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Full text: 22, 1899

P. Polis: Die Strömungen der Luft in den barometrischen Minima und Maxima. 
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Besondere interessant ist die Fortbewegung eines Minimums bei verschiedenen Ablenkungswinkeln. Am 
19. Februar 1887 befand sich eine Depression über der Ukraine (Südrussland), während Maxima über Asien 
und der Adria lagerten; auf der Schneekoppe betrug bei gegen E gerichteten Gradienten u — 104°. Am 
folgenden Tage linden wir um 7" (Schneekoppe « = 59° bei E-Grndient) die Cyklone über Galizien, letztere 
war also in westnordwestlicher Dichtung fortgeschritten, um am 21. («<90° bei E-Gradient) nach der 
Ukraine zurückzukehren. 
3) Weitere Einwendungen gegen die thermische Fortpflanzung der Oyklonen. 
Ausser den in den früheren Kapiteln bereits aufgeführten theoretischen Einwendungen, die durch Prü 
fung der Fortpflanzungsrichtung der Cyklonen aufs Beste bestätigt wurden, steht auch eine Anzahl Er- 
fahrungssütze, ns ) welche man über die Fortbewegung der Minima aufgestellt hat, in direktem Widerspruche 
mit der sog. physikalischen Theorie. 
Besonders widersprechend ist das unter den Sätzen 6 und 7 in Sprung’s Lehrbuch IIM ) aufgeführte Ver 
halten der Cyklonen, wonach dieselben im Sommer fast ausschliesslich die nach NE führenden Zugstrassen, 
in der kalten Jahreszeit und in den Frühlings- und Herbstmonaten hingegen die östlichen und südöstlichen 
Zugstrassen einschlagen. 
Aus den vorhergehenden Erörterungen glauben wir nachgewiesen zu haben, dass das grösste Ausströmen 
einer Cyklone mit der Fort pflanzungsricht uug zusammenfallt; vergleichen wir nun die Zugstrassen der Minima 
mit dem grössten bezw. kleinsten Werthe von «, so erhält jene Behauptung noch eine weitere Bestätigung. 
Für die westlich gelegenen Stationen Furnes, Aachen, Karlsruhe, Höchenschwand ist der Verlauf der 
Zugstrassen ein weit mehr östlicher, sowie zum Theil auch südöstlicher, als die mehr im Osten befindlichen 
Orte Breslau und Schneekoppe, was ebenfalls mit dem Verhalten von « für Höchenschwand (Maximum des 
Winkels bei NW- und W-Gradienten, Minimum bei S- und SE-Gradientcn) und der Schncckoppe (Maximum 
bei W- und SW-, Minimum bei SE- und E-Gradienten) übereinstimmt. 
Die freie und nicht durch lokale Ablenkungen beeinflusste Schneekoppe berechtigt natürlich zu weit 
allgemeineren Schlüssen betreffend die Windverhältnisse der mittleren Luftschichten, als das auf einem 
Plateau gelegene Höchenschwand. Bei der Schneekoppe ist ferner charakteristisch ein Wechseln des grössten 
Winkels « zwischen Sommer und Winter ausgeprägt; im Winterhalbjahre treffen wir das Maximum von u 
bei westlichen Gradienten, im Sommer hingegen hei südwestlichen an. Es müsste also in ereterer Jahres 
zeit ein vorwiegendes Wandern der Minima in östlicher bezw. südöstlicher Richtung erfolgen, im Sommer 
aber in nordöstlicher, was durch die allgemeinen Erfahrungsresultate ’ 20 ) eine vollständige Bestätigung findet. 
Nach diesen Darlegungen haben wir uns das Fortschreiten U1 ) der Cyklonen in der Weise zu denken, 
dass die auf der Rückseite in Folge stärkerer Gradienten beschleunigten einströmenden Luftmassen den ganzen 
Luftkörper gewissermaassen fortdrücken, indem ja, wie später gezeigt wird, in mittleren Höhen in der inneren 
Zone die einströmenden Bewegungen erhalten bleiben, während in der äusseren Zone die Luft lebhaft aus- 
fliosst. Das verschiedenartige Ausströmen auf der Vorderseite bedingt auch die ungleiche Geschwindigkeit 
zwischen den amerikanischen, Meer- und europäischen Cyklonen. Die Orts Veränderung der Cyklone muss um 
so intensiver sein, je mehr die verschiedenen Luftschichten in gleichem Sinne wirken, d. h. je mächtiger die 
Schicht des Ausstrümens vorne und die des Einströmens hinten ist, was nach Koppen auch die Ursache 
der grösseren Fortpflanzungsgeschwindigkeit der amerikanischen Cyklonen sein dürfte. 
Wir sind daher berechtigt, nachstehende Sätze aufzustellen: 
14) Die grossen Cyklonen mittlerer Breiten sind aus der Druckvertheilung an der Erdober 
fläche allein nicht zu erklären. 
15) Die Ursachen der Fortpflanzung der Cyklonen sind zum grössten Tlieile mechanischer 
Natur. Ihre Fortpflanzungsrichtung fällt mit der Luftströmung mit dem grössten Ablenkungs 
winkel zusammen; letztere liegt in der Regel über 1000 in. 
IG) Die Zugrichtung der Cyklonen ist für Europa aus dem Grunde im allgemeinen eine öst 
liche, weil meist die ganze Luftsäule eines Minimums noch in Höhen von über 1000 m hinaufreicht, 
woselbst dann bis zur Region der Cirruswolken das grösste Ausströmen im E-, das grösste Ein 
strömen im W-Quadranten stattfindet. 
Archiv IS199. % 
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