P. Polis: Die Strömungen der Luft in den barometrischen Minima und Maxima.
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Es wird daher, je nachdem ob eine Cyklone sich über der See oder dem Lande bewegt, eine Aus
breitung oder Verringerung der Regenzone verbunden sein.
Was nun das entgegengesetzte Verhalten des meisten Regens m ) bei steigendem oder fallendem Baro
meter für die verschiedenen Gegenden anbelangt, so ist dies ebenfalls eine Folge der verschiedenen Reibungs
widerstände. Bei den Küstencyklonen (siehe Furnes) verhindern die auf der Rückseite stark entwickelten
Tangentialkräfte die aufsteigende Bewegung der Luftmassen; es werden daselbst die mit Wasserdampf be
ladenen Westwinde weit weniger Niederschlag bringen als die zum Aufsteigen gezwungenen Süd- und Süd
westwinde — grösster Regenfall bei fallendem Barometer. Dieselben Westwinde können jedoch auf dem
Lande der einströmenden Bewegung wegen leichter aufsteigen, wodurch sich ihre Wirkung verdoppelt, indem
sie einmal mehr Wasserdampf mit sieb führen, als die kontinentalen Süd- und Südostwinde, dann aber durch
die orographischen Verhältnisse gezwungen werden, noch mehr emporzusteigen — grösster Regenfall bei
steigendem Barometer. Diese Behauptung wird auch durch die Erfahrung bestätigt, indem in Westeuropa,
z. B. Valencia, Kew, Paris (Yerhältnisszahlen
Regenmenge bei fallendem Barometer
P 2.21, 2.01, 1.49) der
Regenmenge bei steigendem Barometer
meiste Regen bei fallendem Barometer, hingegen im Osten Wien, Prag (Yerhältnisszahlen 0.86, 0.73) bei
steigendem Barometer niedergeht.
Weiter findet die geringere Regenmenge der Küsten- und Meercyklonen im Vergleiche zu den Land-
minima dahin ihre Begründung, indem der geringeren Reibung wegen (abgesehen von orographischen Ein
flüssen. welche ein Aufsteigen der Luft auf mechanische Weise bedingen) die Centrifugalkraft die Luft am
Emporsteigen hindert.
Die im Volksmunde verbreitete Ansicht, der Wind an den Küsten verscheuche den Regen und trage
ihn landeinwärts, erklärt sich ebenfalls aus der zunehmenden Reibung über dem Festlande, wodurch die
Strömung der Luft dem Gradienten genähert wird und damit wieder aufsteigen kann.
Die Beziehungen der Strömungsverhältnisse in den Cyklonen zu dem Kondensationsprozess lassen sich
noch weiter verwenden auf die gefährlichen Minima der Zugstrasse V b ; bekannterweise haben nicht alle De
pressionen dieser Zugstrasse starke Niederschläge zur Folge. Untersuchungen*) in dieser Hinsicht würden
wahrscheinlich Aufschluss über die Konstitution und Strömungsverhältnisse dieser Depressionen geben und
damit Anhaltspunkte über etwa zu erwartende Katastrophen gewähren. Namentlich erscheint es wichtig,
das Verhalten der Ablenkungswinkel bei den beiden verschiedenen Arten der Minima, nämlich für solche,
die grosse Niederschläge mit sich biingen, und umgekehrt, die keine Ueherscliwemmungcn zur Folge haben,
genau zu studiren und daraus Schlüsse für die Praxis abzuleiten.
3) Windstärke.
(Tabelle 15.)
Wir kämen nunmehr zu den Beziehungen der Windgeschwindigkeit mit Annäherung an das Centrum
der Cyklonen, deren Resultate in Tabelle 15 niedergelegt sind.
Jene Zusammenstellung zeigt für sämtliche Cyklonenarten zwei ziemlich deutlich ausgesprochene Maxima
und Minima; die Windstärke nimmt zu von der Peripherie der Cyklone bis zu einer gewissen Grenze, um
dann abzunehmen und in einer geringeren Entfernung ihr zweites Maximum zu erreichen. Charakteristisch
ist weiter hei der Schneekoppe die ausserordentlich starke Abnahme der Windgeschwindigkeit in unmittel
barer Nähe des Centrums, welche, wenn von den Fällen > 1554 km abgesehen, zum Hauptminimum wird,
während hei den Landcyklonen nur eine unbedeutende Verringerung der Windstärke in der Nähe des Cen
trums sich bemerkbar macht.
Eine weitere Eigentümlichkeit besteht in einem Hinausschieben der Maximalstärke während der Sommer
zeit, welches wir hei den Cyklonen über dem Lande und in mittleren Höhen beobachten können.
Als Sätze lassen sicli aus diesem Abschnitte wie folgt aufstellen:
20) Bei den Land- und Küstencyklonen treten die grössten Winkel in 444—666 km und
1110—1554 km Entfernung auf; die kleinsten in unmittelbarer Nähe des Centrums und je nach
*) Wie z. B. die Wetterkarte am 30. Juli 1897, dem Tage der bekannten grossen Hochwasserkatastrophe in Schlesien
zeigt, lag eine flache, kreisförmig ausgebildete Depression über Nordösterreich; Winkelmessungen, die ich an derselben
vornahm, ergaben auf allen Seiten Ablenkungswinkel von etwa GO—70", welche auf ein gieichraässiges Einströmen und da
mit auch Aufsteigen der Luftmassen schliessen lassen.