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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1899 No. 1 —
dasselbe Intervall in mittlerer Zeit ausgedriickt sei y. Da im Augenblicke der wahren Konjunktion die
Sternzeit am Beobachtungsorte 0 O +/ ist, so bat man dort im Augenblicke der scheinbaren Konjunktion die
Sternzeit 0 O + / + y s . Ferner können wir die Annahme machen, dass für die wenigen in Betracht kommen
den Stunden die Bewegungen von Mond und Sonne in den wahren Koordinaten gleichförmig erfolgen; es
ist also « = A 0 + (9.99881) A« . y„
A = A a + (9.99881) AA . y K = A 0 + ±A.y
Berücksichtigt man ausserdem, dass für den von uns betrachteten Fall a—A ein kleiner Winkel ist, und
dass es demnach gestattet sein wird, den Bogen an Stelle des Sinus zu setzen, so gebt die Gleichung (64)
über in die folgende:
(At<—AA) cos d
sin (ß 0 —A a +).+yx—±A. y)
(9.99881)
r COS ff'
Vs
Nach den Substitutionen
und
\A = Act— AA
11 = P—n
AA cos fl
11
Pt
(65)
(66)
(67)
erhält man endlich
sin (0 e —A 0 +?.+i/a— AAi/) = (9.99881)
Pt
r COS (//
V»
(68)
der Gleichuns
Man erhält aus dieser Gleichung durch zweimalige Benutzung der Tafel 5, welche eine Lösung
sin (S+yA = (9.99881) V»
giebt, die Unbekannte y. Indem man nämlich zunächst das kleine Korrektionsglied AA. y vernachlässigt,
ergiebt sich aus der Tafel ein schon sehr nahe richtiger Werth von ?/; durch die Wiederholung der Inter
polation für das Vertikal-Argument ,, „ . . , . ,
erhält man dann den strengen Werth. Es möge gleich hier bemerkt werden, dass für die zweite Näherung
das Korrektionsglied AA. y unmittelbar aus Tafel 19 mit den Argumenten AA und y entnommen werden kann.
Wir wollen uns jetzt einen Augenblick vorstellen,
dass sieb am Himmel an Stelle des Mondes M\
und der Sonne 8\ erstens ein Mond M 2 mit dem
scheinbaren Radius R’A- Ix e sowie zweitens ein
Stern S-2 befinde (Fig. 3). Den substituirten Kör
pern Mi und S 2 mögen die gleichen Koordinaten,
stündlichen Bewegungen und Parallaxen zukommen,
welche die wirklichen Körper M\ und S\ besitzen.
Es ist nun ohne weiteres klar, dass der Eintritt
des Sterns Si in den vergrösserten Mond M 2 und
der Austritt aus demselben in den gleichen Mornen-
Ringförmige Sonnen- ten erfolgen werden, in welchen die äusseren Kon-
finstomiss. takte der wirklichen Körper M\ und S\ stattfinden.
— Wenn wir uns andererseits vorstellen, dass an
Stelle der wirklichen Körper M\ und 8\ ein Mond M- d (oder MA mit dem Radius A"—E & (oder E e —W)
sowie ein Stern S3 (oder N4) gesetzt sei, so erkennt man, dass Eintritt und Austritt des Sterns 83 (oder N4)
gleichzeitig mit den Momenten der inneren Kontakte der wirklichen Körper eintreten müssen. Wir sind auf
Grund dieser Betrachtungen im Stande, das Problem der Sonnenfinsterniss auf dasjenige der Sternbedeckung
zurückzuführen. Freilich sind hierbei die in der früheren Abhandlung enthaltenen Ausführungen und Formeln
jetzt nicht ohne weiteres anwendbar, weil wir damals angenommen hatten, dass die Koordinaten des Sterns
unveränderlich seien und dass der letztere keine merkbare Parallaxe besitze.
Wir haben zunächst, wie früher, die Zeiten zu ermitteln, zu welchen der Stern (Sonnenmittelpunkt) S
die Stundenkreise des östlichsten und westlichsten Randpunktes des vergrösserten (oder verkleinerten) Mondes
Totale Sonnen
finsterniss.