Dr. C. Kassner: Untersuchungen über die Bewölkungsverhältnisse von Tiflis.
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Monatsmittel für die Zahl der heiteren, wolkigen und trüben Tage nur sehr geringe und daher zu vernach
lässigende Unterschiede gegen die 24stündlichen Beobachtungen ergehen, nämlich:
heiter
wolkig
trübe
24stündl. (1881—95).
. 68
207
90
3 „ (1870—90).
. 66
214
85
In den Monatsmitteln betragen die Abweichungen stets im selben Sinne wie hier höchstens einen Tag
und nur einmal: hei den trüben Tagen des Aprils deren zwei.
Betrachten wir nun die Häufigkeitskurve der heiteren Tage, so ist sie im allgemeinen derjenigen der
trüben Tage und der mittleren Bewölkung geradezu entgegengesetzt. Ihr Maximum liegt, wie schon letztere
erkennen lässt, im August, ihr Minimum im Frühjahr — im April und Mai — offenbar infolge der starken
Veränderlichkeit des Wetters in diesen Monaten. Dass hierin die Ursache zu suchen ist, dürfte auch daraus
hervorgehen, dass es im April während aller sechzehn Jahre (1880—95), für welche stündliche Beobachtun
gen vorliegen, keinen einzigen Tag mit dem Mittel 0.0, also keinen völlig heiteren Tag gab; auch im Mai
sind solche Tage äusserst selten, so kam im Dezennium 1881-—90 nur einer vor.
Die Häufigkeitskurve der wolkigen Tage zeigt vom Juli bis zum April keine sehr grossen Schwankun
gen, denn die zu Grunde liegenden Zahlen bewegen sich zwischen den Grenzen 14 und 18 pro Monat. Da
gegen macht der Mai und Juni eine Ausnahme, wie auch beim täglichen Gange, sodass man sogleich an
einen Zusammenhang beider Erscheinungen denken wird, wenn derselbe auch kein ursächlicher im physi
kalischen Sinne sein kann. Ehe wir aber hierauf eingehen, sollen erst noch einige andere Untersuchungs
ergebnisse mitgetheilt und erörtert werden.
Es liegt zunächst die Frage nahe, ob zwischen der mittleren Bewölkung und der Zahl der heiteren
und trüben Tage eine Beziehung besteht. Der erste, welcher eine derartige Beziehung zu ermitteln suchte,
war Prestel 36 ), der die Formel aufstellte:
w = ¥[ 5 + T (/l+0 ] 100 ’
worin w die mittlere Bewölkung, b die Zahl der ganz trüben, 7t der hellen, t der meist trüben Tage und
n die der Monatstage bedeutet. Da aber der Verfasser diese Definitionen nicht so genau giebt, dass man
sie, wenn auch nur genähert, in Zahlenwerthe umsetzen könnte, so lässt sich über die Brauchbarkeit der
Formel nichts weiter sagen, obwohl die von ihm mitgetheilten zwei Beispiele vorzüglich stimmen.
Erst zehn Jahre später veröffentlichte Herr Mantel 37 ) eine Abhandlung über den „Zusammenhang
zwischen der Anzahl heller und trüber Tage einer Periode und deren mittlerer Bewölkung“, worin er zwar
auch Prestel zitirt, aber im übrigen einen selbständigen Weg einschlägt. Er leitet eine lineare Gleichung
ab, ohne ihr jedoch eine für die Praxis bequeme Form zu geben.
Unabhängig davon hatte Herr Grossmann 38 ) auf Grund der forstlich-meteorologischen Beobachtun
gen in Norddeutschland die einfache Beziehung ,
m = 53 + 45 —
n
gefunden, wobei m die mittlere monatliche Bewölkung, li und t die Zahl der heiteren und trüben Tage und
n die der Monatstage darstellt. Dass die beiden Konstanten in anderen Klimaten andere sein würden,
zeigte Herr Grossmann an dem Beispiel der Schweiz, wo das erste Glied 51 statt 53 lautet.
Im Anschluss hieran suchte sodann Herr Kremser 39 ) einerseits die Konstanten genauer zu bestimmen
und andererseits sie meteorologisch zu interpretiren.
für Norddeutschland . m — 52 + 49 ———
n
„ Schweiz m — 51 +49 ———
n
36 'j Zeitschr. der Oesterreich. Met. Ges. 7, 52, 1872 und in seinem gleichzeitig erschienenen Buche: Der Boden, das
Klima und die Witterung von Ostfriesland, S. 329.
ST ) Annalen der Schweizerischen Meteorol. Zentral -Anstalt für 1882.
3S ) Die mittlere Bewölkung einer Periode als Punktion ihrer hellen und trüben Tage. Met. Zeitschr. 1, 341—48, 1884.
39 ) Bemerkungen über die Beziehung der mittleren Bewölkung zur Anzahl der heiteren und trüben Tage. Meteorol.
Zeitschr. 2, 324—333, 1SS5.
Er gelangte dabei zu folgenden Formeln:
t-h
für Norwegen
„ Russland.
m — 51 + 51
50 + 52
m
n
t —li
n