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Full text: 17, 1894

Dr. Fr. Bolte: Die Methoden der Chronometer-Kontrole an Bord etc. 
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II. Vorausberechnung der Stern-Bedeckungen zum Zwecke der Orientirung. 
§ 26. Angenälierte Zeit des Ein- und Austritts. Aus verschiedenen Gründen ist es, wenn eine Stern- 
Bedeckung in Aussicht steht, wünschenswert!!, mit einiger Annäherung Zeit und Ort zu kennen, wo der 
Fixstern am' Mondrande verschwinden resp. wieder zum Vorschein kommen wird. Denn erstens braucht 
man dann nicht längere Zeit vorher zu warten und das Auge zu ermüden, zweitens erleichtert die Ivennt- 
niss des Randpunktes, wo der Stern den Mond wieder verlassen wird, die Beobachtung des Austritts in 
hohem Grade und drittens kann man dadurch eventuell der Unannehmlichkeit entgehen, viel Zeit in der 
Erwartung eines Eintritts verloren zu haben, während sich nachher herausstellt, dass die gerade Linie, auf 
welcher sich der Stern gegen den Mond zu bewegen scheint, für den Beobachtungsort vollständig am Monde 
vorbeiführt, ohne ihn zu schneiden. Gegen diese Eventualität Bietet auch die Angabe der „Grenzen in 
Breite“ bei den Elementen der Stern-Bedeckungen im Kaut. Jahrb. keinen sicheren Schutz, da hierdurch 
nur angegeben werden soll, dass ausserhalb dieser Grenzen der scheinbare Weg des Sternes den Mond nicht 
mehr schneiden kann, nicht aber, dass auf jeder Länge innerhalb dieser Grenzen diese Linie den Mond 
auch wirklich schneiden muss. 
Es empfiehlt sicli daher in solchen Fällen, wo der Scliifi’sort innerhalb der angegebenen Grenzen in 
Breite liegt und auch die andern in § 21 angegebenen Bedingungen für die Sichtbarkeit einer Stern-Be 
deckung an dem betreffenden Schiffsorte erfüllt sind, sich vorher ein rohes Bild von dem Verlauf der zu 
erwartenden Stern-Bedeckung zu machen. 
Die zu diesem Zwecke anzustellenden Betrachtungen sind bis auf zwei Abweichungen denen in § 22 
bis § 24 analog. Man geht auch hier aus von der gegenseitigen Lage der beiden Gestirne in demselben 
Deklinationskreise zur mittleren Greenwicher Zeit T u , wie dieselbe vom Erdmittelpunkte aus erscheint, und 
berechnet dann in derselben Weise, wie diese Lage sich verschiebt, wenn das Auge vom Erdmittelpunkte 
nach dem Orte versetzt wird, in welchem sicli das Schiff zur mittleren Greenwicher Zeit T ü wirklich be 
finden wird. (Hierin liegt die erste Abweichung von der Reduktionsmethode einer beobachteten Stern- 
Bedeckung, da dort der F'ebergang des Beobachters nicht nach dem Orte geschah, wo das Schiff sich zur 
mittleren Greenwicher Zeit befindet, sondern nach dem Orte der Beobachtung). 
Bezeichnet man den Stundenwinkel des Sternes zur mittleren Greenwicher Zeit T ü mit f (l , die geo 
zentrische Breite des Schiffsortes zur selben Zeit mit </V und den zugehörigen Radius vector mit j : 0 so ist 
«o = 1'o cos c/o' sin t u 
. Va — X„ — V/o = Tu sin C/o' COS (1 — V 0 COS c/ 0 ' shl <1 COS tu, 
wo zur Berechnung von v t > wieder dieselben beiden Zusammenstellungen aller möglichen Fälle dienen, wie 
in § 23 zur. Berechnung von v. 
Wählt man zur (Irientirung für den Verlauf der Stern-Bedeckung die graphische Darstellung, so zeichnet 
man in eine gerade Linie die Projektion des gemeinschaftlichen Deklinationskreises, den Sternort S<, und den 
Mittelpunkt des Mondes X« im Abstande q ein, wobei zu beachten, dass hei positivem q L„ nördlich, bei 
negativem q L 0 südlich von So fällt. (Als Maassstab kann etwa 1 — 10 cm oder 1 =- 20 cm. dienen). 
Danach beschreibt man um i 0 (big. 18) mit 0.2730 als Halbmesser einen Kreis, so hat man dasjenige Bild, 
welches sich dem im Erdmittelpunkte befindlichen Auge zur mittleren Greenwicher Zeit darbietet. Hierauf 
sind die Strecken *<„ und v u einzuzeichnen. Hierbei ist zu bemerken, dass v», wenn es dasselbe Vorzeichen 
hat wie q, nach der- Seite von X 0 hin abgetragen wird; wenn es dagegen das entgegengesetzte Vorzeichen 
hat wie q nach der entgegengesetzten Seite. So erhält man Q. Von Q aus wird t( 0 dann hei westlichem t 0 
nach Ost, hei östlichem /„ nach West ahgesetzt, so erhält man O u . Die gegenseitige Lage von G 0 und dem 
Mond stellen dann dasjenige Bild dar, welches zur mittleren Greenwicher Zeit % von demjenigen Orte aus 
gesehen wird, an welchem sich das Schiff zu dieser Zeit befinden wird. 
Die weitere Veränderung in der gegenseitigen Lage der beiden Gestirne zu einander wird nun bedingt 
1) durch die Bewegung des Mondes oder durch die scheinbare entgegengesetzte Bewegung des Sternes, 
Welche bestimmt wird durch N und n (bei den Elementen der Stern-Bedeckungen ist nicht n selbst, 
sondern log n gegeben; man muss also hierzu die Zahl aufsehlagen); 1 
2) durch die Drehung der Erde um ihre Axe von West nach Ost und die damit verbundene paral 
laktische Verschiebung des Sternes, und 
3) durch die Versegelung des Schiffes.
	        
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