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Full text: 19, 1896

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1S9G No. 3 — 
noch darauf hinzuweisen sein, dass es sich empfehlen würde, die gerade im Hafen befindlichen Kapitäne 
für die Angelegenheit zu interessiren.“ 
Wichtiger noch als für den Seemann ist die Anwendung der Methode der Sternbedeckungen zum 
Zwecke der Längenbestimmung für den Forschungsreisenden, welcher die topographische Aufnahme eines 
Landes zu geben beabsichtigt. Zur exakten Lösung dieser Aufgabe ist es in erster Linie erforderlich, dass 
die geographischen Positionen einzelner Beobachtungs-Stationen mit grosser Schärfe ermittelt werden. Die 
Bestimmung der Breite wird verhältnissmässig leicht ausgeführt werden können; dagegen wird die Ermitte 
lung der Länge, sofern nicht eine telegraphische Zeitübertragung von einem gut bestimmten Orte möglich 
ist, stets grössere Schwierigkeiten bereiten. Hier bietet in der That die Methode der Sternbedeckungen ein 
vortreffliches Mittel, um Werthe von wünschenswerther Genauigkeit zu erhalten. Sind aber andererseits 
mehrere Stationen durch Beobachtung von Sternbedeckungen in Länge zuverlässig bestimmt, so werden sich 
die Längen der Nachbarstationen durch Zeitübertragung mit Hülfe tragbarer Präzisionsuhren oder durch 
terrestrische Signale gleichfalls mit genügender Schärfe ermitteln lassen. — Leider scheint der hohe Werth, 
welchen die Methode der Sternbedeckungen gerade für den vorliegenden Fall besitzt, seitens der deutschen 
Forschungsreisenden nicht genügend erkannt zu sein; trotzdem sich in unseren Kolonien eine Anzahl astro 
nomisch vorgebildeter und gut ausgerüsteter Beobachter befindet, ist die Zahl der beobachteten Stern 
bedeckungen eine sehr kleine. Als vorbildlich möge hier auf die Beobachtungsthätigkeit des Dr. von Schwarz 
hingewiesen werden, welcher seine auf einer Reise im östlichen Buchara erhaltenen Resultate, darunter eine 
grössere Anzahl beobachteter Sternbedeckungen, im „Archiv der Seewarte“ (Jahrgang 1892) veröffentlicht hat. 
Der erwähnte Umstand, dass die Methode der Sternbedeckungen seitens der Seeleute und Forschungs 
reisenden sehr selten zur Längenbestimmung benutzt wird, ist wohl in erster Linie darauf zurückzuführen, 
dass der Beobachtung eine ziemlich umständliche genäherte Vorausberechnung vorangehen muss, durch 
welche festzustellen ist, ob erstens das Phänomen überhaupt an dem betreffenden Erdorte sichtbar sein 
wird, wann zweitens der Eintritt und Austritt stattfinden und an welchen Punkten des Mondrandes drittens 
der Stern verschwinden, bezw. wiedererscheinen wird. Da eine direkte strenge Berechnung der Zeiten des 
Ein- und Austritts nicht möglich ist, so wird in den meisten Lehrbüchern empfohlen diese Momente durch 
ein Näherungsverfahren zu ermitteln: Als ersten Näherungswerth wählt man für beide Momente die Zeit 
der wahren Konjunktion in Kektascension, welche unter den „Elementen der Sternbedeckungen“ in den 
Ephemeriden-Sammlungen gegeben ist; die Berechnung der strengeren Werthe wird dann nach dem gleichen 
Rechnungsschema durchgeführt, welches von Bessel für die Längenbestimmung aus einer beobachteten Stern 
bedeckung aufgestellt worden ist. In den seltensten Fällen aber wird die erste Hypothese ausreichend 
scharfe Werthe der gesuchten Momente liefern; es ist deshalb meistens erforderlich, die erwähnte Näherungs 
rechnung zwei, drei oder (bei grossem Stundenwinkel des Mondes) sogar vier Male sowohl für den Eintritt 
als für den Austritt durchzuführen, bevor man eine genügende Uebereinstimmung der Ausgangs-und Schluss- 
werthe erreicht. — Da die vorstehend charakterisirte Vorausberechnung ziemlich umständlich ist, so sind 
verschiedene kürzere Methoden in Vorschlag gebracht worden, durch welche das Problem entweder auf rein 
rechnerischem Wege oder unter theilweiser Benutzung eines graphischen Verfahrens gelöst wird. Zur letzteren 
Klasse gehört auch die folgende Methode, welche sich vielleicht durch Einfachheit der Ableitung, sowie 
durch Kürze der Rechnung und Konstruktion empfehlen dürfte. — Auch möge gleich hier darauf hingewiesen 
werden, dass selbst derjenige, welcher die in § 2 gegebene Ableitung der Formeln nicht vollständig verfolgt 
hat, dennoch im Stande sein wird, an der Hand der in § 4 enthaltenen Beispiele, sowie der dort beigefügten 
Formeln und Bemerkungen die kurze dreistellige Rechnung auszuführen, welche unter Anwendung der unten 
gegebenen Tafeln zur Ermittelung der Kontaktmomente und der Positionswinkel einer Sternbedeckung er 
forderlich ist. Da für den weniger geübten Rechner die Wahl des Quadranten und des Vorzeichens häufig 
Veranlassung zu Rechnenfehlern bietet, so ist in den Erläuterungen auf die Herbeiführung einer unzwei 
deutigen Entscheidung für solche Fälle besondere Rücksicht genommen worden. 
Für den Forschungsreisenden ist es ohne Zweifel wesentlicher, dass er eine genügende Sicherheit in 
der Ausführung der Vorausberechnung erlangt, als dass er im Stande ist, eine Längenbestimmung aus einer 
beobachteten Stembedeckung abzuleiten. Die definitive Berechnung der Längen wird wohl meistens nach 
Rückkehr des Reisenden einem Fachastronomen zugewiesen werden, -welchem die Quellen bekannt und zu 
gänglich sind, wo neuere Mondpositionen und die an festen Sternwarten beobachteten Sternbedeckungen 
veröffentlicht sind. Die Sicherheit der Längenbestimmung wird durch Benutzung dieser Beobachtimgen
	        
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