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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1896 No. 1 —
Will man nach Schnittpunkten oder anderen Gesichtspunkten arbeiten, so ergiebt sich das Verfahren
leicht nach diesen Proben von selbst.
Durch diese 1 leispiele dürfte hinlänglich bewiesen sein, dass jeder mit Hülfe des Auszuges,
der uns hier als Jahres-Katalog aller Reisen dient, auch sännntliche Vorarbeiten zu irgend einer
nautisch - meteorologischen Arbeit ausführen kann, die überhaupt in Frage kommen
können. Man kann jedes einzelne Tagebuch bezeichnen mit den Tagen und besonderen Beobachtungen,
die man braucht, kann die Zahl und Grösse der Zeilen angeben und einen Kostenanschlag machen, wenn
man weiss, was die Abschrift von 50 oder 100 Zeilen aus den Tagebüchern kostet. Würden solche, in der
Hauptsache übereinstimmende Auszüge regelmässig von allen seefahrenden Völkern veröffentlicht, denen mit
kleineren Flotten ebenso gut wie von denen mit grossen, so wären jedermann alle gesammelten Beob
achtungen in See zugänglich. Zu den 46 deutschen Tagebüchern würde man z. B. dann für die 3 Tage
(S. 19) leicht noch 100—150 andere hinzubekommen, so dass die stehende Klage über mangelndes Material
wegfallen würde.
Die natürliche Reihenfolge in den Arbeiten würde sich zunächst auch allgemein empfehlen, erst volle
Ausnutzung der Reiseberichte selbst, darnach mittelbare Verwendung für besondere Untersuchungen, am
besten nach Einholung des Rathes von Sachverständigen, die hierin manchen nützlichen Wink geben können.
Gesetzt, man hätte in dem Katalog 200 Tagebücher für eine bestimmte Untersuchung gefunden, wünschte
aber nur die Hälfte zu benutzen, so würde Abtheilung I der Seew r arte die passendsten 100 Tagebücher ohne
weiteres angeben können. Ein Aussenstehender könnte das nicht.
IV. Arbeitsnachweis für die Deutsche Seewarte.
Wenn die Tagebücher einlaufen, werden sie auf ihre Güte geprüft, die der Segler besonders gründ
lich. Auffallende oder wichtige Beobachtungen werden vorgemerkt zur Veröffentlichung in den „Annalen
der Hydrographie“ oder für eine spätere zusammenfassende Bearbeitung. Die „Annalen“ enthalten ausser
dem in den „monatlichen Eingängen“ eine summarische Uebersicht der Seglerreisen mit Dauer, die hier nur
für die Dampfer vollständiger geplant ist. Der Jahresbericht der Seewarte enthält eine Eiste der Mitarbeiter
zur See. Man kann demnach nicht viel fehlgehen, wenn man annimmt, dass die Zugabe von */ 5 der hierauf
verwandten Zeit vollständig zum Ausschreiben des Auszugs ausreicht. Bei Dampferreisen nach Nordamerika
und zurück genügt meist eine Zeile, bei Seglerreisen von 6 bis 10 Monaten nach Chile und zurück genügen
15 bis 20 Zeilen. Im Stillengürtel beim Aequator werden immer die Barometer-Angaben geprüft, wie leicht
schliesst sich hierbei die Entnahme der nächsten Passat-Grenzen an! Mit der Prüfung, Durchsicht, Eintra
gung der Tagebücher und Abfassung der „Eingänge“, der „Schiffsliste“ u. s. w. ist die Hauptarbeit für den
Auszug auch schon beendigt, es bedarf nur noch des geordneten Ausschreibens der paar Grössen, falls der
Kapitän selber es nicht schon vorgezogen haben sollte, den Auszug am Schlüsse des Tagebuches beizufügen.
V. Kostennachweis für die Deutsche Seewarte.
Die Reiseberichte der 3 Probe-Monate nehmen in der Ausführung 1503 Zeilen ein, für 12 Monate würden
es 6012 sein. Da dieses „Archiv“ 52, die „Annalen“ 61 Zeilen auf einer Seite enthalten, würde der Auszug
für ein Jahr in gewöhnlichem Druck einnehmen: im Archiv 116 Seiten, in den Annalen 99 Seiten. Um sicher
zu gehen, erhöhen wir diese Zahlen um etwa 15 Prozent und bekommen so 135 oder 115 Seiten. Dies dürfte
für die Berechnung der Kosten des Satzes für ein Jahr eine gute Grundlage sein. Der äussere Um
fang des Auszuges wird dann 4mal so gross, da immer eine Zeile ausfallen und die Rückseite unbedruckt
bleiben soll. Das Jahr giebt dann einen Band von 270 einseitig bedruckten Blättern der Archivform, 230 der
Annalenform, mit 26 oder 30 Zeilen auf der Seite. Ein Jahrgang Annalen in der jetzigen Form, 48 Seiten
im Heft, hat 576 Seiten. Der Satz der Reiseberichte würde also ziemlich genau */s des Satzes der Annalen
ausmachen, die Papier menge 4 /s von der der Annalen sein. Mit diesen Grössen lassen sich die Kosten des
Auszuges für ein Jahr und eine bestimmte Auflage so genau berechnen, wie es überhaupt bei etwas schwan
kendem Umfange möglich ist,
VI. Schluss.
Wenn bei dein ganzen Plane zunächst die Verhältnisse eines grossen Amtes, der Deutschen Seewarte,
zu Grunde gelegt werden mussten, um die Möglichkeit einer solchen Veröffentlichung für alle Fälle nachzu
weisen, so kann sich um so leichter jede kleinere Seewarte, ja jeder Kapitän an der Arbeit und Samm-