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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1895 No. 1 —
der Galapagos ein Gebiet der Kalmen mit veränderlichen Winden und häufigen Stillen; der Passat
ist dann häufig erst südwärts von 5° S. Br. zu finden. Auf dem Grenzgebiet beider Passate herrschen öst
liche Winde durchaus vor, westliche Winde finden sich erst ostwärts von 110° W. Lg.
Während die Abkühlung des nördlichen A equatorialstromes gegen die beiden vorigen Monate nicht
vorgeschritten ist, ist die Erwärmung im Süden bedeutend gestiegen. Die Isotherme von 25° ist fast ganz
verschwunden und die Kälteinsel, umschlossen von der 26°-Isotherme, hat sich von den Gala
pagos ganz losgelöst. Ebenso ist das Wasser unter der Küste von Mexico wärmer geworden: die Iso
therme von 27° umschliesst schon wieder ein sehr grosses Gebiet und innerhalb derselben auch die von 28°;
doch in dieser letzteren tritt die auffällige Kälteinsel wieder auf, die von dem Papagojo bewirkt
wird, und in der Temperaturen bis unter 23° Vorkommen. An der Küste von Südamerika aber scheint
schon die Abkühlung wieder zu beginnen; doch ist das nicht mit Bestimmtheit zu behaupten, da es fast
unmöglich ist, den Verlauf der Isothermen festzusteüen, weil hier wie im Februar zu verschiedenen Zeiten
ganz verschieden hohe Temperaturen gemessen wurden. — So wurden beispielsweise in den drei aufeinander
folgenden Jahren 1878—80 von S. M. Schiffen „Leipzig“, „Prinz Adalbert“ und „Vineta“ (ein Journal
auszug des letzteren folgt pag. 28) in derselben Gegend zwischen o°S.Br. und dem Aequator unter etwa
82° W. Lg. gefunden vom ersten Schiffe Temperaturen von 27°—30°, vom zweiten zwischen 24° und 20° und vom
dritten 25°—28°. Noch grössere Unterschiede herrschen im Hintergründe des Golfs von Panama, denn hier
wurde iry •verschiedenen Jahren zwischen 20° und 32° gemessen. Auf die niedrigen Temperaturen hierselbst
hat zuerst Hoffmann') aufmerksam gemacht; sie scheinen das gewöhnliche zu sein und sich aus dem Um
biegen des Wassers des Gegenstromes an der Küste und aus dem Herausströmen desselben nach Süden
zu erklären. (Die Winde hindern diesen Verlauf jetzt nicht, im Norden begünstigen ihn eher die häufigen,
wenn auch schwachen N- bis NW-Winde.)
Dass diese niedrigen Temperaturen die Regel sind, bestätigen die amerikanischen Meteorological Charts,
die im Golf östlich von 80°W.Lg. wesentlich niedrigere Durchschnittstemperaturen verzeichnen als westlich
davon. Immerhin werden so niedrige Temperaturen, wie sie „Vineta“ fand, selten sein; ebenso niedrige
wurden 1858 im Februar vom amerikanischen Schiff „Morning Light“, Kapt. Johnston (Maury’s Abstract-
Log No. 105) gefunden.
Dass der März das eine Extrem bildet, kommt am deutlichsten in den Stromverhältnissen zum
Ausdruck. Nur im Westen unseres Gebietes ist das Extrem bereits überschritten, denn hier geht der süd
liche Aequatorialstrom wieder, wie früher, ganz hinüber bis über die Admiralitätsinseln hinaus, getrieben vom
NE-Passat. Nur an der Küste von Neu-Guinea und um den Bismarckarchipel kann Wasser wieder nach
Osten zurückfliessen, einen breiten Neerstrom bildend; durch die Enge zwischen Neu-Pommern und den
Salomonsinseln wird jetzt das Wasser nach Süden gedrängt, dabei Geschwindigkeiten von über 40 Sm er
reichend. Der Oststrom südlich von 5°S.Br. ist fast verschwunden, und der Aequatorialstrom durchdringt
schon wieder die Reihe der Gilbert- und Ellice-Inseln.
Eine Verschmelzung zwischen dem südlichen und dem nördlichen Aequatorialstrom,
welch letzterer jetzt seine grösste Stärke entfaltet und bis 7°N.Br. nach Süden geht, findet auch jetzt
nicht statt, eigenthümlich genug, da die Passate schon seit Monaten keine Kalmenzone zwischen sich
lassen, ja, im Westen sogar sich das auffallende Bild bietet, dass der nördliche und der südliche Aequa
torialstrom von einem und demselben Winde, dem NE-Passat (der allerdings in den Karolinen zuweilen ge
stört ist), getrieben werden. Zwischen sich lassen beide Strömungen eine Zone frei, in der keine aus
gesprochenen Strömungen herrschen, doch aber immer, wenn es der Wind irgend erlaubt, Oststrom auftritt.
„Challenger“ und „L’Uranie“ fanden beide auf ihrer Reise von. den Admiralitätsinseln nach Norden zwischen
4° oder 5° und 7° oder 8°N.Br. keinen Weststrom, dagegen unerachtet des Passats Strömungen
mit geringer Ostkomponente.
Andere Schiffe, die die Zone des Gegenstroms kreuzten, nahmen zuweilen nicht unbeträchtliche, westliche
Versetzungen wahr, doch können diese sehr- wohl in den Rändern der Aequatorialströme geherrscht haben, denn
die Zone des Gegenstromes ist so schmal, dass sie innerhalb 24 Stunden leicht durchsegelt wird. Doch
soll nicht behauptet werden, dass Westströmungen in dieser Zone fehlen, vielmehr ist anzunehmen, dass
sie bei starkem Passat recht häufig Vorkommen, doch nicht annähernd so häufig und stark, dass man von
*) Zur Mechanik der Meeresströmungen: pag. 24.