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Full text: 19, 1896

E. Engelenburg, C. I.: Aerodynamische Theorie der Gewitter. 
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mich betrifft, so habe ich mich beschränkt auf die wichtige Frage: „Was ist die Ursache der Erkal 
tung in den Gewitterwolken? Und ich habe aus den italienischen Arbeiten die Ueberzeugung ge 
wonnen, dass die beste Erklärung ist: rasche mechanische Ausdehnung in der Wolke in Folge der elektri 
schen Entladung, also der Blitze.“ Mühry’s gründlicher Anschauung huldigend, können wir seine Schlussfolge 
rung: „in Folge der elektrischen Entladung“ nur bedauern. Mit der Abkühlung durch Ausdehnung hatte 
Müh ry den Kern des Problems erreicht, leider gerieth er hier wieder auf eine falsche Spur, vermutlilich, weil 
er das Feld der physikalischen Prozesse nicht verlassen konnte. Und in diesem Falle befinden sich auch die 
meisten anderen Autoren der Gewittererklärungen. Sie bewegen sich alle im Kreise herum, an dessen Um 
fang jeder nach eigener Einsicht Sturmwind, Blitz, Hagel, Hegen, Abkühlung u. s. w. vertheilt hat und wobei 
sie dann von einer dieser Erscheinungen ausgehend, den folgenden Prozess aus dem vorhergehenden zu er 
klären suchen, ohne dabei je die wahre Ursache erkennen zu können. Der eine erklärt den Hagel aus der 
Elektrizität, ein anderer umgekehrt. Nach wieder anderen veranlasst der Regen die Abkühlung und Druck 
störung oder umgekehrt. So finden wir die Ursache des einen als Endresultat des anderen, doch aus dem 
Kreise heraus kommt keiner. Mühry war bis zum Kern des Labyrinthes, Abkühlung in Folge der Aus 
dehnung, vorgedrungen, doch anstatt hier aus dem physikalischen in das ärodynamische Gebiet überzutreten, 
entfernt er sich wieder von der Wahrheit, indem er den allerletzten Prozess, die elektrische Entladung, als 
Ursache des Anfanges der Abkühlung angiebt. 
Nachdem ich auf dem Wege der Versuche zur Erklärung der mechanischen Erscheinungen zu dem 
Resultat gekommen war: Jedes Gewitter hat seinen Sitz in einer wirbelnden Bewegung der Luft um eine 
horizontale Achse, und nachdem ich gefunden hatte, wie natürlich die mechanischen Vorgänge und physi 
kalischen Prozesse sich aus dieser Annahme erklären lassen, fand ich noch eine andere Betrachtungsweise, 
welche zur selben Schlussfolgerung führt. 
Eine brauchbare Gewittererklärung muss eine ganze Reihe Erscheinungen auf eine und dieselbe Grund 
ursache zurückführen. Dieselbe Ursache muss einen Komplex zum Theil ganz anderer, ja selbst entgegen 
gesetzter Erscheinungen erklären. 
Dabei drängt sich von selbst die Frage auf nach dem Ursprung der enormen Energiemengen und der 
plötzlichen gewaltigen Umänderungen der Energie, wie sich diese in Kondensation, Sturmwind, Hagelbildung 
und Blitzen kundgiebt. Druckstufe und schnelles Sinken der Temperatur sind fast immer beständige Be 
gleiter, welche die Erscheinung einleiten, und deshalb liegt es auf der Hand, die gewaltigen Energie 
mengen als eine andere Form der verschwundenen Wärme zu betrachten. Die beträchtliche Temperatur- 
Erniedrigung in der Atmosphäre ist also der Anfang aller physikalischen Prozesse, sie bildet zugleich das 
Glied der Kette, welches die physikalischen Wirkungen mit den ärodynamischen verbindet. Weil nun Druck 
zunahme und Abkühlung als Zwillingsschwestern immer Hand in Hand gehen, so glauben wir nicht zu irren, 
wenn wir als primäre Ursache der Abkühlung die schnelle Ausdehnung und die damit zusammenhängende 
Luftverdünnung im Zentrum der Temperatur-Erniedrigung betrachten, während Luftverdichtung ausserhalb 
vor sich geht. Dieser Vorgang ist am besten zu verstehen durch die Annahme eines horizontalen Luft 
wirbels, und in dieser Wirbelung ist sofort die Kraft aufgedeckt, welche den Hagel schwebend erhält und 
den Körnern ihre Gestalt und Struktur als Rotationskörper verleiht. 
III. Analogie zwischen hydrodynamischen und atmosphärischen Erscheinungen. 
Die Hydrodynamik theilt die Bewegung der Flüssigkeiten und Gase in zwei Hauptabtheilungen: n) die 
permanente Bewegung, wenn die Flüssigkeitstheile in parallelen Bahnen mit gleichmässiger Geschwindigkeit 
forteilen; b) die diskontinuirliche Bewegung, wenn die Flüssigkeit aus einem Aggregat von Fluidmengen auf 
gebaut ist, innerhalb welcher sich die einzelnen Theilchen auf ganz verschiedene, unter einander unabhängige 
und meistens mehr zusammengesetzte Weise bewegen. Das mathematische Kennzeichen zwischen beiden 
Bewegungsarten ist, dass im ersten Falle, auch irrotationelle Bewegung genannt, ein Geschwindigkeits-Potential 
vorhanden ist, welches bei der zweiten Art, der rotationellen Bewegung, fehlt. 
Die Diskontinuität bezieht sich also auf das Gesetz der Bewegung, doch ist es möglich, dass im Inneren 
einer in rotatorischer Bewegung sich befindenden Flüssigkeit durch diese Bewegung ein Vacuum entsteht. Tn 
diesem Falle herrscht auch Diskontinuität in der Masse.
	        
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