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Full text: 22, 1899

P. Polis: Die Strömungen der Luft in den barometrischen Minima und Maxima. 
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Bevor wir jedoch zu der Diskussion der Beziehungen der Ablenkungswinkel zum Abstande vom Centrum 
der Minima und Maxima übergehen, seien zunächst die mittleren Entfernungen für die beiden Stationen 
Furncs und Breslau in Tabelle 10 angeführt. Von der Bildung dieser Mittelwertlie für die Schneekoppe 
kann der geringen Entfernung dieser von Breslau wegen abgesehen werden. (Siehe Fig. 37—48.) 
Beginnen wir mit den cyklonalen Richtungen, so liegen bei dem Küstenorte Furnes die Minima am 
weitesten bei südwestlichen Gradienten im Sommer, bei südöstlichen Gradienten im Winter, während ihr Breslau 
sich stets ein Maximum bei nordwestlichen Gradienten ausprägt. Letzteres ist auf die nordöstlich verlaufende 
Zugstrasse 1 1 25 ) sowohl in der warmen wie in der kalten Jahreszeit zurückzuführen. 
Entsprechend des Seite 10 erwähnten Ueberwiegens der cyklonalen südöstlichen Gradienten in der 
Sommerzeit, finden wir für Breslau ein mittleres Minimum von 670 km Entfernung vom Centrum, was im 
engsten Zusammenhänge mit der Zugstrasse V b * 26 ) steht, die über Oesterreich nach dem finnischen Busen 
läuft und daher Breslau am nächsten gelegen ist. Im allgemeinen ergiebt sich ferner, dass bei nördlichen 
und westlichen Gradienten die Abstände vom Centrum der Cyklone grösser als bei südlichen und östlichen 
sind. Die Erklärung hierzu liefert die grössere Entfernung der nördlichen Zugstrassen im Vergleiche zu den 
südlichen. 
Umgekehrt ist hei anticyklonalen Lagen das Centrum bei östlichen und südlichen Gradienten meist 
weiter entfernt als bei westlichen und nördlichen; besonders springt das Maximum bei E- und NE-Gradienten 
während der Sommermonate in die Augen, was seinen Grund in dem ausgedehnten atlantischen Hochdruck 
gebiet während der warmen Jahreszeit hat. NW- und W-Gradienten, bezw. bei Furnes S-Gradienten, weisen 
(du Minimum der Entfernung vom Centrum auf; es hängt dies mit der Entwickelung eines Maximums über 
dem centralen und südöstlichen Europa zusammen. Im Winter jedoch kehren sich die Verhältnisse um; 
die grösste Entfernung des Centrums bei westlichen bezw. südwestlichen Gradienten ist auf das asiatische 
Maximum zurückzuführen, das noch in grosser Entfernung seinen Einfluss geltend macht. 
Was nun die einzelnen Positionen C\. C 2 , C 3 , Ai und Ai anbelangt, so ergehen sich diese Unterschiede 
aus der Tabelle selbst und bedürfen keiner weiteren Diskussion. Weiter ist interessant, dass die mittlere 
Entfernung vom Centrum des Minimums während der Winterzeit grösser als während des Sommers ist, ent 
gegengesetzt sind die Verhältnisse bei den Anticyklonen. 
Besonders stark ist dies für die cyklonalen Wertlre bei Breslau ausgeprägt, während bei dem Küsten 
orte die Unterschiede geringerer Natur sind. 
In den Figuren 37—48 sind neben den Entfernungen vom Centrum der Cyklonen und Anticyklonen bei 
den verschiedenen Gradientenrichtungen und Luftdruckstufen auch die jeder Situation zugehörenden Ab 
lenkungswinkel nebst Stärke der Luftbewegung eingetragen. 
Während bei den Anticyklonen die der höheren Luftdruckstufe entsprechende geringere Entfernung mit 
nur wenigen Ausnahmen vorwiegt, ist dies bei den Cyklonen häufiger nicht der Fall, indem Position C 2 
bezw. C3 (besonders in der Sommerzeit) dem Centrum mehrfach näher gelegen ist als C\ bezw. C 2 , was eben 
von den verschieden vertheilten Fällen herrührt. Es erklärt sich dadurch die schon früher besprochene 
Ausnahme, dass nicht immer der niedrigen Luftdruckstufe der grössere Ablenkungswinkel entspricht, indem 
ja, wie die Messungen lehren, der verschieden vertheilten Fälle wegen öfter die nächst höhere Luftdruckstufe 
dem Centrum der Cyklonen näher gelegen ist und damit auch den grösseren Winkel nach sich zieht. 
Daraus ergiebt sich die Nothwendigkeit, bei derartigen Untersuchungen nicht nur den Barometerstand, 
sondern auch die Entfernung vom Centrum des Luftdrucksystems zu berücksichtigen. 
Für Furnes wurde ausserdem ein Versuch gemacht, die gleichen Luftdruckstufen durch Kurven mit 
einander zu verbinden. Hier springt der regelmässige fast kreisähnliche Verlauf von C3 und ebenfalls Ai, 
Ai (besonders bei östlichen Gradienten) in die Augen. Ersteres bestätigt auch Herr Kassner, 127 ) der die 
Küstencyklonen in grösseren Dimensionen kreisähnlich ausgebildet fand. Dies hat seine Ursache in der ge 
ringen Reibung der Luft in den Küstencyklonen gegenüber den Landcyklonen, sowie bei den Maxima in den 
westlichen Lagen derselben. Für Breslau konnte ein derartiger Versuch nicht gemacht werden, weil der 
Kurvengang sich als viel zu unregelmässig erwies. Hier sind es die orographischen Einflüsse, welche die 
Luftdrucksysteme stark deformiren. 
Als allgemeinen Schluss dürfen wir aussprechen: 
19) Die mittlere Entfernung der Cyklonen-Centren von den betrachteten Stationen ist im 
Winter grösser als im Sommer, und umgekehrt die der Anticyklonen-Centren im Winter kleiner 
als im Sommer.
	        
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