P. Polis: Pie Strömungen dev Luft in den barometrischen Minima und Maxima.
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Nimmt man an, dass wir es in der Natur im allgemeinen ebensowohl mit anticyklonal wie cyklonal
gekrümmten, mit beschleunigten wie verzögerten Bewegungen zu thun haben, so werden im Mittel einer
Anzahl von Fällen die Beziehungen zwischen Luftdruck und Luftbewegung annähernd denjenigen nahekommen,
die für geradlinige und gleichförmige Bewegungen Gültigkeit haben.*) Dann erhalten die obigen Formeln
folgenden Inhalt:
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und durch Division:
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Prüfungen dieses Gesetzes hat n. a. schon Herr Mohn 7 ) vorgenommen, ebenfalls Herr Sprung 8 ) und
Herr Kassner. 8 )
II. Geschichtliches.
Bereits in den 70er Jahren beschäftigte sich mit derartigen Untersuchungen Clement Ley, 10 ) der zu
dem Schlüsse gelangte: „Der Ablenkungswinkel ist kleiner an den Inlandsstationen (in Folge der Reibung) als
an den frei gelegenen Küstenstationen‘k 11 ) Später hat er nur kreisförmige l2 ) Cyklonen in Betracht gezogen und
daraus den Satz abgeleitet: „Auf der Rückseite der Cyklonen weht die Luft nahezu parallel den Isobaren
— grösste Ablenkungswinkel — während sie auf der Vorderseite ein weit grösseres Einströmen zeigt —
kleinste Ablenkungswinkel.“
Im Gegensätze dazu fand Loomis l3 ) für die östlichen Vereinigten Staaten die grössten Winkel bei
nach N und W gerichteten Gradienten; jedoch scheint bei diesen Untersuchungen die Windrichtung 11 > nicht
auf die Gradientenlichtung, sondern auf den Radiusvektor bezogen zu sein, was bei elliptischen Cyklonen
zu anderen Resultaten führen muss. Wir werden später sehen, dass sich das abweichende Verhalten der
grössten bezw. kleinsten Ablenkungswinkel zwischen Vorder- und Rückseite durch die verschiedenartige
Reibung erklären lässt, indem die von der See herstammenden Winde die geringste Reibung erfahren und
damit je nach der Lage des Meeres zum Kontinente die verschiedenen Grössen der Ablenkungswinkel be
dingen.
Weitere Betrachtungen über das Verhalten des Ablenkungswinkels wurde von Brown 15 ) für Greenwich,
Dublin und Makerstown, sowie von Hoffineyer 16 ) für Dänemark angestellt, welche zu ähnlichen Resultaten
wie Clement Ley kamen. Aus seinen Untersuchungen gelangte Hoffmeyer 17 ) zu der Ansicht: „Kontinental
winde folgen mehr der Richtung der Gradienten als der Richtung der Isobaren“, was Spindler 18 ) auch für
ilie Anticyklonen bestätigt fand.
Einige dieser Forscher beschäftigten sich ebenfalls mit den Beziehungen von Gradient und Windstärke.
Während Loomis l9 ) für die Vereinigten Staaten zu dem Resultate kam, dass die Gradientengrösse in
wenig regelmässiger Weise mit der Windgeschwindigkeit wächst, wiesen Brown - ü ) und Clement Ley 21 ) Be
ziehungen dieser Elemente untereinander nach.
Auch Spindler 22 ) weist ferner daraufhin, dass bei wachsenden Gradienten der Ablenkungswinkel sich
vergrössert. Die Ursache dieses dürfte wohl in den grösseren Gradienten, der den tieferen Cyklonen eigen
ist, zu suchen sein, denn hier ist je grösser der Gradient, je stärker die Krümmung, um so mehr wächst also
die Centrifugalbeschleunigung, die ja aus theoretischen Gründen ein Wachsen des Ablenkungswinkels bedingt.
*) Allerdings überwiegt an der Erdoberfläche die Verzögerung, weil die Luftmassen tkeihveise aus der freien At
mosphäre herabgestiegen und hier unter stärkere Reibung gelangt sind. Per Durchschnittszustand ist also an der Erd
oberfläche nicht der der gleichförmigen, sondern der der abnehmenden Geschwindigkeit, worauf mich bei Gelegenheit einer
Besprechung der Arbeit Herr Prof. Pr. Koppen aufmerksam machte. Pas Umgekehrte gilt, jedoch in viel schwächerem
Grade, für die höheren Schichten.