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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1895 No. 4 —
Diese Tabelle bestätigt das Ergebniss der beiden anderen Jahrgänge in Bezug auf die "Wärme durch
aus, nur war nach ihr trübes, nebliges Wetter besonders morgens erheblich häufiger, als heiteres.
Man könnte nun voraussetzen, dass die Fälle, wo dieser Isobarentypus in der wärmeren Jahreszeit
aufgetreten ist, bei diesem Resultat ausschlaggebend gewesen sind; allein dem ist nicht so, wie man aus
der folgenden ausführlichen Auskunft über die 4 Zeiträume dieses Types siebt, welche in die 3 eigentlichen
Wintermonate fallen (8 h morgens):
21.—30. Dezember 1883
4.—13. Februar 1884
11.—19. Dezember 1S85
22.—30. Januar 1887
Hambg.
Neufw.
Münch.
Hambg.
Neufw.
Münch.
Hambg.
Neufw.
Münch.
Hambg.
Neufw.
Münch.
warm....
9
8
9
9
9
6
3
3
4
3
6
2
normal. . •
0
2
1
1
1
4
4
1
2
6
3
4
kalt
1
0
0
0
0
0
2
5
3
0
0
3
Sehen wir aber genauer zu, so erweist es sich, dass in allen diesen Fällen, mit einer einzigen Aus
nahme, in Deutschland keine Schneedecke den Boden bedeckte. Nur in den ersten Tagen des dritten Zeit
raumes war durch reichliche Schneefälle, welche mit beständigem leichtem Frost seit dem 8. Dezember an
gehalten hatten, allmählich ganz Deutschland in Schnee gehüllt worden, und in diesem Fähe bildete sich
thatsächlich in der Nacht zum 12. in Süddeutschland ein Kälteheerd aus mit Minimal-Temperaturen von
—20° in Kaiserslauten und Bamberg. Aber dieser Kälteheerd verschob sich in den folgenden Tagen rasch
nach Ungarn und Polen, wo das Barometer vom 12. bis zum 14. stark stieg. In Deutschland blieb zwar
der Luftdruck hoch, allein im Laufe des 13. und 14. breitete sich hei schwachen südwestlichen Winden mit
Nebel und Regen das Thauwetter von Westen her fast bis zur Ostgrenze des Reiches aus, die Schneedecke
verschwand, und obwohl die folgenden Tage vielfach Windstille oder schwache nördliche und östliche Winde
brachten, blieb die Temperatur hei trübem feuchtem Wetter relativ hoch.
Es scheint hiernach, dass der Isobarentypus Kl nur im Falle des Vorhandenseins einer ausgedehnten
Schneedecke Kälte mit sich bringt, in allen anderen Fähen aber, auch im Winter, relativ warm ist — aus
welchen Ursachen dies auch sei.
III. Resultate aus 146 Monaten synoptischer Karten vom Nordatlantischen Ozean nebst
angrenzenden Kontinenten, zwischen August 1873 und September 1890.
Die im Vorhergehenden benutzten vier Jahrgänge genügten zwar, um die wesentlichsten immer wieder
kehrenden Isobarentypen uns vor Augen zu führen und einige ihrer Beziehungen zu den wandernden,
atmosphärischen Wirbeln zu beleuchten; doch war dies Material hei Weitem nicht ausreichend, um hei
statistischen Untersuchungen über die Häufigkeit der verschiedenen Typen je nach Jahreszeit, vorhergehendem
Typus u. s. w. dem Zufall nicht allzugrossen Spielraum zu lassen. Es erschien zudem von Interesse, die
gewonnenen Gesichtspunkte der Klassifikation direkt auf die einzelnen Wetterkarten anzuwenden. Wir
haben dies für die Zeiträume durchgeführt, von welchen genügend genaue Wetterkarten vom Nordatlantischen
Ozean und den angrenzenden Festländern Vorlagen. Von den Hoffmeyer’schen synoptischen Karten, die
vom September 1873 bis zum November 1876 reichen, konnten 29 Monate verwendet werden; derZeitraum
Dezember 1873 bis September 1874 musste ausgelassen werden, weil die betreffenden Karten keine Schiffs-
heobachtungen enthalten. Ferner wurde in gleicher Weise behandelt der ganze Zeitraum vom Dezember 1880
bis zum August 1890, für welchen die gemeinsame Publikation der D. Seewarte und des Dänischen Meteor.
Instituts 1 ) Vorlagen; die Lücke vom September 1882 bis August 1883 in diesen Karten, die durch die
Uebernahme der Darstellung dieses Zeitraums durch das Londoner Meteorologische Amt entstanden ist,
wurde durch Benutzung der Karten des letzteren ausgefüllt, die freilich nach Osten nicht ganz so weit reichen,
*) Tägliche synoptische Wetterkarten tur den Nordatlantischen Ozean und die angrenzenden Theile der Kontinente,
Kopenhagen und Hamburg, 18S4—95.