No. 1.
Die Extrem-Temperaturen in Hamburg
in den Jahren 1876—1900.
Von Dr. Ja. Grossmann, Seewarte, Hamburg.
Einleitung.
Die strenge Kälte des Winters 1900/01 gab dem Verfasser Anlass zn einer Vergleichung mit den
früheren Beobachtungen und führte weiterhin, bei Ausdehnung der ursprünglichen Aufgabe, zu einer ein
gehenden Bearbeitung der in Hamburg auf der Seewarte durch Extrem-Thermometer gemessenen Maximum-
und Minimum-Temperaturen der Jahre 1876—1900. Das hier kurz mitgetheilte Ergebniss stellt sich zugleich
als ein erstes Resultat der Beobachtungen des letzten Vierteljahrhunderts im Beobachtungsnetz der Seewarte
dar. Eine Ausdehnung der Untersuchung auf die übrigen Stationen ist in dem gleichen Umfange nicht
möglich, da von den Normal-Beobachtungsstationen nur Hamburg von Anfang an mit Maximum - Thermo
metern ausgerüstet war.
Die auf der Seewarte bestehende Aufstellung der zu den Beobachtungen benutzten Alkohol-Minimum-
und Quecksilber-Maximum-Thermometer bester Konstruktion gewährt möglichsten Schutz gegen Strahlungs-
Einflüsse. Beide Extrem-Thermometer werden bei der Morgenbeobachtung um 8” Ortszeit abgelesen; zu
dieser Zeit wird auch das Maximum-Tliermometer eingestellt, während das Minimum-Thermometer seit An
fang 1879 hiervon abweichend bei der Nachmittagsbeobachtung um 2 h Ortszeit eingestellt wurde. Wenn
sich somit die Minimum-Temperaturen seitdem auf einen achtzehnstündigen Zeitraum beziehen und daher
in den mehr vereinzelten Fällen des Sinkens der Temperatur nach 8“ etwas zu hoch darstellen, so wird auf
der andern Seite durch die Nachmittags-Einstellung die Zahl der Fälle vermindert, wo bei Eintritt warmer
Witterung nach starkem Frost die am Morgen herrschende niedrige Temperatur als Minimum-Temperatur
des folgenden Zeitraums auftritt, und die Morgen-Einstellung des Minimum-Thermometers somit zu niedrige
Minima für die Nacht ergeben würde.
Ebenso wird die am Maximum-Thermometer abgelesene Temperatur in einzelnen Fällen besonders un
regelmässigen Temperaturverlaufes, bei anhaltendem Steigen der Temperatur, keineswegs die Bedeutung der
höchsten Temperatur des in Wirklichkeit kälteren Vortages besitzen, doch wurde von einer entsprechenden
Aenderung der Extrem-Temperaturen Abstand genommen. Diese wurden den meteorologischen Jahrbüchern
bezw. dem Manuskript durchweg unverändert, die Monatsmittel auf hundertstel Grad berechnet entnommen;
da jedoch die Maxima in den Jahrbüchern um einen Tag vordatirt erscheinen, so musste hierauf durchweg
Rücksicht genommen werden.
I. Theil: Die Mittelwerthe.
§ 1. Monats- und Jahresmittel der täglichen Extrem-Temperaturen.
Die in den Jahrbüchern publizirten Monatsmittel der Maximum-Temperaturen wurden mit Rücksicht
auf deren angegebene falsche Datirung in der Weise korrigirt, dass an Stelle des für den ersten Monatstag
angegebenen Maximums das für den ersten des folgenden Monats gedruckte Maximum eingesetzt wurde.
Hätte es sich hier lediglich um die Mittelwerthe für den ganzen Zeitraum gehandelt, so wäre die Aufgabe
dieser Korrektur leichter durchzuführen gewesen. Bezeichnen nämlich «i, a-i, 113 die Mittel dreier auf
einander folgender Monate, so stellt «2 — ü\ näherungsweise die Aenderung von Mitte des ersten bis zu der
Archiv 1900. 1.
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