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Full text: 23, 1900

Wilhelm Krebs: Die meteorologischen Ursachen der Hochwasser-Katastrophen etc. 
Die Geschwindigkeit der Verlagerung zeigte eine geradezu gesetzmässige Abnahme und kam schliesslich 
vollkommenem Stillstand gleich. Das Hochwasserminimum macht den Eindruck eines Wirbels, der sich 
von seiner Entstehungsstelle loslöste und mit abnehmender Grösse und Geschwindigkeit der Richtung 
folgte, die aus den Bewegungen der ihn erzeugenden Erscheinungen resultirte. 
Es sei mir gestattet die Gründe für die Richtigkeit meiner Ansicht über die typischen Hochwasser 
depressionen nochmals kurz zusammenzufassen. 
1) Der durch jene Ansicht erklärte Stillstand dieser Depression lässt die Ursache des Anhaltens der 
Niederschläge erkennen. 
2) Die durch jene Ansicht erklärte Summation der Ozeanität zweier Depressionsgebiete von verschiedener 
Herkunft lässt die ausserordentliche Stärke der Niederschläge begreiflich erscheinen. 
3) Meine Annahme steht nirgends in Widerspruch mit den etwas später von Herrmann für seine be 
sondere Ansicht angeführten Thatsaclien. Sie erscheint vielmehr besser geeignet zur Erklärung des Ent 
stehens der Hochwasser-Depressionen von Ende Juni und Ende Juli 1897. Die grosse Verwandtschaft beider 
selbständig entwickelten Anschauungen bürgt für die Richtigkeit des gemeinsamen Grundgedankens: Ent 
stehung der neuen, sehr niederschlagsreichen Depression durch Summation negativer Druckabweichungen. 
4) Meine Annahme erklärt die Lage der typischen Hochwasserdepressionen im Nordosten des Alpen 
gebietes. 
5) Sie erhält eine für die Richtigkeit ihrer geophysischen Grundlage schlagende Bestätigung durch 
die Entstehung der Depression der Wetterkatastrophen vom 30. Juni und 1. Juli 1897 im Nordosten des 
Pyrenäengebietes. 
Der fünfte Grund hat einen besonderen Wert deshalb, weil die ihm unterliegenden Thatsaclien nach 
zwei Richtungen sehr deutlich die wetterscheidende Wirkung der hohen Kettengebirge auch in Bezug auf 
Luftdruck erkennen lassen. 
Diese wetterscheidende Wirkung betrifft sogar in erster Linie die Luftdruckverhältnisse. Maassgebend 
sind für deren wirksame Trennung natürlich nur die niedrigsten Passhöhen. Die niedrigsten Pässe liegen 
in den Pyrenäen noch etwas höher als in den Alpen. Die Mittelpyrenäen sinken beim Somport nur bis 
1632 m Meereshöhe, 1400—1500 m relativer Höhe über dem mittleren Ebrothal, während die Mittelalpen 
beim Brenner auf 1370 m Meereshöhe, etwa 1350 m relativer Höhe über dem mittleren Pothal herabsteigen. 
Es würde wunderbar erscheinen, würden sich nordöstlich der Pyrenäen den typischen Hochwasserdepressionen, 
nordöstlich der Alpen, analoge Erscheinungen nicht eingestellt haben. Die mit den Wetterkatastrophen von 
Ende Juni 1897 verbundenen meteorologischen Vorgänge füllen in dieser Hinsicht eine Lücke aus. 
Aber auch in anderer Hinsicht sind sie für die wetterscheidende Natur der Hochgebirge sehr lehrreich. 
Es war vor dem westlichen AlpenfUigel, dass der südländischen Depression mit ihrer nach Norden ausge 
streckten Druckrinne ein Halt geboten, und dass so der scheinbare meridionale Streifen niederen Druckes 
zerrissen wurde (Karten 13 u. 14). 
Die wetterscheidende Natur der Hochgebirge kommt also auch auf eine Scheidung der Luftdruckver 
hältnisse hinaus. Diese besondere Art der Scheidung kann für die Erklärung der Herkunft der südländischen 
Depression sehr grosse Wichtigkeit erlangen. Allerdings ist die Frage noch keineswegs spruchreif, nicht so 
sehr wegen der Kürze der vorhandenen Beobachtungsreihen, als weil dem Verfasser für die vorliegende 
Abhandlung als Material wesentlich nur die Wetterberichte der Deutschen Seewarte zur Verfügung standen. 
Ich beschränke mich, auf zwei Umstände nur hinzuweisen, die aber vielleicht beide dabei zur Wirkung 
gelangen. 
Auf den Luftdruckkarten des 27. Juli 1897 (Karte 6) und der vorhergehenden Tage tritt es sehr augen 
fällig entgegen, besonders wenn die Isobaren anstatt von 5 zu 5, von 1 zu l mm genau ausgezogen werden, 
dass die südländische Depression im Bereiche einer Rinne niederen Druckes liegt, die von der nordischen 
nach Süden ausstrahlt. Dem würde auch die Abweichung in der Richtung entsprechen, die die nach Herrmann 
eingetragenen Bahnen der südländischen Minima erkennen lassen. Dasjenige dieser Minima, von welchem am 
27. Juli die Adria überschritten wurde, schlug eine Richtung mehr nach Ostnordosten, dasjenige, von dem 
die Adria in der folgenden Nacht überschritten wurde, mehr nach Ost zu Süd ein. Immerhin trat dieser 
Richtungsunterschied, der durchaus dem zyklonalen Einfluss des nach Osten hin fortschreitenden nordischen 
Minimums entsprach, wesentlich erst im Osten der Alpen hervor. Aber Das würde nicht daran hindern, in dem 
südländischen Minimum einen durch die wetterscheidende Alpenkette abgeschnürten Tlieil der nordischen
	        
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