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Full text: 17, 1894

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 1894 No. 4 — 
kann. — Sodann ist es von grosser Wichtigkeit, dass man sielt sofort von der Brauchbarkeit der kardaniseken 
Aufhängung überzeugt. Die Axen des Gehäuses und des Ringes dürfen sich weder mit zu viel, noch mit 
zu wenig Reibung (oder gar schlotternd) in ihren Lagern bewegen. Im ersteren Falle können schräge Lagen 
des Chronometers entstehen; im letzteren wird bei starker Schiffsbewegung das Instrument in pendelnde 
Bewegung gerathen oder unter Umständen ruckweise von einer Stellung in die andere übergehen. 
Um den wesentlichen Einfluss darzulegen, welchen geneigte Lagen der Unruhe auf den Gang des Chrono 
meters ausüben können, mögen hier die folgenden Beobachtungen von Lieutenant Moore (Y. St.-M.) Erwäh 
nung finden. Die beiden Chronometer Negus No. 725 und 1262, welche einen sehr regelmässigen Gang 
besassen, wurden 9° derart geneigt, dass zuerst die XII des Zifferblattes und darauf die VI, IX und III 
* tiefer lagen; es geschah dies in der Weise, dass die Instrumente abwechselnd 14 Tage in einer geneigten 
Lage und 14 Tage horizontal aufgestellt wurden. Beide Chronometer gewannen in geneigter Lage 0?5 bis 
3:0, und es war ihr Gang mehr oder weniger unregelmässig; auch nachdem die horizontale Lage wieder 
hergestellt war, blieb der Gang zunächst noch ein schwankender und erreichte seinen früheren Betrag erst 
nach mehreren Tagen. Es waren die mittleren, auf gleiche Temperatur reduzirten Gänge die folgenden: 
Negus, No. 72 5 
horizontal + 0?72; XII unten —2? 18 
„ +0.77; VI „ -1.27 
„ +0.78; IX „ +0.17 
+ 1.01; III „ —1.21 
Negus, No. 12 62 
horizontal + 0?74; XII unten —Of 20 
+ 0 82; VI „ —1.70 
„ +0.75; IX ., —2.36 
+ 0 84; III „ —2.65 
Auch Prof. Peters hat durch vielfache Beobachtungen konstatirt, dass eine Neigung des Zifferblattes 
um 5° schon im Stande ist, bei einzelnen Instrumenten den täglichen Gang um mehr als 7 Sekunden zu 
ändern, und dass beständige pendelnde Bewegungen in Folge zu geringer Reibung der kardaniseken Auf 
hängung noch weit störender wirken können. 
Bei gut gearbeiteten Instrumenten wird deshalb die Reibung der Zapfen in den Lagern so eingerichtet, 
dass das Gehäuse nur langsam jeder Schiffsbewegung folgt. Auch auf ein genau horizontales Einspielen 
des Zifferblattes wird seitens des Fabrikanten von vorne herein Rücksicht genommen, doch ist es die Pflicht 
des Kapitäns, diese letztere Einstellung, welche keineswegs schwierig ist und von jedem Laien ausgeführt 
werden kann, von Zeit zu Zeit zu kontroliren und eventuell zu verbessern. Es sind zu diesem Zwecke an 
denjenigen Stellen, wo eine Verschiebung oder Nachhülfe erforderlich erscheint, die Contre-Muttern der 
grossen Schrauben, welche als Aufhängungs-Achsen dienen, und die Schrauben der Schieberplatten, welche 
sich gewöhnlich an der rechten und vorderen Seite des Ringes befinden, so weit zu lösen, dass eine Ver 
schiebung eben möglich ist. Nachdem dann die horizontale Justirung des Instruments sorgfältig ausgeführt 
ist, sind die vorher gelösten Schrauben wieder anzuziehen, indem man abwechselnd an denselben geringe 
Veränderungen vornimmt. Hierauf werden auch die Contre-Muttern wieder in ihre frühere Lage gebracht. 
Während der Ausführung dieser Manipulationen hat man sich dann und wann davon zu überzeugen, ob nun 
mehr das Chronometer horizontal einspielt, oder ob noch weitere Verschiebungen erforderlich sind. Zuletzt 
hat man noch besonders darauf zu achten, dass die Contre-Muttern sich hart an die Wände des Kastens, 
bezw. an den Ring anlegen; dieselben müssen zu diesem Zwecke scharf angezogen werden. Versäumt man 
diese Vorsicht, so tritt in Folge der Bewegung des Chronometers in seiner Aufhängung allmählich eine 
Lockerung der grossen Schrauben ein, und es wird hierdurch wiederum eine schiefe Lage des Zifferblattes 
hervorgebracht. — Es ist eine alte und gewiss nicht unberechtigte Klage der Chronometer-Fabrikanten, dass 
auf eine sorgfältige Kontrole und rechtzeitige Berichtigung der kardanischen Aufhängung seitens der Schiffs 
führer ein zu geringer Werth gelegt wird. Auch seitens des Chronometer-Prüfungs-Instituts der Seewarte 
ist die Mahnung, dieser Kontrole stets eine besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden, wiederholt ausgespro 
chen (siehe u. A. Annalen der Hydrogr. und Mar. Meteorol., Jahrg. 1881, Seite 234). — Es empfiehlt sich 
ferner, das Chronometer so aufzustellen, dass das eine Axenpaar der kardanischen Aufhängung längsschiffs, 
das andere querschiffs gerichtet ist. Da nämlich häufig der Fall eintreten wird, dass das Schiff entweder 
stampfende oder schlingernde Bewegungen ausführt (kombinirte Bewegungen werden freilich auch Vorkommen), 
so wird das Chronometer schon durch die Drehung um ein Achsenpaar sich horizontal einstellen, also leichter 
jeder Schiffsbewegung folgen.
	        
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