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Full text: 19, 1896

E. Engelenburgr, C. I.: Aerodynamische Theorie der Gewitter. 
um das geringe Leitungsvermögen der Luft ausnutzen zu können; die elektrischen Ausgleiche sind hier dis- 
kontinuirlich und heftig, es entstehen Gewitter. Das Leitungsvermögen der Luft kann gefördert werden durch 
warme, feuchte, aufsteigende Luftströme, in denen Kondensation stattfindet, so wie diese hei vielen Ge 
wittern beobachtet sind. Später hat Edlund 24 ) die enorme Verstärkung des elektrischen Potentials, welches 
für Blitzentladung nötliig ist, hervorgehoben als Folge der Oberflächen-Verminderung, wenn viele kleine Wasser 
tropfen zu grösseren zusammenfliessen. 
Sprung 25 ) sagt: „So bestechend diese Hypothese vermöge der Zusammenfassung einer ganzen Reihe 
von Vorgängen auch erscheint, so ist bezüglich der Erklärung der Gewitter doch derselbe Einwand zu er 
heben, wie gegen die Schwedof'sche Hagel-Theorie; es gieht sehr häufig Regenböen ohne Gewitter-Erschei 
nungen, niemals aber Gewitter ohne Wolken und Regen; die elektrische Entladung kann also schwerlich 
als das primäre Element betrachtet werden.“ 
Ungeachtet diese Hypothese nur auf eine Annahme basirt ist, gebührt ihr dennoch das Verdienst, eine 
Verbindung zwischen Gewitter und Polarlichtern geschaffen und die geographische Verbreitung beider Er 
scheinungen erklärt zu haben in Uebereinstimmung mit den Beobachtungen. 
Durch jahrelangen Umgang mit Ozon erlangte Wurster eine besondere Empfindlichkeit, diese Modi 
fikation des Sauerstoffs durch Riechen zu erkennen. Ein noch schärferes Reagens ist das von ihm ent 
deckte Tetramethylparaphenylendiamin. Sich stützend auf seine zahlreichen Beobachtungen, tlieilt Wurster 26 ) 
als Einleitung erst einige Beispiele von sehr hohen elektrischen Spannungen mit, die selbst Funkenentladun 
gen veranlassten, ohne dass dabei die geringsten Spuren einer Ozonreaktion nachweisbar waren. Dann kehrt 
er die gewöhnliche Annahme um. Ozonbildung sei nicht eine Folge der Elektrizitäts-Entwickelung, wie dies 
z. B. hei Reihungs-Elektrizitätsmaschinen beobachtet wird, vielmehr sei die Ozonbildung als Folge der Sonnen 
strahlung stets von Elektrizitäts-Entwickelung begleitet. Da, wo Sonnenstrahlen, Sauerstoff und Wasser hei 
heiterem Himmel an der freien Erdoberfläche Zusammenkommen, findet immer eine Trennung der Sauer 
stoff-Moleküle statt, wobei eines der Atome sich mit einem ungespaltenen Sauerstoff-Molekül zu Ozon, das 
andere mit einem Wasser-Molekül zu Wasserstoff-Superoxyd verbindet. Bei bedecktem Himmel findet diese 
Ozonbildung nur in den höheren Wolkenschichten statt. Zu gleicher Zeit mit dem Ozon ensteht auch die 
negative Elektrizität, denn „alle Autoren, die sich mit den elektrischen Eigenschaften des Ozons beschäftigt 
haben, schreiben ihm starke negativ-elektrische Eigenschaften zu.“ .... „Es wird so nach und nach die 
ganze obere Wolke negativ-elelektrisch werden, und wenn die elektrische Spannung zu gross wird, wird ein 
Ausgleich mit der Erde stattfinden und der Blitz zur Erde schlagen.“ Die dunkele Farbe der Gewitter- 
Wolken erklärt Wurster als Folge des grossen Absorptions-Vermögens des Ozons für Lichtstrahlen, welches 
nach Tyudall 30 bis 140 Mal grösser sein soll, als das des gewöhnlichen Sauerstoffs. Meteorologische Um 
stände bleiben ganz ausserhalb der Betrachtung; ebensowenig erklärt Wurster, wo die positive Elektrizität 
bleibt, welche zugleich mit der negativen als Folge der Ozonbildung entstanden sein soll. 
Svante Arrhenius 27 ) geht von derselben Annahme aus wie Planté, Peltier u. a. Die Erde soll 
nämlich bei ihrem Bildungsprozess eine bis jetzt ziemlich unverändert gebliebene negativ-elektrische Ladung 
bekommen haben. Diese Annahme verknüpft er mit einer zweiten. Aus einer Menge von ihm gemachter 
Beobachtungen und Experimenten schliesst Arrhenius, dass die Luft, welche gewöhnlich ein vollkommener 
Isolator ist, unter Einfluss direkter Bestrahlung von der Sonne, und zwar insbesondere durch ultraviolette 
Strahlen elektrolytisch leitend wird. 
Bei elektrolytischer Leitung, welche nur bekannt ist in chemischen Verbindungen (Metallsalz- oder 
Säurelösungen), scheidet der elektro-positive Theil sich an der Kathode, der elektro-negative an der Anode 
ab. Die Luft ist jedoch keine chemische Verbindung, sondern ein Gemisch von Sauerstoff, Stickstoff und 
Wasserdampf. Soll man annehmen, dass die Moleküle dieser Stoffe dissociirt werden, oder soll der positive 
Stickstoff an der Oberfläche der -negativen Erde und der negative Sauerstoff an den Grenzen der Atmo 
sphäre ausgeschieden werden? Dann müsste in grösseren Höhen immer mehr Sauerstoff auftreten und Stick 
stoff in überwiegender Menge an der Erdoberfläche sich vorfinden. Die Mischung der Bestandtheile der 
Luft ist bis auf jede bekannte Höhe immer gleich gefunden. Findet die erste Annahme statt, dann müsste 
auch beim Durchgang des elektrischen Stromes durch die Luft Sauerstoff oder Stickstoff zerlegt werden 
und davon ist nichts bekannt. Spätere Untersuchungen, hauptsächlich von Hertz, Hallwachs, Stoletow, 
Bichat und Blondlot haben gezeigt, dass die Erklärung der von Arrhenius und bereits früher von 
Schuster beobachteten Erscheinung eine ganz andere ist, als die sogenannte elektrolytische Leitung der
	        
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