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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1599 No. 2 --
3) Windstärke.
(Tabelle 19—¿0.)
Was die Windstärke anbelangt, deren Ergebnisse in den Tabellen 19 und 20 zusammengestellt sind,
so treten ähnlich, wie bei den Cykloneu, mehrere Minima und Maxima hervor; nur weisen Land- und Küsten-
Anticyklonen einige Verschiedenheiten von einander auf.
Bei Fumes liegt das Maximum in grosser Entfernung vom Centrum; mit Annäherung an das Centrum
verringert sich die Windstärke ziemlich gleichmässig. Bei Breslau hingegen treten mehrere Maxima und
Minima charakteristisch hervor; im Innern der Anticvklone ist die Windgeschwindigkeit am geringsten, um
von dort mit zunehmender Entfernung zu einem Maximum anzuwachsen, welches im Sommer mehr entfernt,
im Winter jedoch näher hegt; von jener Zone an nimmt die Windstärke abermals ab, steigert sich wiederum
und erreicht in der Nähe der Peripherie ihr zweites Maximum.
In der Höhe der Schneekoppe ist ebenfalls die Luftbewegung am geringsten im Innern der Anticvklone,
um dann nach aussen hin zu einem Maximum schnell anzuwachsen, abermals abzunehmen und an der
Peripherie der Anticyklonen ein zweites Maximum zu erreichen. Zwischen Sommer und Winter sind bezüglich
der Lage der Maxima und Minima keine besondere Verschiebungen bemerkbar.
Auf eine weitere Eigentümlichkeit möchte ich noch hiuweisen, nämlich auf che Veränderung der Wind
geschwindigkeit an den Grenzflächen des Ein- und Ausströmens der Luft, was ja auch die Ballonfahrten la6 )
bestätigen, wenngleich dies aus den Mittelwerthen nicht so deutlich erkennbar ist. Die Windgeschwin
digkeit nimmt ab, sobald in der inneren Zone Einströmen, in grösserer Entfernung Ausströmen eintritt, in
dem dann die Lufttlieilchen in derselben Zeit einen breiteren Kanal zu durchlaufen haben; umgekehrt, treffen
sich die Luftströmungen unter einem spitzen Winkel, so werden die Bewegungen des engeren Kanals wegen
verstärkt.
Für das Verhalten der Luftströmungen in den Anticyklonen lassen sich folgende Sätze aussprechen:
28) Bei den Anticyklonen liegen sowohl an der Küste wie über dem Lande die kleinsten
Winkel in unmittelbarer Nähe des Centrums, die grössten in der zweiten Zone und an der Peri
pherie.
29) In mittleren Höhen hingegen treten die grössten Winkel in Entfernungen von (166 bis
888 km und 1998 — 2220 km auf; die kleinsten in unmittelbarer Nähe des Centrums.
30) In den Land- und Küsten-Anticyklonen — bei letzteren jedoch nur im Winter — strömt
von allen Seiten die Luft vom Centrum nach der Peripherie spiralförmig ab; weiter macht sich
während des Sommerhalbjahres bei den Küsten-Anticyklonen eine Tangentialbewegung der Luft
im Nord- und Ost-Quadranten bemerkbar.
31) In mittleren Höhen strömt auf der Vorderseite die Luft lebhaft aus; während sie auf
der Rückseite eine Neigung zum Einströmen hat.
32) Die Geschwindigkeit des Windes wächst bei den Anticyklonen mit zunehmender Ent
fernung vom Centrum und erreicht je nach der Lage des Hochdruckgebietes zwei Maxima, wo
von das eine in einer Entfernung von 666—888 km, das andere in der Nähe der Peripherie liegt.
33) Die mittlere Höhe der Anticyklonen ist grösser als die der Cykloneu.