Dr. C. Kassner: Untersuchungen über die BewölkungsVerhältnisse von Tiflis.
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Archiv 1898. 3.
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eingehenderen Untersuchung gerade der Bewölkungszahlen aufgefordert hatten, fand ihr Vorgang so gut wie
gar keine Nachfolge. Doch ist zu hoffen, dass das kürzlich ahgelaufene internationale Wolkenjahr auch
hierin Wandel schafft. Ganz besonders aber darf hier eine Arbeit nicht vergessen werden, welche in her
vorragender Weise der Wolkenforschung nützen wird: die durch die Liberalität des Herrn Rotch ermög
lichte „Discussion of the cloud ohservations made at the Blue Hill Observatory“ von H. H. Clayton. 26 )
Diese Abhandlung ist hauptsächlich deshalb so sehr werthvoll, weil in ihr auch die Form, Zugrichtung und
vor allem die Höhe der Wolken zu Grunde gelegt werden konnten. Dadurch erhält man naturgemäss be
sonders beim täglichen Gange einen tieferen Einblick, als wenn man auf die Zahlen für die Wolkenmenge
allein angewiesen ist, wie es leider, abgesehen vom Wolkenjahr, gegenwärtig allenthalben der Fall ist. Auch
bei Tiflis liegen die Verhältnisse so, wie bereits früher erörtert wurde.
Die Tabelle III enthält in Tausendsteln der Himmelsbedeckung oder in Zehntel-Prozenten die aus den
Beobachtungen der Jahre 1881 bis 1895 abgeleiteten mittleren Stundenwerthe für alle Monate und das Jahr,
während Tabelle lila die Abweichungen vom Mittelwerthe oder den vom jährlichen Gange befreiten täg
lichen Gang wiedergiebt; ausserdem ist er auch noch auf der beigegebenen Tafel graphisch dargestellt.
Mittelwerthe und Kurven für die einzelnen Jahreszeiten mitzutheilen habe ich unterlassen, da, wie ein
Ueberblick zeigt, dadurch zu vieles verwischt wird, was gerade charakteristisch ist, sodass die Resultate
jeder besonderen Kennzeichen entbehren; z. B. unterscheidet sich der so erhaltene tägliche Gang im Herbst
(September—November) fast garnicht von dem des Winters. Genauere Untersuchung hat gezeigt, dass
charakteristisch für den täglichen Gang im Winter die Kurve des Januars, für den Frühling die des April,
für den Sommer die des Juli und für den Herbst die des Oktobers ist, also immer des mittelsten der drei
gewöhnlich zusammengefassten Monate, während die übrigen Monate Uebergangsformen darstellen.
Um den täglichen Gang rasch überblicken zu können, habe ich nachstehend die Eintrittszeiten der
Extreme zusammengestellt:
Januar
Febr.
März
April
Mai
Haupt-
< Max.. .
. 8“
8°
7“
6«
4P
1 Min. . .
. 8 P
7 P
9 P
9 P
11“
Neben-
( Max.. .
-
5 P
5-6 P
7P
5“
) Min. . .
—
BP
3 p
2 P
10P
Amplitude
. +94
. -70
+60
-43
+63
—75
+56
-69
+94
-64
Differenz
. 164
103
138
125
158
Juni
Juli
August
Sept.
Okt.
Nov.
Dez.
Jahr
6-8P
4“
5“
o a
8“
8“
8“
7“
11“
11“
11-12“, 2 p 12“-1P
8P
7 P
7 P
9 P
4-5“
8 P
7P
e p
5 P
—
—
5P
2“
9P
9P
8P
12“
—
—
12“
+96
+69
+85
+73
+79
+72
+79
+48
-106
—55
-48
-63
-64
-79
-72
-36
202
124
133
136
143
151
151
84
Vergleicht man die Kurven mit den Liznar’schen Typen, 27 ) so zeigt sich, dass sich die drei Monate
November, Dezember und Januar darin nicht unterbringen lassen (sie entsprechen Typus 3 bei Eifert 28 )),
höchstens der November beim Typus 3, zu welchem noch Februar, März, April und Oktober gehören. Die
Monate Juli, August und September nähern sich ihm zwar etwas, müssen aber als selbständige Typen
aufgefasst werden. Auch der Mai und Juni bilden einen besonderen Typus für sich. Würde man aber bei
den Definitionen der Typen 3 und 4 die Worte „Haupt“ streichen, da es bisweilen nur der Hinzunahme
einer geringen Zahl von Jahren bedarf, um ein Hauptextrem in ein sekundäres zu verwandeln und umge
kehrt, so würde danach die Einreihung gegebener Kurven viel leichter geschehen können, freilich würden
dann auch die Typen etwas weniger charakteristisch sein.
Die Amplitude, die in obiger Tabelle mit enthalten ist, zeigt keinen bestimmten jährlichen Gang; ihren
grössten Betrag erreicht sie mit 20% im Juni, ihren kleinsten mit 10% im Februar, während sie bei allen
übrigen Monaten sich zwischen 12.4 und 16.4% bewegt. Nach dem Vorgänge der Herren Erk und Schreiber
für die Temperatur hatte ich bereits bei Beginn meiner Untersuchung gleichzeitig und unabhängig von Herrn
26 ) Annals of the astronomical Observatory of the Harvard College 30, Part IY, 1896.
27 ) Siehe Anm. 7 ). Diese Typen sind:
1. Maximum Mittags, Minimum Abends;
2. Maximum Morgens, Minimum Mittags;
3. Zwei Maxima und Minima, Hauptmaximum am Morgen, Hauptminimum am Abend;
4. Zwei Maxima und Minima, Hauptmaximum am Mittag, Hauptminimum am Abend.
2S ) Die Bewölkung in Mitteleuropa mit Einschluss der Karpathenländer. Peterm. Mitth. 36, 137—145, 1890.