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Full text: 21, 1898

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Alis dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1S9S No. 1 — 
von besonderer Bedeutung sind. Auch drängt die sich immer mehr steigernde Geschwindigkeit der Schiffe 
dazu, keine Gelegenheit zu einer Ortsbestimmung vorübergehen zu lassen; es ist deshalb für die Schiffs 
offiziere von wesentlicher Bedeutung, dass die erforderlichen Rechnungen so einfach und wenig zeitraubend 
sind wie möglich. Jede beobachtete Höhe eines Gestirns giebt hei bekannter Breite den Stundenwinkel und 
das Azimut des Gestirns und liefert auf der Mercator’schen Karte eine Standlinie, auf welcher das Schiff 
sich befinden muss. Die Kombination zweier Standlinien liefert in ihrem Durchschnittspunkte, nach gehö 
riger Berücksichtigung des inzwischen abgesegelten Weges, den Ort des Schiffes. Diese von dem amerika 
nischen Kapitain Sumner zuerst angewendete Methode, welche jede beobachtete Höhe auszunutzen gestattet, 
wird heute wohl fast ausschliesslich in der Navigation angewendet, und es ist deshalb zu einem Bedürfnisse 
geworden, das, was eine einzelne Höhe zu ermitteln gestattet: Zeit und Azimut, in der möglichst einfachen 
Form erhalten zu können, und wir werden sehen, dass dies Ziel mit Hülfe der Mercator’schen Funktion 
erreicht werden kann. 
Gerade die Verbreitung, welche die Suinner’sche Methode neuerdings gefunden hat, ist für einige der 
noch anzuführenden Verfasser die Veranlassung zur Empfehlung der Anwendung der Tabelle der Meridional- 
tlieile gewesen. Diese haben sich denn auch meist darauf beschränkt, dies eine Problem zu behandeln, 
Stundenwinkel und Azimut des Gestirns aus einer beobachteten Höhe abzuleiten, welches für die Sumner’sclie 
Methode das Grundproblem bildet. 
Als erstes der in den letzten Jahren erschienenen Werke sei das des französischen Capitaine de fregate 
E. Guyou: Les prob lein es de navigation et la carte marine, — Paris 1895, genannt. In dieser Schrift 
wird die Theorie der Höhenkreise auf der Mercator’schen Karte, gestützt auf frühere Arbeiten von Hilleret 
und Villaree au, in knapper Form behandelt und die Vorschriften zu ihrer Benutzung für die Ermittelung 
der geographischen Position des Schiffes entwickelt, ohne von den trigonometrischen Formeln Gebrauch 
zu machen, mit welchen man sonst zu rechnen pflegt. Kapitain Guyou beschränkt sich bezüglich der An 
wendung der Tabelle der Meridionaltheile auf die Berechnung von Stundenwinkel und Azimut des beobach 
teten Gestirns, giebt hingegen für andere von ihm behandelte Probleme: Circum-Meridianhöhen und kor- 
respondirende Sonnenhöhen besondere Tabellen. Guyou ist wohl der erste gewesen, welcher 1885') in 
Bezug auf die Meridionaltheile den Begriff der Kofunktion eingeführt und die Tabelle dementsprechend an 
geordnet hat. 
Eine andere, etwas früher erschienene Schrift, welche in viel kürzerer Form dasselbe Ziel hat wie die 
schon erwähnte, ist in italienischer Sprache abgefasst und hat den Titel: 
Raul Türr: Metodo per fare il punto astronomico senza tavole logaritmiche. — Milano 1894. 2 ) 
Der Verfasser geht aus von den trigonometrischen Formeln für den Stundenwinkel und das Azimut, 
wenn in dem Dreieck Pol—Zenith—Stern alle drei Seiten gegeben sind und formt dieselben so um, dass 
die Tabelle der Meridionaltheile benutzt werden kann. Die resultirenden Formeln sind dieselben, wie sie 
von Kapitain Guyou abgeleitet worden sind. Die beigegebene Tabelle zeigt im wesentlichen die gleiche 
Anordnung wie hei Guyou, nur sind die Funktioniwerthe auf zwei Dezimalstellen gegeben, während der 
letztere nur eine giebt. Die Zeichenregeln sind etwas schwerfällig und würden sich wesentlich vereinfachen 
lassen. Die Bemerkung im Titel „ohne Logarithmentafel“ ist natürlich nicht richtig, da die Funktionswerthe 
eben Logarithmen sind und man dies niemals ausser Acht lassen darf. 
Eine dritte, auch um dieselbe Zeit erschienene Arbeit findet sich in No. XI und XII des „Nautical 
magazine“ für 1895 unter dem Titel: 
A nautical astronomy of a new type by H. B. Goodwin, Royal naval College, Greenwich. 
Der Verfasser beschränkt sich nicht, wie die vorhergenannten, auf das eine für die Sumner’sche Me 
thode wichtige Problem, sondern behandelt eine ganze Reihe von Aufgaben. Er verzichtet auf die Benutzung 
der Kofunktion, einmal wohl, um die Tabelle der Meridionaltheile in der Gestalt anwenden zu können, wie 
sie sich in den üblichen Sammlungen nautischer Hülfstafeln vorfindet, dann aber besonders deshalb, um 
nur mit einer Funktion zu rechnen, während die beiden andern deren zwei benutzen. Hierdurch entgeht 
aber dem Verfasser eine sehr wesentliche Erleichterung hei der Rechnung und seine Rechnungsvorschriften 
*) Tables de poche. Näheres hat Verfasser nicht ermitteln können. 
*) Siehe auch: Mittheilungen aus dem Gebiete des Seewesens, 1S95, S. 147, wo Herr Florian eine Analyse der Schrift 
des Herrn Titrr giebt.
	        
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