E. Engelenburgr, C. I.: Aerodynamische Theorie der Gewitter.
um das geringe Leitungsvermögen der Luft ausnutzen zu können; die elektrischen Ausgleiche sind hier dis-
kontinuirlich und heftig, es entstehen Gewitter. Das Leitungsvermögen der Luft kann gefördert werden durch
warme, feuchte, aufsteigende Luftströme, in denen Kondensation stattfindet, so wie diese hei vielen Ge
wittern beobachtet sind. Später hat Edlund 24 ) die enorme Verstärkung des elektrischen Potentials, welches
für Blitzentladung nötliig ist, hervorgehoben als Folge der Oberflächen-Verminderung, wenn viele kleine Wasser
tropfen zu grösseren zusammenfliessen.
Sprung 25 ) sagt: „So bestechend diese Hypothese vermöge der Zusammenfassung einer ganzen Reihe
von Vorgängen auch erscheint, so ist bezüglich der Erklärung der Gewitter doch derselbe Einwand zu er
heben, wie gegen die Schwedof'sche Hagel-Theorie; es gieht sehr häufig Regenböen ohne Gewitter-Erschei
nungen, niemals aber Gewitter ohne Wolken und Regen; die elektrische Entladung kann also schwerlich
als das primäre Element betrachtet werden.“
Ungeachtet diese Hypothese nur auf eine Annahme basirt ist, gebührt ihr dennoch das Verdienst, eine
Verbindung zwischen Gewitter und Polarlichtern geschaffen und die geographische Verbreitung beider Er
scheinungen erklärt zu haben in Uebereinstimmung mit den Beobachtungen.
Durch jahrelangen Umgang mit Ozon erlangte Wurster eine besondere Empfindlichkeit, diese Modi
fikation des Sauerstoffs durch Riechen zu erkennen. Ein noch schärferes Reagens ist das von ihm ent
deckte Tetramethylparaphenylendiamin. Sich stützend auf seine zahlreichen Beobachtungen, tlieilt Wurster 26 )
als Einleitung erst einige Beispiele von sehr hohen elektrischen Spannungen mit, die selbst Funkenentladun
gen veranlassten, ohne dass dabei die geringsten Spuren einer Ozonreaktion nachweisbar waren. Dann kehrt
er die gewöhnliche Annahme um. Ozonbildung sei nicht eine Folge der Elektrizitäts-Entwickelung, wie dies
z. B. hei Reihungs-Elektrizitätsmaschinen beobachtet wird, vielmehr sei die Ozonbildung als Folge der Sonnen
strahlung stets von Elektrizitäts-Entwickelung begleitet. Da, wo Sonnenstrahlen, Sauerstoff und Wasser hei
heiterem Himmel an der freien Erdoberfläche Zusammenkommen, findet immer eine Trennung der Sauer
stoff-Moleküle statt, wobei eines der Atome sich mit einem ungespaltenen Sauerstoff-Molekül zu Ozon, das
andere mit einem Wasser-Molekül zu Wasserstoff-Superoxyd verbindet. Bei bedecktem Himmel findet diese
Ozonbildung nur in den höheren Wolkenschichten statt. Zu gleicher Zeit mit dem Ozon ensteht auch die
negative Elektrizität, denn „alle Autoren, die sich mit den elektrischen Eigenschaften des Ozons beschäftigt
haben, schreiben ihm starke negativ-elektrische Eigenschaften zu.“ .... „Es wird so nach und nach die
ganze obere Wolke negativ-elelektrisch werden, und wenn die elektrische Spannung zu gross wird, wird ein
Ausgleich mit der Erde stattfinden und der Blitz zur Erde schlagen.“ Die dunkele Farbe der Gewitter-
Wolken erklärt Wurster als Folge des grossen Absorptions-Vermögens des Ozons für Lichtstrahlen, welches
nach Tyudall 30 bis 140 Mal grösser sein soll, als das des gewöhnlichen Sauerstoffs. Meteorologische Um
stände bleiben ganz ausserhalb der Betrachtung; ebensowenig erklärt Wurster, wo die positive Elektrizität
bleibt, welche zugleich mit der negativen als Folge der Ozonbildung entstanden sein soll.
Svante Arrhenius 27 ) geht von derselben Annahme aus wie Planté, Peltier u. a. Die Erde soll
nämlich bei ihrem Bildungsprozess eine bis jetzt ziemlich unverändert gebliebene negativ-elektrische Ladung
bekommen haben. Diese Annahme verknüpft er mit einer zweiten. Aus einer Menge von ihm gemachter
Beobachtungen und Experimenten schliesst Arrhenius, dass die Luft, welche gewöhnlich ein vollkommener
Isolator ist, unter Einfluss direkter Bestrahlung von der Sonne, und zwar insbesondere durch ultraviolette
Strahlen elektrolytisch leitend wird.
Bei elektrolytischer Leitung, welche nur bekannt ist in chemischen Verbindungen (Metallsalz- oder
Säurelösungen), scheidet der elektro-positive Theil sich an der Kathode, der elektro-negative an der Anode
ab. Die Luft ist jedoch keine chemische Verbindung, sondern ein Gemisch von Sauerstoff, Stickstoff und
Wasserdampf. Soll man annehmen, dass die Moleküle dieser Stoffe dissociirt werden, oder soll der positive
Stickstoff an der Oberfläche der -negativen Erde und der negative Sauerstoff an den Grenzen der Atmo
sphäre ausgeschieden werden? Dann müsste in grösseren Höhen immer mehr Sauerstoff auftreten und Stick
stoff in überwiegender Menge an der Erdoberfläche sich vorfinden. Die Mischung der Bestandtheile der
Luft ist bis auf jede bekannte Höhe immer gleich gefunden. Findet die erste Annahme statt, dann müsste
auch beim Durchgang des elektrischen Stromes durch die Luft Sauerstoff oder Stickstoff zerlegt werden
und davon ist nichts bekannt. Spätere Untersuchungen, hauptsächlich von Hertz, Hallwachs, Stoletow,
Bichat und Blondlot haben gezeigt, dass die Erklärung der von Arrhenius und bereits früher von
Schuster beobachteten Erscheinung eine ganz andere ist, als die sogenannte elektrolytische Leitung der