Georg Wegemann: Die Oberflächen-Strömungen des nordatlantischen Ozeans nördlich von 50“ X-Br.
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Man sieht, dass in erster Annäherung v . a konstant ist. Es ist ferner genau 894: 745 : 658 : 596 =
cos 67?3 : cos 71?3 : cos 73?3 : cos 75?2; also auch die Konstanten verhalten sich annähernd wie die cos der
normalen Ablenkungswinkel. Diese Beziehung liefert als Konstanten für 40°, 50° und 60° N-Br. 811, 694
und 622 und zwar als Mittel aus:
C40° = C350 •
cos «4o°
COS «350
812.8
= C 4 JO .
COS «400
cos a 450
810.2
C50» — C45 0
COS Ct 50°
cos a 450
— 692.4 = C550 .
cos a 5 0 o
cos a
= 695.4
— C550 .
COS ftßoo
COS W550
= 621.1
^65° ■
COS «f,oo
COS a c,;,o
621.8
Nach dieser Methode ist eine Windgeschwindigkeits - Karte für das Jahresmittel angefertigt worden.
Vergleichen wir sie mit der nach dem Mohnschen Verfahren konstruirten und oben (S. 6) beschriebenen,
so finden wir, dass im allgemeinen beide Karten sich ähneln. Die drei Maxima der Geschwindigkeit, das
Zusammendrängen der Linien um die Hauptminima, auch die Hauptkrümmungen der Stromstärke-Linien,
bedingt durch den Verlauf der Isobaren, finden sich auf beiden. Der Hauptunterschied liegt in den Wind
stärken. Anstatt der oben beschriebenen Maxima von 5.7 m pro sek in der Mitte, von 3 m pro sek bei
Ostgrönland und 4.7 m pro sek bei Ostlabrador weist die Jahreskarte für das Hauptmaximum in der Mitte
nur 4.4 m auf, für das ostgrönländische dagegen 2.6 m und für das dritte 3.5 m pro sek. Ferner ist es die
2.6 m-Linie, welche hier die grösste Fläche des nordatlantischen Ozeans umgrenzt, anstatt der 3.5 m-Linie
in der Mohnschen Jahreskarte.
Auch die, ebenfalls nach obiger Methode hergestellte Januarkarte zeigt in manchen Punkten Ueber-
einstimmung mit den beiden, eben untereinander verglichenen. Drei Maxima ungefähr an den entsprechenden
Stellen, Häufung der Linien gleicher Windgeschwindigkeit um das Hauptminimum, sowie charakteristische
Biegung derselben je nach dem Verlaufe der Isobaren sind auch hier zu bemerken. Das, allerdings um ein
geringes nach Süden gerückte Hauptmaximum zeigt 6.3 m pro sek, das ostlabrador’sche sogar 7.1 m pro sek
und das grönländische 4.3 m pro sek. Der grösste Theil des Gebietes hat aber mehr als 4.8 m pro sek
gegen 2.6 m pro sek und mehr im Jahresmittel. Der ziemlich gleichmässig parallele Verlauf der Isobaren
zwischen dem 40—60° N-Br. kommt in den Linien gleicher Windstärke, parallel zu den Breitenkreisen zum
Ausdruck. Die Richtung der Winde ist in diesem Wintermonat wesentlich dieselbe wie im Jahresmittel.
Abweichungen finden sich nur an den iberischen Küsten, da das Luftdruck-Minimum über Spanien im Winter
durch ein Maximum von 767 mm verdrängt ist.
Nach diesen Vorarbeiten nehme ich nunmehr den ersten Theil der Aufgabe: Die Bestimmung der Wind
strömungen für das Jahresmittel in Angriff und zwar lege ich die II'°, nach dem von Prof. Krümmel
empfohlenen Verfahren entworfene Windkarte zu Grunde, was ich nach obiger Erörterung thun zu müssen
glaube.
3. Windströmungen.
Die stromerzeugende Kraft des Windes festzustellen, ist das nächste Ziel. Im allgemeinen ist jede
Geschwindigkeit eine Funktion der Zeit, indem sie unter der Einwirkung einer konstanten Kraft mit derselben
wächst. Hier lehrt jedoch die Frfahrung, dass nur im Anfangsstadium die Zeit eine Rolle spielt, dass aber
schon bald die Stromstärke in einen stationären Zustand übergeht, ein Verhältniss, wie es etwa folgende
Die Wirkung auf das Endergebniss ist darum auch nur gering, indem einer Windgeschwindigkeit von 1 m pro sek
eine Erhöhung der Werthe um höchstens 1 cm pro sek oder Vs Seemeile in 24 Stunden zur Folge hat. Im übrigen ist mit
der Köppenschen Arbeit noch keineswegs das letzte Wort in der Angelegenheit gesprochen, sondern es werden voraussichtlich
noch viele Abhandlungen über diesen Gegenstand folgen, welche selbst in den niederen Beaufort-Graden Abweichungen von
den augenblicklich besten Werthen zeigen werden, ganz abgesehen von den Theilen VIII bis XII, für die vor der Hand
Näherungswerthe überhaupt ganz fehlen. Diese Unsicherheit wird aller Wahrscheinlichkeit nach bis auf weiteres bestehen
bleiben und wird man sich einstweilen am besten mit graphisch gewonnenen Werthen zu begnügen haben. Ich möchte
zu diesem Zwecke obige Methode, fussend auf den Beziehungen zwischen Gradient und Windstärke empfohlen haben, die mir
eine Werthreihe geliefert hat, welche auffallend gut mit den Ergebnissen der „Gazelle-Beobachtung“ und von Curtis (aus ca.
¿2000 Beobachtungen) übereinstimmt. Danach würden sich z. B. die Köppenschen Werthe von Beaufort XI = 25 m, XII =
30 m und grösser ergeben unter Benutzung seiner anderen Werthe von Beaufort I bis X inkl.