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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1S9S No. 3 —
dass sowohl bei Antizyklonen wie bei Zyklonen die trüben Tage im Jahre gleich häufig
sind. Die heiteren Tage üherwiegen hei den Antizyklonen vornehmlich im Winter, in dem
sie bei den Zyklonen sehr selten sind, während die wolkigen Tage bei letzteren beinahe
in allen Monaten ein wenig öfter Vorkommen.
Berechnet man noch die mittlere Bewölkung dieser Tagesarten, so erhält man folgende Uebersicht
(vergl. S. 15 — 16 und Tabelle VI):
Januar Febr. März April Mai Juni Juli August Sept. Okt. Nov. Dez. Jahr
Antizyklonen.
heiter 4 14 3 14 0 6 13 8 8 7 - 6 7%
wolkig 56 59 41 55 46 45 47 59 57 49 51 49 51 „
trübe 100 100 96 98 92 90 91 87 96 100 96 98 95 „
Zyklonen.
heiter — 3 — — — 11 9 16 15 15 — 7 11%
wolkig 47 65 57 68 55 52 51 56 48 55 65 60 57 „
trübe 93 96 90 93 90 — — — 90 85 95 94 92 „
Die Bewölkung der heiteren Tage ist im Jahresdurchschnitt bei antizyklonalem Wetter etwas kleiner
als bei zyklonalem und auch die wolkigen Tage zeigen eine dem Betrage und Vorzeichen nach gleiche
Differenz, während bei den trüben Tagen sich das Vorzeichen umkehrt. Dieses Verhältniss besteht dem
Vorzeichen nach auch in den meisten Monaten, jedoch treten auch einzelne erhebliche Abweichungen (bis
zu lV'2 Stufen) auf, so bei den heiteren Tagen im Februar und April, bei den wolkigen im Januar und
September und bei den trüben im Oktober. Aber selbst wo das Vorzeichen sich nicht ändert, findet man
noch mancherlei Eigenthümlichkeiten — z. B. den grossen Unterschied in der mittlereren Bewölkung der
wolkigen Tage im März (Differenz 16%) und April (13%) — die bei grösserem Material in späteren Jahren
interessante Resultate ergeben dürften.
Endlich lehrt die vorstehende Tabelle noch, dass man in der That an jenen oben berührten Zusammen
hang der Zyklonentage und trüben Tage nicht denken kann, denn nicht nur ist die Zahl der trüben
Tage bei Antizyklonen und Zyklonen gleich, sondern es ist sogar bei jenen die mittlere
Bewölkung dieser Tage eine grössere als bei den Zyklonen.
Welche enormen Gegensätze übrigens bei beiderlei Wetterlagen in der Bewölkung Vorkommen können,
ersieht man daraus, dass sowohl bei höchstem wie bei niedrigstem Luftdruck den ganzen Tag über, d. h.
von Mitternacht bis Mitternacht, der Grad 10 beobachtet wurde 43 ), und dass auch der Grad 0 bei Anti
zyklonen alle 24 Stungen hindurch und bei Zyklonen an 21 Stunden (zu den andern drei Stunden der Grad 1
und 2) notirt worden ist. Hat man mehr als fünfzehn Jahre, so wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach
auch für Zyklonen ein völlig heiterer Tag finden lassen. Man kann daher sagen: sowohl bei Anti
zyklonen wie bei Zyklonen giebt es völlig klare und völlig bedeckte Tage.
V. Die Häufigkeit der Bewölkungsstufen.
In ihren schon mehrfach erwähnten Arbeiten hatten die Herren V. Kremser, W. Koppen und H. Meyer
wiederholt darauf hingewiesen, welche Wichtigkeit für die Erkenntniss der Bewölkungsverhältnisse nach ihrer
Güte und ihrer klimatischen Bedeutung die Untersuchung der einzelnen Bewölkungsstufen besitzt. Aber sie
sind die einzigen auf diesem Gebiete geblieben und selbst die Abhandlung des Herrn Hegyfoky 451 ), der,
was viel weniger mühsam ist, die Tagesmittel der Bewölkung zu Grunde legte, hat bis jetzt keine Nach
ahmung gefunden.
Für Tiflis habe ich die stündlichen Beobachtungen der Jahre 1881—1885 nach den einzelnen Bewölkungs
graden ausgezählt und die Häufigkeitszahlen dieser Jahre insgesammt in Tabelle XII zusammengestellt —
meines Wissens die ersten, welche in dieser Ausführlichkeit veröffentlicht wurden. Bei genauerem Studium * 4
48 ) In solchen Fällen versagt die auf S. 3 angeführte Sommerformel, da sie dann als Tagesmittel 10.3 ergiebt, während
als Maximum nur 10.0 möglich ist.
4S ) Veränderlichkeit einiger meteorologischer Elemente von einem Tage zum anderen zu Budapest 1873—1882. Zeit
schrift der Qesterr. Gesellschaft für Meteorologie 20, 486—497, 1885.