Dr. C. Kassner: Untersuchungen über die Bewölkungsverhältnisse von Tiflis
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Man kann nämlich obige Formeln in folgende für das Kopfrechnen bequemere Gestalt bringen:
Sommerhalbjahr . ..
y(7' , + lP + 9P) + ^9P,
Winterhalbjahr ....
■(7°+ 1P -f 9 P ) ■
60
9P.
Da man nun die Schätzungen der Bewölkung nur nach ganzen Stufen ausführt, so ist selbst bei der
vollen Himmelsbedeckung 10 das Korrektionsglied zu klein, um eine wesentliche Besserung bei einem ein
zelnen Tagesmittel zu bewirken. Ferner wird bei der Besprechung des täglichen Ganges gezeigt werden 5
dass gerade abends meist eine Aufheiterung stattfindet, sodass schon das einfache Mittel gegen das wahre
zu tief ausfallen muss, wieviel mehr bei jener Sommerformel, welche der Abendbeobachtung ein erhöhtes
Gewicht beilegt.
Der Versuch, der Mittagsbeobachtung ein besonderes Gewicht zu verleihen, führte gleichfalls zu keinem
brauchbaren Resultat; dagegen zeigte sich, dass die Formel -^-(2X7 <t 4-l p + 9P) bei vieljährigen Monats
mitteln eine vortreffliche Uebereinstimmung mit dem wahren Mittel ergab.
Differenzen: - 5 -(2X7°-)-l p -|-9 p )—24 h
O
(1881—1895)
März April Mai Juni Juli August Sept. Okt. Nov. Dez. Jahr
-2 -1 -2 -1 0 0 +1 +2 +2 +2 0.0
Januar Febr.
+3 +1
Die extremen Abweichungen waren +3% im Januar und —2% im März und Mai; im Winter überwogen
wegen der grösseren Bewölkung früh die positiven Abweichungen, im Sommer, wo um l a die Bewölkung
schon im Abnehmen ist und gegen 9 P ein sekundäres Maximum eintritt, dagegen die negativen.
Man kommt demnach zu dem Schluss: Für die Bildung der Tagesmittel der Bewölkung
ist die Formel „ (7°+l p +9 p ) bequem und brauchbar, ebenso auch für die Monatsmittel aus
® , l
den drei Terminmitteln; bei vieljährigen Terminmitteln giebt die Formel — (2X7“ + l p 4- 9 p )
sehr gute, den wahren sehr nahe kommende Monatsmittel.
Dass man hier durch eine andere Formel kein besseres Resultat erzielen wird, geht schon aus der
Feberlegung hervor, dass die Bewölkung von Stunde zu Stunde viel stärker sich verändern kann als z. B.
die Temperatur, und doch zeigt auch bei dieser die meistangewandte Formel — (7®-j-2 p + 2X9 p ) oft recht
grosse Abweichungen. Eine Methode der Mittelbildung, die nie versagt oder die niemals
grosse Abweichungen ergiebt, kann überhaupt nicht aufgestellt werden, da sich die Ver
änderlichkeit des Wetters in kein bestimmtes Schema bringen lässt. Für das Jahr 1895 habe ich zur Probe
für alle Tage das arithmetische Mittel aus den drei Terminen berechnet und die Differenzen gegen das
wahre Mittel nach Jahreszeiten zusammengestellt.
Abweichung: +30 bis 21% +20 Ms 11
% +10 bis 1%
0
-1 bis -10% -11 bis -
-20% -21 bis -30%
positiv
0 negativ
Winter 2
9
28
18
27
6
—
39
18 33
Frühling ... —
6
24
15
82
13
2
30
15 47
Sommer.... 8
6
26
6
37
11
3
35
6 51
Herbst .... 2
6
25
12
34
12
—
33
12 46
Ein deutlicher Gang
zeigt
sich hier insofern
, als im
Winter die positiven, sonst
aber die negativen
Abweichungen überwiegen
1 weil
im Winter einer
der drei Termine,
nämlich 7“, dem
täglichen Maximum
sehr nahe liegt, wogegen
sich in der wärmeren Jahreszeit
das Maximum mehr und mehr davon entfernt,
während gleichzeitig um die Mittagszeit sich das Minimum stärker geltend macht. Die extremsten Ab
weichungen betrugen 4-25% und —28%.