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Full text: 21, 1898

Dr. GrossmaLm: Die Stürme und die Sturmwarnungen an der deutschen Küste in den Jahren 1SS6/95. 
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meter-Registrirungen zur Verfügung stehen, müssen also die Beobachtungen der Signalstellen als Grundlage 
dienen, und es lässt sich nicht vermeiden, dass durch den Einfluss des subjektiven Zuthuns der Beobachter 
auf diese Weise eine gewisse Unsicherheit eingeführt wird. Eine solche wird auch immerhin noch bei jedem 
Modus der Zusammenfassung der Stationen und der Bearbeitung bestehen bleiben, ebenso wie es der Zufall 
mit sich bringen kann, dass ein Fehler besonderer Grösse mehrfach hinter einander von verschiedenen Be 
obachtern begangen wird, wie es z. B. nicht absolut ausgeschlossen ist, dass vielleicht sämmfliehe Beobachter 
längs eines bestimmten Küstengebietes die Windstärken höher schätzen als die Beobachter eines anderen 
Gebietes. Derartige Möglichkeiten haben aber eine so geringe Wahrscheinlichkeit, dass man berechtigt er 
scheinen muss, sie nicht zu tragisch zu nehmen, und dass der Verfasser sich zu der Hoffnung berechtigt 
glaubt, auf das ausgleichende Spiel des Zufalls vertrauend, im grossen und ganzen die Gesetzmässigkeiten der 
Stürme bei ihrem Auftreten an den verschiedenen Theilen unserer Küste richtig dargelegt zu haben. Es 
verdient wohl hervorgehoben zu werden, dass eine nachträgliche Feststellung des den einzelnen Beobachtern 
zuzuschreibenden Charakters ihrer Windstärkenschätzungen unmöglich ist, da die Beobachter vielfach ge 
wechselt haben, zum Theil auch verstorben sind, und an einer grossen Zahl von Stationen die Beobachtungen 
auch wechselnd von verschiedenen Beobachtern ausgeführt worden sind, ein weiteres Moment übrigens, das 
zur Gewährleistung brauchbarer Resultate beitragen dürfte. 
Wenn nachfolgend unter Anderem ein erheblich grösserer Sturmreichthum für die Ostsee als für die 
Nordsee gefunden wird, in Uebereinstimmung mit dem von Dr. Herrmann aus den Beobachtungen der 
Jahre 1878/87 gewonnenen Resultat, und dieses in krassem Widerspruch mit der Erfahrung der Seeleute 
steht, nach denen der Nordsee der grössere Sturmreichthum zukommt, so ist dieser Widerspruch nach An 
sicht des Verfassers nicht schwer zu nehmen. Grade in der Meteorologie sind viele im Volke wurzelnde 
Anschauungen über die Witterungsvorgänge bekannt, die die gründlichste wissenschaftliche Forschung an 
der Hand exakter Beobachtungen nicht zu bewahrheiten vermochte! Ist es doch auch jedem im Sturm 
warnungsdienst durch jahrelange Thätigkeit Eingeweihten bekannt, dass ganze Kategorien von Sturmphäno 
menen die Nordsee unberührt lassen, nicht allein solche, die sich bei einem Hochdruckgebiete über den 
britischen Inseln und der Nordsee und einer Depression über der Ostsee abspielen, sondern dass unter 
Anderem auch vielfach Depressionen, die von Westen her ostwärts über Skandinavien fortschreiten, erst 
an der Ostseeküste Stürme hervorrufen, nachdem der Luftdruck über Kontinentaleuropa wieder stark zu 
genommen, oder sich die Depression über Skandinavien vertieft hat. Diesen zahlreichen, die Ostsee besonders 
treffenden Stürmen stehen nur wenige gegenüber, die mehr auf die Nordsee beschränkt bleiben. Die ent 
sprechenden Wetterlagen, wo die Ostseeküste im Bereich eines Maximums und die Nordseeküste in einer 
Depression liegt, die die Stürme wesentlich aus dem Südostquadranten für die Nordsee herbeiführen, so 
dass diese Winde auch, wie später hier gezeigt werden wird, den Westen der Küste etwas bevorzugen, sind 
zu wenige, um jene zahlreichen Fälle ausgleicheu zu können, und ebenso selten sind im Vergleich die Fälle 
von hohem Druck im Norden, bei dem ein südlich der Küste westwärts schreitendes Minimum nur deu 
Westen der Küste trifft. 
Dass die Nordseeküste durch eine Besetzung ihres nördlichen Theiles mit höher schätzenden Beob 
achtern einige Sturmtage mehr gehabt hätte und einige Stürme der Nordsee dadurch eine höhere Sturm 
stärke erzielt haben würden, dürfte zu erwarten sein, nicht aber, dass hierdurch ein erheblich verändertes 
Bild erzielt worden wäre. Hätte man andrerseits, um den Einfluss der grösseren Zahl von Stationen für die 
als Ganzes aufgefasste Nordseeküste auszugleichen, für die Gruppenstärke 1 die Bedingung eingeführt, dass 
hier wenigstens an 3 Stationen stürmische Winde auftreten mussten, so wäre die Zahl der Sturmtage dieser 
Stärke im gauzeu Zeitraum um 25 kleiner ausgefallen, und für diejenigen der Sturmstärke 0 wäre die 
Verminderung entsprechend noch etwas stärker gewesen. 
A. Die Sturm tage an der deutschen Küste in den Jahren 1886/95. 
In Tabelle A. im Anhang sind die an den einzelnen Küstentheilen in den Jahren 1886/95 beobachteten Tab. A. 
Sturmtage nach der in §§ 3 und 4 angegebenen Bezeichnung, unter Fortlassung der schwächsten Stürme 
und nach Anleitung des § 6 zu Sturmphänomenen geordnet, zusammengestellt, in der Weise, dass die grossen 
Zahlen die Gruppenwindrichtung und der Index die Gruppensturm Stärke darstellen; eine Einklammerung 
der Gruppenwindrichtung deutet au, dass der Sturm nur aus der betreffenden Windrichtung (32 — N,
	        
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