Georg 'Wegemann: Die Oberflächcn-Strömungen des nordatlantischen Ozeans nördlich von 60° N-Br.
3
1
Die Strömungen der Oberfläche.
A. Windfläche des atlantischen Ozeans nördlich von 50° N-Br.
1. Luftdruck.
Nicht eine oder zwei, sondern eine ganze Reihe von Ursachen sind es, welche zur Entstehung von
Meeresströmungen mehr oder minder stark beitragen. Doch brauchen bei, im wesentlichen gleichartigen,
Strömungen nicht immer dieselben oder alle Ursachen zu wirken, worauf die von Prof. Krümmel- 8 ) vor
geschlagene Einthcilung in ..gezwungene“, „Kompensations-“ und ..freie“ Strömungen fasst. Hier wird es
sich zunächst nur um die erstgenannten, die „gezwungenen Strömungen“ handeln, die vornehmlich zwei Ur
sachen ihre Entstehung verdanken, nämlich: 1) den Wirkungen, welche auf Druckunterschieden in der Atmo
sphäre über der zu betrachtenden Fläche beruhen (Wind) und 2) den Dichteunterschieden im Wasser selbst.
Mit der Betrachtung des Windes bei der Stromerzeugung ist zu beginnen, da von den beiden genannten
Ursachen der Wind wie im allgemeinen so auch hier wieder die hauptsächlichste ist.
Um Richtung und Stärke des herrschenden Luftstromes zu finden, bedient man sich vorläufig noch
am besten einer Isobarenkarte, da einmal für den nördlichsten atlantischen Ozean meteorologische Beob
achtungen ausserordentlich spärlich vorhanden sind, stellenweise überhaupt fehlen; zum anderen aber die
vorhandenen, besonders was Windstärke angeht, durchaus nicht ohne weiteres benutzt werden können. Die
Luftdruckkarte, welche ich der Berechnung zu Grunde gelegt habe, ist die des Kapitäns G. Rung, 30 ) Unter
direktor am dänisch-meteorologischen Institut zu Kopenhagen. Auf Grund zwanzigjähriger (1870—1889)
Beobachtungsreihen für 49 Küstenstationen hat Rung aus den damals 8 Jahrgänge umfassenden, täglichen
synoptischen Wetterkarten des nordatlant. Ozeans von der Deutschen Seewarte (l.Dez. 80 — 30. Nov. 89),
welche unter Benutzung von 225479 Beobachtungen meist deutscher Schiffe angefertigt sind, für 80 Punkte
des nordatlantischen Ozeans ebenfalls zwanzigjährige Reihen hergestellt; im ganzen sind 172 Stationen be
nutzt, und alle Angaben sind auf den Meeresspiegel und 0° C. für 45° N-llr. reduzirt.
Für das Gebiet von Grossbritannien und Irland, wo Rung sich mit 15 Beobachtungsreihen begnügt
hat, habe ich auf Grund von 400 Stationen 3I ) mit vierzigjährigen Reihen (1856—1895) zum Vergleiche Iso-
Jahres
m i t t c 1
J a n u armittel
Xo.
Station
Luftdruck für
Differenz
Luftdruck für
Differenz
40 Jahre
20 Jahre
Differenz
in km
40 J ahre
20 Jahre
Differenz
in km
î.
Sumburghead • • . •
757.7
757.4
+ 0.3
50
755.0
755.6
— 0.6
50
2.
Stornoway
757.7
758.2
+ 0.5
80
754.8
756.0
— 1.2
120
3.
Wick
758.1
758.0
+ 0.1
40
755.7
7 56.3
— 1.0
80
4.
Aberdeen .
758.8
758.8
+ 0.0
757.0
758.0
— 1.0
100
5.
Ardrossan
759.4
759.3
+ 0.1
35
758.1
759.1
— 1.0
100
C.
Holyhead
760.3
760.2
+ 0.1
40
759.6
760.3
— 0.7
110
7.
Pembroke
760.8
760.7
+ 0.1
40
760.3
761.2
— 0.9
110
8.
Scilly
761.2
761.0
+ 0.2
35
761.3
761.5
— 0.2
30
9.
Spurnhead
. , 760.5
760.3
+ 0.2
60
760.3
761.1
— 0.8
110
10.
760.8
+ 0.3
60
761.3
762.2
— 0.9
150
11.
Mull nghm ore ....
. , 759.5
759.1
+ 0.4
80
757.9
758.0
— 0.1
40
12.
Donaghadee
. 759.9
759.8
+ 0.1
55
758.8
759.5
— 0.7
100
13.
Valentia
760.5
760.3
+ 0.2
35
759.2
759.7
— 0.5
65
14.
Roche’s Point...
760.6
760.4
+ 0.2
35
759.7
760.2
— 0.5
70
15.
Jersey
762.0
761.7
+ 0.3
110
762.6
763.1
— 0.5
100
Stykkisholm
754.6
II
755.1
— 0.5
746.8
748.4
— 1.6
Das 4- vor den Differenzen bedeutet eine Verschiebung der Isobaren nach Norden, das — eine solche nach Süden.
M ) Krümmel: Handbuch der Ozeanographie, II, S. 367.
30 ) G. Rung: Répartition de la pression atmosphérique sur l’Océan Atlantique Septentrional, d’après les observations
de 1870—1889. 1S94.
31 ) Journal of Scottish Meteorol. Society: 3. Serie, XIII, XIV; Buclian: The mean atmosph. pressure and température
of the British islands. — 176 englische, 194 schottische nnd 30 irische Stationen.