Dr. Grossmann: Die Stürme und die Sturmwarnungen an der deutschen Küste in den Jahren 1886/95.
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Archiv 1898. 4.
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Der Gegensatz der beiderlei Werthe tritt besonders in den für die warme Jahreszeit gefundenen
grossen Unterschieden der entsprechenden Erfolgzahlen, in deren Verminderung beim Uebergang zur kalten
Jahreszeit und in dem vielfachen gegensätzlichen Verhalten der beiden Erfolgprozente bei ihren Aenderungen
von einem Küstengebiete zum anderen, zumal bei dem Vergleiche des Westens und des Ostens hervor.
Tabelle xv. Trefferprozente nach Sturmtagen (0—5) («) und Sturmwarnungen (ß).
Küsten
gebiet
Mai—August
Sept-
-April
Jahr
a
1
a
ß
a
VI/IX
28
55
64
67
57
65
IV/V
38
74
60
72
55
72
III
29
61
53
70
47
68
II
33
53
59
66
54
64
I
21
55
42
78
38
75
§ 33. Der Gegensatz der Sturmwarnungen der warmen und der kalten Jahreszeit. Nach Tabelle XV
betrug in der warmen Jahreszeit der nach Sturmtagen berechnete Erfolg nur 21—38%, dagegen der Signal
erfolg 53—74%, ein erheblicher Gegensatz, der uns in den entsprechenden Zahlen für die kalte Jahreszeit,
wesentlich vermindert, mit nämlich 42—64% gegenüber 66—78% begegnet.
Beide Erfolgprozente steigen von der warmen zur kalten Jahreszeit an, doch der auf Sturmwarnungen
basirte Erfolg in weit geringerem Grade. Sie ändern sich beim Uebergang von einer Jahreszeit zur andern
in dem gleichen Sinne, nicht in dem entgegengesetzten, wie solches cet. jmr. zu erwarten sein würde; es
besteht eben ein wesentlicher Unterschied zwischen den Warnungen der kalten und der warmen Jahreszeit
in dem verschiedenen Grade der Schwierigkeit, die die Prognostirung der Stürme verursacht.
Stellen wir in Tabelle XVI die Zahlen der nicht gewarnten Sturmphänomene und der Fehlwarnungen, Tab. XVI.
nebst deren Gesamtzahlen und jene als Prozentwerthe ausgedrückt, zusammen, so sehen wir, dass bei an
nähernd gleich vielen und sogar mehrfach erheblich weniger prozentischen Fehlwarnungen der kalten Jahres
zeit im Vergleich mit der warmen gleichwohl die Prozentzahlen der ungewarnten Sturmphänomene der kalten
Jahreszeit erheblich geringer als in der warmen Jahreszeit waren.
Tabelle XVI.
(Zehnjährige Werthe.)
Küsten
gebiet
VI/IX
IV/V
III
II
I
Mai—August
Sept.—April
Jahr
Prozentische Häufigkeit
Sturmphän.
nicht (iber
gewarnt haupt)
'Warnungen
Fehl- (aber
wart). haupt)
Sturmphän.
nicht (über
gewarnt haupt)
Warnungen
Fehl-I («ber-
wavn. haupt)
Sturm
nicht
gewarnt
phän. Warnungen
(über- [¡Fehl-I (über
haupt) i warn, haupt)
Mai—August
Ungow. Fehl-
Sturm ph in. Warnungen
September—April
Ungew. I Fehl-
Stur mphän.l Warnungen
Ja
Ungew.
Sturmphän
hr
Fehl
warnungen
li
17
62
26
32
(24)
(50)
(10S)
(53)
(44)
16
7
11
12
9
(47)
(W)
(66)
(49)
(42)
27
37
101
53
62
(147)
(197)
(306)
(217)
(209)!
87
59
67
70
27
(322)
(311)
(349)
(286)
(280)
38
54
163
79
94
(171)1
(247)
(414)1
(275;
(253)1
103
66
78
82
36
(369)
(365)
(415)
(335)
(322)
46
34
57
45
73
34
13
17
24
21
18
19
33
24
30
27
19
19
24
10
22
22
39
29
37
28
18
19
24
11
Es besteht hiernach eine klar zu Tage tretende grössere Sicherheit bei der Warnung der Stürme
während der kalten als während der warmen Jahreszeit, die sich auch in Tabelle XIV durch die meist
erheblich grösseren Prozentzablen der verspäteten Warnungen für die warmen Monate ausspricht.
Wenn wir die Zahlen von Tabelle XVII betrachten, die uns angeben, wie viel Sturmwarnungen auf ein Tab. XVII.
Sturmphänomen kamen, so zeigt sich auch hier ein erheblicher Unterschied zwischen den Jahreszeiten, in
dem, mit Ausnahme der Nordsee, in der warmen Jahreszeit im Verhältniss zu den Sturmphänomenen erheb
lich weniger Sturmwarnungen erlassen wurden.
Auch hierin sprieht sich keineswegs eine prinzipielle andere Handhabung des Sturmwarnungsdienstes
in der warmen Jahreszeit aus, sondern lediglich die grössere Schwierigkeit der Sturmwarnungen.
Die Sturmphänomene des Sommers entwickeln sich viel plötzlicher als die der kalten Jahreszeit; un-
vermuthete Druckumlagerungen und unvorhergesehene Intensitätsänderungen treten hier weit häufiger als