
Oscillation. Die Fluthzeit fällt gegen = 5° d. h. 5 h 40 m a. m., jedoch schwankt die Winkelkonstante um
ganz beträchtliche Wertlie, sodass der Einfluss ganz charakteristischer Störungen erkannt werden kann.
2) Die halbtägige Barometer-Oscillation, die doppelte tägliche Druckwelle, wie sie so schön mit fast
symmetrischen Wellenzügen in den Aufzeichnungen kontinuirlich registirender Barometer an den aequator-
nahen Stationen Tag für Tag zur unmittelbaren Anschauung kommt, in mittleren und höheren Breiten aber
in der unmittelbaren Erscheinung örtlich fast nicht mehr zu erkennen ist, ja ganz unterdrückt erscheinen
kann, unterliegt ganz einfachen Gesetzen, wird in Amplitude und Phasenzeit von der Witterung nicht be
einflusst und erinnert durch die Konstanz dieser Elemente unter gleicher Breite und durch ihre gesetz-
mässige Variation nach Jahreszeit und geographische Breite an das Verhalten kosmischer Phänomene. Die
Grösse der Amplitude der halbtägigen Berometerscliwankung nimmt, wie es scheint, mit zunehmender geo
graphischer Breite nach ähnlichen Gesetzen ab, wie theoretisch die Gravitationsfluth der Ozeane.
Die Variation der Amplitude «2 der doppelten täglichen Oscillation und der geographischen Breite </.
wurde empirisch folgendermaassen festgesetzt:
a 2 == (0.988 — 0.573 sin-qi) cos' 1 cp
Als wahrscheinlichster Werth der Amplitude a-2 am Aequator muss jetzt 0.92 mm angesetzt werden.
Sehr bemerkenswerth ist der jährliche Gang der Grösse der Amplitude der halbtägigen Oscillation.
Derselbe ist von den irdischen Jahreszeiten unabhängig, indem er in beiden Hemisphären der gleiche ist.
Die Hauptmaxima treten zu den Aeqxunoktien ein, die Ilauptminima im Juni und Juli, ein zweites, viel
kleineres Minimum fällt auf Dezember und Januar. Auf beiden Hemisphären ist die Amplitude der halb
tägigen Barometer-Oscillation zur Zeit des Periheliums der Erde grösser als zur Zeit des Apheliums; während
des letzteren tritt das absolute Minimum derselben ein. Das ist ein kosmischer Charakterzug der doppelten
täglichen Barometerschwankung.
In höheren Breiten bleiben die Phasenzeiten dieser Variation die gleichen, nur die Amplituden werden
kleiner.
Die mittlere Phasenzeit der doppelten täglichen Oscillation an der Erdoberfläche ist in der Gleichung
«2 sin (Ai + 2 x) durch die Winkelkonstante = 155° gegeben. Dies entspricht einer Epoche der ersten
Fluth um 9 h 50 m a. m.
Die jährliche Periode der Phasenzeit der doppelten täglichen Oscillation ist derart, dass in beiden
Hemisphären die Wendestunden etwas früher im Winter und etwas später im Sommer eintreten. Soweit
die heutigen empirischen Ergebnisse.
Im folgenden werden wir nachweisen, dass die Theorie wohl alle gesammelten Erfahrungen erklärt
und bestätigt.
1. Amplituden.
Am Aequator zur Zeit der Aequinoktien [siehe Formel (5), (14), (15) hei « = 90° (Maximum)] ist
a mal der doppelten täglichen Oscillation gleich
0.0736 X 1059 = 2.25 mm
Nach Formel (7) wird die Amplitude am Aequator ein Maximum bei A = 90°
a = 2.6 mm.