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Full text: 17, 1894

Vorwort zum Jahrgang XVII — 1S94. — 
VII 
Ballast unnöthigen Formeln- und Tabellen-Materials geeifert und, damit nicht etwa nur das Bestehende ge 
tadelt und negirt werde, auch durch positive Vorschläge darauf hingewiesen, wie sowohl in der instrumen 
teilen Ausstattung, in der Beobachtung und namentlich auch in der Bechnung ein befriedigenderer Zustand 
der Pflege der nautischen Astronomie herbeigeführt werden könne. 
Wenn wir uns auch — wie schon hier gesagt werden mag — nicht in allen Punkten den Ausführungen 
des bewährten, bedeutenden Lehrers und praktischen Beobachters auf dem Gebiete der in Rede stehenden 
Wissenschaft anschliessen können, so ist in denselben doch so Werthvolles enthalten und so Vieles darin, 
was mit den Anschauungen, welche die nachfolgenden Abhandlungen veranlasst haben, übereinstimmt, dass 
es zur Förderung der im wesentlichen gleich gerichteten Bestrebungen zweckmässig erscheint, Einiges aus 
der Vorrede des genannten Aufrufes liier wiederzugeben. Unter Anderem heisst es dort: 
„Mit Aufgebot ungeheurer Mittel und unter gewissenhaftester Ausnutzung jeder irgendwo auftauchenden 
Vervollkommnung, wird allerorten rastlos, und man darf wohl auch sagen mit dem schönsten Erfolge, daran 
gearbeitet, angesichts der Küste dem Schiffe seinen Weg zu weisen und die ihm daselbst drohenden Ge 
fahren jeden Tag besser kennen und sicherer vermeiden zu lehren. Wenn aber ringsum keine Küste zu 
erblicken und nur vom Himmel her Weisung zu holen ist, wie steht es um das Lesen dieser Schrift, die 
zwar untrüglich Auskunft giebt, aber nicht leicht zu entziffern ist, so dass eben eine ganze Wissenschaft 
dazu geschaffen werden musste?“ 
„Ach, leider, es kann nicht laut und entschieden genug ausgesprochen werden: der Zustand, in dem 
gegenwärtig die nautische Astronomie sich befindet, ist, namentlich in praktischer Hinsicht, ein ganz und 
gar unbefriedigender, u. s. w Man sehe z. B. nur einmal hinein in die neueste, selbst die unter 
staatlicher Autorität erscheinende Tagesliteratur, und man wird erschrecken, was für Dinge da noch dis- 
kutirt, was für Ansichten da noch laut werden dürfen.“ 
Käme dieser Ausspruch des Bedauerns von einem Manne, der entweder nur in theoretischer Thätig- 
keit sich bewegt, oder aber als Lehrer der nautischen Astronomie nicht erprobt wäre, so könnte man gegen 
dessen vollgültige Berechtigung einen Einwand erheben. Döllen ist aber nicht nur in theoretischen Dingen, 
die liier in Frage stehen, wohl bewandert, er hat nicht nur selbst auf Reisen als praktischer Beobachter 
gründliche Erfahrungen gesammelt, sondern ist auch als Lehrer hoch geschätzt. Hören wir, was er mit 
Beziehung auf das Letztere als seine Ueberzeugung zu sagen sich gedrungen fühlt. 
„Während einer langjährigen, mit Hingebung geübten Lehrthätigkeit, habe ich nicht unterlassen, für 
die hier ausgesprochenen Ideen der Umgestaltung der nautischen Astronomie jederzeit nach Kräften einzu 
treten. Jetzt, am Ende solcher Thätigkeit, erachte ich es als eine wahre Pflicht, das, was ich zu bieten 
vermag, möglichst weiten Kreisen zugänglich zu machen. Weit entfernt von der Selbsttäuschung, dass es 
gelingen könne, mit einem Schlage niederzulegen, was in Jahrhunderten allmählich aufgebaut worden, heute 
aber seinem Zwecke nicht mehr genügt, halte ich doch mit voller Ueberzeugung daran fest, dass dasjenige, 
was ich so klar und entschieden als das allein Richtige erkannt habe, wenn mir die Auseinandersetzung 
nicht ganz und gar misslingt, nur der Zeit bedarf, sich die ihm gebührende allgemeine Geltung zu erobern.“ 
Wir können uns dem hier Gesagten um so mehr anschliessen, als der Errichtung eines Navigations 
lehrer-Kursus an der Seewarte das gleiche Bestreben zu Grunde lag und heute auch die Ueberzeugung un 
erschütterlich feststeht, dass es nur der Zeit bedarf, um die Anschauungen, welche sich während des Lehr 
kursus bilden mussten, zu Früchten heranreifen zu lassen. Es wird der-Lehrkursus zur gleichmässigen und 
entsprechenden Ausbildung derjenigen Männer, welche an den Navigationsschulen zu wirken berufen sind, 
mit der Zeit wieder erstehen. Die nun vorliegenden Monographien über nautische Astronomie sollen dazu
	        
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