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Full text: 19, 1896

E. Knipping: Ein Führer durch die meteorologischen Schiffstagebücher der Seewarten etc. 
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hing von solch kurzen Reiseberichten betheiligen. Audi sei hier der zahlreichen Zeitungs-Notizen ge 
dacht, die anstatt eines erzählenden Berichtes, womit der Fachmann meist nicht viel machen kann, auf dem 
selben Raume tabellarische Reiseberichte, wie die hier vorgeschlagenen, bringen könnten, die ganz bestimmte, 
für vieles ausreichende Beobachtungen enthielten. 
Schnelligkeit der Veröffentlichung wurde eingangs als erstrebenswerth bezeichnet. Bedenkt 
man, dass heut zu Tage wohl kaum ein Schiff es unterlässt, seine Ankunft dem Rheder zu telegraphiren, 
so wäre eine Postkarte mit Reisebericht, oder die Uebersendung eines Zeitungsausschnittes des Ankunftsortes 
mit dem Bericht an das Amt gewiss keine nennenswerthe Belastung. Manche Nachrichten sind bekanntlich 
um so weniger werth, je älter sie sind. Einige Beispiele mögen zeigen, wie leicht sich eine Beschleunigung 
erzielen Hesse: 
93. X. 30. 
47.2 
S. 
45.8 O. 
7 h . 
Passirten einen 
sehr 
grossen Eisberg. 
D 2425* 
92.VIII. 9. 
36.4 
s. 
26.0 W. 
2 h . 
Kleiner Eisberg 
von 
40 m Höhe gesichtet. 
4092* 
l) 2425 sah den Eisberg 93. X. 30, kam an in Sydney 93. XI. 16, 17 Tage später. Das Tagebuch 
ging bei der D. Seewarte ein 94. II. 12; dagegen wäre ein Zeitungsausschnitt eines Sydney - Blattes vom 
17. November spätestens 93. XII. 31 oder volle 43 Tage früher in Hamburg gewesen als das Tagebuch. 
Alle Schiffe, die während dieser 43 Tage von Europa aus eine ähnliche Reise machten, gingen wahrschein 
lich ohne Ivenntniss dieser Nachricht ab. 
4092 sah einen Eisberg 92. VIII. 9, erreichte Mauritius 92. IX. 15. Die Nachricht hätte mit der Post 
Anfangs Oktober 1892 in Hamburg sein können, mit dem Tagebuch traf sie 94. I. 20 oder volle 15 Monate 
später ein! 
Aus den entferntesten Gegenden braucht die Post jetzt nur 4—6 Wochen; es wäre also wohl möglich, 
dass die Seewarten in dieser Zeit im Besitz solcher wichtigen Nachrichten aus allen Enden der Welt wären 
und sie sofort weiter verbreiteten. Besser wäre natürlich ein Telegramm, aber so lange die Post nicht ein 
mal ausgenutzt wird, scheint es überflüssig, von Telegrammen zu reden. 
Da es hiernach möglich ist, dass eine der grössten Seewarten ohne grosse Kosten eine monatliche Ver 
öffentlichung 
Tabellarische Reiseberichte 
aus den im Januar 189. . bei der Seewarte eingegangenen Schiffstagebüchern u. s. w. 
herausgäbe, die nicht nur jährlich rund 4000 wichtige nautisch-meteorologische Beobachtungen lieferten, 
sondern auch zugleich ein vollständiger Katalog aller eingegangenen Tagebücher wären, so dass jeder mit 
ihrer Hülfe eine Menge wichtiger Arbeiten austüliren und sich vorher den Umfang und die Kosten einer 
Abschrift bestimmter Beobachtungen aus den Tagebüchern berechnen könnte, so wäre der versuchsweise 
Druck einiger Jahrgänge solcher Uebersichten wünschenswert!!. 
Ich will nicht behaupten, dass die vorgeschlagene Form die beste ist, nur dass sie brauchbar, ausführ 
bar und billig ist und insofern einen Fortschritt bedeuten würde, als bisher kein anderer Vorschlag mit 
dem gleichen Ziele ausgeführt werden konnte. Wenn im deutschen Reiche jährlich über 1600 grosse Quart 
seiten Land-Beobachtungen veröffentlicht werden, ist es gewiss kein unbilliger Wunsch, dass für Beobachtungen 
zur See, die nothwendige Ergänzung jener, ein kleiner Bruchtheil dieser Zahl zur Verfügung stände.
	        
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