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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1898 No. 3
Die kürzesten Perioden sind die von einer Stunde Dauer, d. h. genauer: es ist an einem Termin 0
oder 10 beobachtet; nun könnte man sagen, das sei keine Periode, aber ebensogut könnte man denselben
Einwand gegen die längeren Perioden erheben, da sie sich nur aus einer Folge gleichartiger Terminbeob
achtungen zusammensetzen. Ich wüsste aber nicht, wie man anders verfahren sollte; denn ununterbrochene
Beobachtungen anzustellen ist ein Ding der Unmöglichkeit. Geht man also von der hier zu Grunde liegenden
Annahme aus, dass der Bewölkungscharakter sich zwischen den Terminen nicht wesentlich geändert hat, 51 )
so kann man von Perioden überhaupt, also auch von einstündigen sprechen. Ueber die Perioden von längster
Dauer giebt nachstehende Uebersicht Auskunft:
absolutes Maximum mittleres Maximum
wolkenlos ... 94 Stunden 58 Stunden
bedeckt 145 „ 75 „
Verhältnis®.. 1.54 1.29
Da nur ein Lustrum Beobachtungen verwendet wurde, kann naturgemäss obigen Zahlen kein hoher
Genauigkeitsgrad beigelegt werden; immerhin lassen sie aber doch wie auch schon Tabelle XIV lehrte, ohne
weiteres erkennen, dass trübes Wetter viel beständiger ist als heiteres (vergl. S. 24). Die Monate
Mai und Juni haben die bei weitem kürzesten maximalen Perioden, dafür aber ausserordentlich viel Perioden
von nur wenigen Stunden Dauer, woraus wieder geschlossen werden muss, was wir früher schon bestätigt
sahen, dass schnell veränderliche Bewölkung, d. h. eben gebrochener Himmel (kumulusartige Wolken), in
jenen Monaten vorherrscht.
51 ) loh weiss sehr wohl, dass diese Annahme nieht immer zutrifft, sondern bisweilen ganz frappante Aenderungen in
der Bewölkung eintreten; aber ganz derselbe Vorwurf ist auch den auf stündlichen. Beobachtungen beruhenden Untersuchungen
über Perioden der anderen Elemente (vor allem des Niederschlages) zu machen; und schliesslich darf man nicht vergessen,
dass das Trägheits- oder Beharrungsgesetz auch in der Meteorologie gilt.