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Full text: 22, 1899

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1S99 No. 2 
Ehe wir nun zur Ableitung der sogenannten „Scheitelwerthe“ 87 ) übergehen, sei zunächst die Häufigkeit 
der gemessenen Winkehverthe sowohl für die Cyklonen als auch für die Anticyklonen von 10° zu 10° ge 
sondert aufgeführt, um auf diese Weise ein besseres Bild über die Grösse der Ablenkungswinkel, welche 
Beträge sie erreichen können etc. zu ermöglichen. Wieder sind auch hier die Maxima in passender Weise 
hervorgehoben (Tabelle 6 a, b). Deutlich springt in jener Tabelle das Uebenviegen der grössten Häufigkeit 
gegenüber den Nachbarwerthen in die Augen; in der Hegel weist jene zwei Maxima auf, so dass also das 
grösste Vorkommen von </. mehr oder weniger an gewisse Winkelgrössen gebunden ist. 
Weiter ersehen wir, dass nur bei Breslau und allenfalls noch bei Karlsruhe der mittlere Werth von C 
mit dem Maximum der Häufigkeit zusammenfällt, während bei den anderen Stationen ein abweichendes Ver 
halten zu Tage tritt, wie dies auch von Herrn Kassner 88 ) für die Meer- und Kiistencyklonen betont 
wird. Meist liegen die Mittelwerthe unter dem des grössten Vorkommens, so für den Küstenort Furnes und 
die Gebirgsstation Höchenschwand bei 50—59° bezw. 40—49° und 90—99°, für Aachen bei 80—99°. 
Am interessantesten ist wieder das Verhalten von u bei der Schneekoppe, an welcher Station wir drei 
Gipfelpunkte antreffen, zwei primäre bei 40—49° und 90—99°, sowie ein ausgesprochenes sekundäres Maxi 
mum hei 120°—140°; auch nimmt die Häufigkeit der Winkel*) ;> 90° hierselbst wie bei Höchenschwand 
gegenüber den anderen Stationen ganz besonders zu, so dass der von Herrn Kassner 89 ) für die Meercyklonen 
aufgestellte Satz „Ablenkungswinkel von 90° und darüber sind nicht selten“ erst recht eine Bestätigung für 
die Höhenstationen findet. Denn hei der Schneekoppe weist nahezu die Hälfte aller Fälle Winkehverthe von 
> 90° auf; man ist daher zu dem Schlüsse berechtigt, daselbst das Ausströmen der Luft auf der Vorder 
seite der Cyklonen als das der Kegel entsprechende anzusehen. Auf diesen Punkt werden wir gleich unten 
beim Besprechen der Scheitelwerthe für die einzelnen Gradientenrichtungen zurückkommen. 
Bei den Anticyklonen macht sich meist eine Verschiebung der grössten Häufigkeit nach dem Null- 
Werthe bemerkbar, wie dies auch dem kleineren Winkel von a in jenen Luftdrucksystemen entspricht. Be 
sonders charakteristisch ist das bei Karlsruhe und Höchenschwand ausgeprägt, womit im engsten Zusammen 
hänge die Abnahme der Fälle von « > 90° steht. 
Für die Schneekoppe sind die beiden primären Maxima von 40°—49° und 90°— 99° geblichen, während 
das sekundäre Maximum von 180° fast vollständig zurückgetreten ist, wofür sich ein anderes bei 0°— 9° 
einstellt. 
b) Scheitelwerthe. Die Bestimmung 92 ) der Scheitelwerthe erfolgte auf graphische Weise aus der 
Häufigkeitskurve, ln Tabelle 7 sind die einzelnen Werthe sowohl für Winter und Sommer als auch für das 
ganze Jahr bei den verschiedenen Gradienten - Richtungen zweckmässig angeordnet. Aus jener Zusammen 
stellung müssen wir vor allem eine Bestätigung der grössten und kleinsten Winkehverthe bei den verschie 
denen Gradienten-Richtungen erwarten, denn nur in diesem Falle entsprechen die oben aufgestellten Sätze 
den thatsächlichen Verhältnissen. So werden wir auch einerseits darüber Belege finden, ob grössere posi 
tive oder negative Schwankungen die Mittelbildung erheblich beeinflussen, anderseits wird das Scharen der 
Scheitelwerthe um gewisse Punkte die Möglichkeit besonderer Zufälligkeiten ausschliessen. 
Vergleichen wir indess die Tabellen 4 und 5 mit jenen Werthen, so berechtigen uns diese Zusammen 
stellungen zu dem Schlüsse, dass sowohl in den Minima wie in den Maxima im allgemeinen den kleinsten 
Mittel- auch die geringsten Scheitelwerthe und umgekehrt, entsprechen. Ferner haben bei den Landcyklonen 
Mittel- und Scheitelwerth des Winkels nahezu gleiche Grösse. Die Höhenstationen und das dem Meere näher 
gelegene Aachen, wie der Küstenort Furnes, besitzen jedoch weit grössere Scheitel- als Mittelwerthe, eine 
Thatsache, worauf wir schon oben hinwiesen, und welche ebenfalls Plerr Kassner 93 ) für die Meer- und 
Kiistencyklonen fand. 
Es ist dies auf das öftere Vorkommen der Winkel > 90° zurückzuführen. Man kann daher, um auf 
den Einwurf, der gegen die früheren Arbeiten in dieser Hinsicht gemacht wurde, zurückzukommen, sich bei 
derartigen Untersuchungen für Landstationen mit der Ableitung der Mittelwerthe begnügen, während man 
bei Küsten- und vor allem Gebirgsstationen auch die Zahlen des grössten Vorkommens näher erörtern muss. 
*) Schon Clement Ley : ‘°) macht 1873 auf Winkelgrössen von >90° hei NW-Winden an den Küstenstationen der 
britischen Inseln und der Bretagne aufmerksam, was nach Herrn Koppen, 9 *) wie die zahlreichen Wetterkarten zeigen, 
öfters der Fall, und in der kräftigen absteigenden Bewegung dieser Winde zu suchen ist.
	        
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