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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1900 No. 5 —
§ 17. Die beobachtete und die vom Zufall geforderte Erhaltungs-Tendenz des Vorzeichens
der interdiurnen Aenderung der Temperatur.
Die Anzahl der Zeichenwechsel nach Zufall und Wirklichkeit.
Nach dem vorigen Resultat, dass die Natur die längeren Perioden gleichartiger I. T.-Ä. verringere und
die Zahl der kürzeren erhöhe, kann es wenig zweifelhaft erscheinen, wo sich durchschnittlich die grössere
Erhaltungs-Tendenz für das Vorzeichen der I. T.-Ä. geltend mache, in der Natur oder in den Forderungen des
Zufalls. Aus den in Tab. XXI gegebenen Häufigkeitszahlen der beobachteten Serien gleichartiger Temperatur-
Aenderungen und den während der beiden vierzigmonatlichen Zeiträume beobachteten Fällen interdiurnen
Steigens und Sinkens der Temperatur wurden die in Tab. XXII als „beobachtet“ bezeichneten Werthe der
Erhaltungs-Tendenz abgeleitet und die dort als „berechnet“ aufgeführten Werthe nach der für das Wirken des
Zufalls geltenden obigen Formel berechnet, die in diesem Falle aus den angeführten Gründen die Gestalt
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W aa = wegen der unter n a wie n a & c vereinigt gedachten 40 einzelnen Monate annehmen musste.
n a , b. c
Tab, XXII (cf, § 17).
Erhaltungs-Tendenz für das Vorzeichen der interdiurnen Temperatur-Aenderung
in Kiel 1890/99.
März bis Juni
Oktober bis Januar
Steigen
Sinken
Steigen
Sin
ken
Ber.
Beob.
Ber.
Beob.
Ber.
Beob.
Ber.
Beob.
8“
49
44
42
37
43
oo
oo
47
43
2 P
51
48
40
38
41
41
50
48
8 P
50
48
40
37
42
, 7
o (
50
46
Wir sehen aus Tab. XXII, dass für Kiel zu allen drei Terminen wie in beiden Jahreszeiten die rein
zufällige Erhaltungs-Tendenz meist etwas grösser als die wirkliche ist; der Ueberschuss zu Gunsten des Zufalls
erscheint meist Morgens am grössten, Abends etwas kleiner und Nachmittags am kleinsten und beträgt
für Kiel ca. 5% um 8“, 2% um 2P und 3% um HP.
Zu dem gleichen Resultat gelangen wir durch Vergleichung der wirklich beobachteten Zeichenwechsel
der I. T.-Ä. mit deren vom Zufall geforderten Häufigkeit.
In Tab. XXIII finden wir für Kiel und die Zeiträume März bis Juni wie Oktober bis Januar der 10 Jahre
die vom Zufall geforderte und die beobachtete Anzahl der Zeichenwechsel zusammengestellt, wobei zu be
merken ist, dass die Auszählung der Zeichenwechsel für jeden Monat einzeln, ohne Berücksichtigung der
benachbarten I. T.-Ä. der angrenzenden Monate ausgeführt wurde. Die Unterschiede dieser zweierlei Häufigkeits
zahlen der Zeichenwechsel sind im ganzen unerheblich, indem sie höchstens 10% erreichen, lassen jedoch
durchweg die grössere Erhaltungs- Tendenz für die durch den Zufall gegebene Vertheilung, wie auch die
Abnahme dieses Unterschiedes in der Reihenfolge Morgen, Abend, Nachmittag hervortreten.
Tab. XXIII (cf. § 17).
Anzahl der Zeichenwechsel der interdiurnen Temperatur-Aenderung in Kiel 1890/99.
März bis Juni
Oktober bis Januar
II Ber -
Beob.
A
Ber.
Beob.
A
8° 595
655
-60
598
662
-64
2 P 590
625
-35
598
613
-15
8P j| 583
623
-40
598
650
—52
Erinnern wir uns, dass in § 12 die Erhaltungs-Tendenz des Vorzeichens der I. T.-Ä. von einem Tag
zum andern im Jahresmittel für I. T.-Ä. >(l'/2°) als Ausgangspunkt gleich 46% gegenüber dem allge
meinen Werth 43% berechnet wurde, so bemerken wir, dass jener grössere Betrag nahezu der für die rein