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Full text: 18, 1895

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1895 Ho. 1 — 
zum Aequator herab, wenn anders man die unregelmässigen, von der Nähe des Landes einerseits, von dem 
grossen SW-Monsungebiet andererseits beeinflussten Winde hier noch Passat nennen will. 
Der Passat weht an der Küste Südamerikas bis zum Kap Blanco, am Eingang der geräumigen Bucht 
von Guayaquil, nahezu der Küste parallel, doch noch etwas vom Lande her; weiter nach Westen zu nimmt 
er immer mehr südöstliche und östliche Richtung an, ja, im Süden des Aequators von etwa 180° W.Lg. 
an westwärts hat er häufiger rein östliche oder noch nördlich davon liegende, als südöstliche Rich 
tung. Im Inselmeer jenseits von 180° ist er weniger stetig in Stärke und Richtung als im Osten, wo er 
mit, der grössten Stärke und Beständigkeit, die er irgendwo auf der Erde erreicht, auftritt. Nahe seiner 
Nordgrenze, die natürlich keine Linie sondern ein breiter Gürtel ist, weht er stets fast recht südlich; er 
geht eben allmählich, ohne zunächst viel an Stärke einzubüssen, durch Süd in die Südwestrichtung 
über in den monsunartigen Südwestwind, der im Nordsommer in der Kalmenregion vor 
herrschend, doch nicht andere Winde und Windstillen ausschliessend, auftritt. Dieselben veränderlichen, 
doch vorherrschend aus dem südwestlichen Quadranten wehenden Winde des Kalmengürtes wehen 
auch in dem grossen, vom Südostpassat unberührt bleibenden Winkel, den die Küste von Amerika bildet, 
vom Golf von Guayaquil an bis zum Golf von Nicoya (4°S.Br. bis 10°N. Br.), und zwar je näher dem Lande, 
um so regelmässiger, zu einem echten Monsun werdend. 
Der Nordostpassat beginnt zwischen 110° und 120°W.Lg. und erstreckt sich bis 12°N.Br. nach Sü 
den, im Osten diesen Parallel oft nicht erreichend, im Westen ihn meist nach Süden hin überschreitend. 
Dieser im Osten aus NNE, weiter westlich aus NE und ENE wehende Passat hat nur bis zu den Marianen, 
also etwa bis zum 150°O.Lg. unbedingte Herrschaft; westlich davon streitet er um die Vorherrschaft mit 
dem SW-Monsun, der sich bis hierher während der Zeit seiner mächtigsten Entwicklung erstreckt, im Sep 
tember aber schon stark im Rückzuge begriffen ist. So entsteht hier ein grosses Gebiet mit veränderlichen 
Winden, mit häufigen Stillen und Stürmen. 
Ein ähnliches Gebiet liegt zwischen 115°W.Lg. und der Küste von Mexico bis 10°N.Br. nach Süden 
reichend. Auch hier wehen veränderliche Winde, unter denen westliche (südwestliche bis nördliche) häu 
figer, aber auch nördliche bis nordöstliche nicht selten sind (östliche bis südwestliche scheinen fast gänz 
lich zu fehlen). 
Die Stromverhältnisse entsprechen den eben geschilderten Windverhältnissen fast vollkommen, wie ein 
Blick auf die beigegebene Karte zeigt. Der starke, regelmässige SE-Passat bewirkt die ungewöhnlich starke 
südliche Aequatorialströmung. Der ablandige Wind ruft an der Küste von Südamerika Aufquellen 
kalten Tiefenwassers hervor, wie es an der ganzen Küste bis weit nach Süden hin auftritt, und woraus 
sich die von Humbodt entdeckten niedrigen Wassertemperaturen hauptsächlich erklären, mehr als aus einer 
nördlich gerichteten Strömung, die aus höheren Breiten kaltes Wasser herbeibringt, der sogenannten Hum- 
boldtströmung, die äusserst unregelmässig und im ganzen recht schwach ist. Dieses Aufquellen des Tiefen 
wassers ist ganz deutlich aus dem meridionalen, dem Lande mehr oder weniger parallel gerichteten Verlauf 
der Isothermen zu ersehen. 
Etwa vom Meridian der Galapagosinseln an nimmt die Strömung fast rein westliche Richtimg an, 
während sie vorher nach NW gerichtet war. Die Galapagos hegen mitten in dem stärksten Stromstrich, 
der den breiten Nordrand der ganzen Strömung bildet. Stromversetzungen von etwa 50 Seemeilen in 24 
Stunden sind Mer unter 2°S.Br. zwischen 85° und 9Q°W.Lg. mehrfach beobachtet worden, auf 25 — 30 Sm 
kann man woM das Mittel schätzen; weiter nach Süden zu nimmt die Stärke etwas ab, doch bis 10°S.Br. 
herrscht noch fast ausnahmslos Weststrom vor. Je weiter nach Westen, je länger der Passat auf die 
Meeresoberfläche eingewirkt hat, um so grösser wird die Stärke der Strömung, bis sie in 
der Mitte des Ozeans, etwa unter 150—160°W.Lg. ihre grösste Stärke erreicht hat und weiter westwärts 
zuerst langsam, dann aber, jenseit des 180. Meridians, nach dem Eintritt in das Inselmeer, rascher an 
Stärke abnimmt; erst nördlich von Neu-Guinea, wo das Bett mehr und mehr eingeengt wird, — denn hier ist 
die Westströmung auf den Raum zwischen dem Lande und 2°N.Br. beschränkt, — nimmt die Stärke wieder 
zu. Der nördliche Stromstrich, d. h. der Gürtel zwischen dem Aequator und dem Nordrand, der in 90°W.Lg- 
unter 2°N.Br., weiter westlich in 4 oder 5°N.Br., ganz im Westen wieder weiter südlich liegt, hat die grösste 
Geschwindigkeit. Stromversetzungen von 85 Sm sind Mer in mehreren Fällen, solche über 60—70 Sm recht 
häufig notirt. Jenseit der Gilbertinseln vermindert sich diese grosse Geschwindigkeit bedeutend, aber nörd-
	        
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