R. Engelhardt: Untersuchungen über die Strömungen der Ostsee: Die Dichtigkeitsfläche.
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II. Theil.
Die Dichtigkeitsfläche der Ostsee.
Als Material für die Bearbeitung der Dichtigkeitsfläche der Ostsee haben mir zur Verfügung gestanden:
1) Die Ergebnisse der schwedischen Expeditionen vom Jahre 1877 unter Leitung von F. L. Ekman,
welche in den „Abhandlungen der schwedischen Akademie der Wissenschaften“ (Band 25, No. 1) in Stock
holm 1893 erschienen sind, und zwar nach Ekman’s Tod weitergeführt und abgeschlossen von dem bekannten
schwedischen Gelehrten Prof. 0. Pettersson. Dieses Material erstreckt sich über die ganze Ostsee mit
Ausnahme des finnischen Meerbusens.
2) Gust. Ekman und Otto Pettersson, De hydrografiska Förändringarne inom Nordsjöns och Öster-
sjöns Omrade 1893—1897. (Stockholm, 1897.) Es wurden 2 Stationen im Skagerrak daraus entnommen.
3) Beretning fra Kommissionen for videnskabelig Undersogelse af de danske Farvande. (Kopenhagen,
1896, 1897 und 1899).
4) Für den finnischen Golf habe ich die Beobachtungen auf einigen Stationen des russischen Admirals
Makaroff benutzt, welche er auf der Ausreise und Heimreise mit der „Vitiaz“ gemacht hat. Auch sonst
sind einige seiner Stationen mit Vortheil verwendet worden. (Makaroff, „Le Vitiaz et POcean Pacifique.“
2 vol. St. Petersburg, 1894.)
Ausserdem habe ich noch für einige Stationen die Untersuchungen von Prof. Krümmel benutzt, welche
er in Peterm. Mitteil. 1895, Heft IV und V, unter dem Titel „Zur Physik der Ostsee“ veröffentlicht hat.
Herr Prof. Krümmel, dem ich für die Anregung zu dieser Arbeit und für die Ueberlassung des Materials
grossen Dank schulde, hat mir auch einige handschriftliche Beobachtungen aus der Beltsee zukommen lassen.
In der Hauptsache habe ich mich jedoch an die schwedischen Beobachtungen gehalten, schon um
möglichst die Einheitlichkeit zu wahren, denn wie auch Prof. Krümmel in seiner oben genannten Abhand
lung andeutet : es kann nicht geleugnet werden, dass in Bezug auf Einzelheiten der Temperatur- und Salz-
vertheilung die Ostsee zu den verschiedenen Jahreszeiten und in den verschiedenen Jahren ein ganz ver
schiedenes Bild darbietet, wenn auch der Grundcharakter vielleicht derselbe bleibt; wenigstens fügen sich
alle anderen Beobachtungen mit wenig Ausnahmen den schwedischen sehr gut ein. Aus diesem Grunde der
Verschiedenheit zu den einzelnen Jahreszeiten habe ich es auch vermieden die Oberflächen - Temperaturen
etwa als Jahresmittel darzustellen. Ich habe eben nur versucht ein Bild zu geben von dem Zustande der
Ostsee, wie er etwa zur Zeit der schwedischen Expeditionen im Jahre 1877 sich darstellte. Dass sich die
anderen Stationen den schwedischen so gut einfügen lassen, lässt allerdings, wie schon oben angedeutet,
stark vermuthen, dass das Gesamtbild der Dichtigkeitsfläche stets mehr oder weniger dasselbe ist.
Es handelt sich nun darum die Grenzfläche festzulegen. Auf Seite 3 wurde der Weg angegeben, j
den Mohn genommen hat, und auch darauf hingewiesen, dass in dieser Grenzfläche hauptsächlich der
schwache Punkt der ganzen Methode liegt; auch eine strenge Festlegung derselben ist, wenigstens nach
unserem heutigen Wissen, unmöglich, und selbst eine nur genäherte ist leicht anfechtbar, da sie eben mehr
oder weniger Hypothese bleiben muss. Indessen scheint mir das von Mohn gegebene Kriterium: die Grenz
fläche dahin zu legen, wo die Häufung der Isothermen eine innige Berührung von Wasserschichten ver
schiedener Temperatm- anzeigt, in vielen Fällen zutreffend zu sein, besonders wenn, wie dies öfter der Fall
ist, eine auffällige Steigerung des Salzgehaltes nach unten damit verbunden ist. Ich habe nun das Material
darauf hin geprüft, und ich glaube deutliche Zeichen einer solchen Grenzschicht wahrzunehmen, allerdings
mit gelegentlichen Schwankungen nach unten, die sich aber sehr leicht durch Konvektion und andere, lokale
Einflüsse erkläx-en lassen. So z. B. haben bei der geringen Tiefe von 18 m schon die Windwellen eine Ver
schiebung nach unten zur Folge. Ich fand übrigens diese Beobachtung schon in der erwähnten Abhandlung
von Prof. Krümmel „Zur Physik der Ostsee“ erwähnt, wo er sich des näheren über diese von ihm sogenannte
„Sprungschicht“ auslässt. Dieselbe tritt auch ganz deutlich auf fast allen in der Ekman-Pettersson’schen
Abhandlung (Mat.-Verz. No. 1) gegebenen Profilen hervor, wie die auf Tafel I gegebenen Beispiele (mit Aus
nahme von Profil 6) deutlich zeigen.
Die Fehler, die durch eine gleiclunässige Verschiebung (d. h. eine unrichtige Festlegung) der Grenz
fläche entstehen, sind, abgesehen von kleinen relativen Schwankungen, wie sich dies bei der mathematischen
Behandlung zeigen wird, in allen Wertlien dieselben. Ich werde also nach dem auf Seite 14 gegebenen